60 Jahre Dürener Eisenbahn A.G.


1. April 1893 - 1. April 1953



I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.
X.
XI.
XII.
XIII.
XIV.
XV.
XVI.
XVII.

Einführung
Aus der Gründungsgeschichte
Persönlichkeiten
Bau und Inbetriebnahme der ersten Strecke
Betriebsleitung
Weitere Entwicklung
Sitz der Verwaltung
Rückschau auf die Entwicklung
Industrie-Anschlußgleise
Postbeförderung
Besondere Ereignisse in den beiden Weltkriegen
Wiederaufbau
Neukonzessionierung
Vollelektrifizierung
Rurbrücke
Gefolgschaftshilfe
Personal
Heiteres
Karte Industrieanschlüsse

STADTARCHIV DÜREN
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Heiteres


Weil sich im Laufe der Jahre im Betrieb der DEAG auch manch Heitere abgespielt hat, soll zum Schluß dieser Schrift auch hiervon einiges festgehalten werden.


1. Von einer Zigeunerin

Der Personenzug fuhr von Düren nach Pier. Liebecks Peter war der Schaffner. In Hoven stieg eine Zigeunerin mit einem Säugling auf dem Arm ein. Wie es im Süden so Sitte ist, reichte diese unterwegs dem Kinde die Brust. Das war unserem Peter zuviel, und er ging zu der Frau hin und bedeutete ihr, daß dies nun nicht in Ordnung wäre. Doch die Zigeunerin kümmerte sich nicht um Peters Proteste, sondern bot ihrem Baby die Milchquelle an mit den Worten: „Nimm, Kasimir, nimm, sonst nimmt Schaaffnär!“


2. Der trinkfeste Werkmeister

Es war um die Fastnachtzeit. Wie so oft, machte der Schnee dem Bähnchen schwer zu schaffen. Da mußten alle Mann zum Schneeschaufeln heran. Der Werkmeister Schaaf schickte so ein Dutzend Mann mit Schaufeln und Besen bewaffnet in Richtung Düren. Zur Stärkung gab er eine Flasche Lebenswasser mit und vertraute sie dem „alten Schäfer“ an. Zu erstaunt war der Meister, als zum Feierabend eine Schar mehr oder weniger Angeheiterter erschien, Besen und Schaufeln im Takte ihres melodischen Gesanges schwenkend. „Das ist mir zu dumm!“, meinte Meister Schaaf, „Euch gebe ich nichts mehr mit. Ihr könnt ja gar nichts vertragen. 12 Mann von einer Flasche umgeworfen, die trink ich für mich alleine und gehe dann noch gerade.“


3. Vom Schaffner Dülks

Ort der Handlung: Endhaltestelle des Pierer Bähnchens in Düren. Ein Anhängerwagen bleibt, da er nicht benötigt wird, dort stehen. Der Schaffner Hermann Dülks begleitet hilfsbereit einen schwerbepackten Reisenden zum Bahnhof. Als er zu seinem Wagen ganz gemächlich zurückkommt, steht mit gesträubten Schnurrbartspitzen, die Uhr in der Hand, der Direktor Fischer neben dem Wagen. „Sie haben sich unerlaubterweise 16 Minuten vom Dienst entfernt und den Wagen ohne Aufsicht gelassen!“, donnerte dieser den Schaffner an. „Ich bestrafe Sie mit einer Mark!“

„Och nee, Här, dat geht ävver net good, ich han nur fünef Grosche von dem Reisende kräge!“


4. Eine Bestechung mit Erfolg

Die Personenzüge wurden noch von Dampflokomotiven befördert. Ein Mann von Arnoldsweiler fuhr von Birkesdorf nach Merken, und er wollte mit demselben Zuge die Rückfahrt machen. In Merken angekommen, ging er zum Lok.-Führer „Box“ und sagte zu ihm: „Wenn ich bei der Rückfahrt noch nicht hier bin, so warte einen Moment auf mich. Ich gebe dir auch eine Zigarre!“

Wider Erwarten konnte er seine Geschäfte schnell abwickeln, und er war rechtzeitig am „Statiönchen“. Aber der Zug war noch nicht da. Wohl hörte man von Ferne das Schimpfen und Fluchen des Lok.-Führers, weil die Lok angeblich keinen Dampf machte. Endlich rollte das Zügele an die Station heran, der Führer hing weit herausgebeugt aus dem Führerstand, und als er den Mann erblickte, rief er mit Stentorstimme: „Hätt et jeklapp? Die Zigar han ich doch verdeent?“


5. Versuchter Mißbrauch der Kleinbahn (Im Jahre 1946)

Die Beförderung von Leichen und lebenden Tieren (abgesehen von Hunden) ist auf der Kleinbahn tariflich ausgeschlossen. Dies war aber dem Ziegenbesitzter Sch. aus Norddüren nicht bekannt. Er stellte daher wiederholt den Antrag, seine Ziege zwar nicht im Wagen, aber auf der Lokomotive nach Merken und zurück befördern zu dürfen. Die Reise der Ziege nach Merken war aus Fortpflanzungsgründen notwendig, weil sich hierfür in Düren, im Anfang des Wiederaufbaues, keine Gelegenheit bot. Dem Antrag des Ziegenbesitzers konnte nicht entsprochen werden, aber es war schwer, ihm das plausibel zu machen.


6. Aus den alten Tagen des Wagens 2

Es war auf einer schönen Nordseeinsel im Jahre 1935. Eines Tages wollten wir uns das andere Ende der Insel ansehen und mußten hierzu das Bähnchen benutzen. Als wir nun dasselbe besteigen wollten, hörten wir schon aus einiger Entfernung einen Krach, der sich in einem der Wagen abspielte. „So eine olle Kiste, das nennt sich Bäderbahn, nein so was, nicht einmal Fenster sind da, das sind nur Luftlöcher, Männe, laß die Fenster runter, mir geht die Puste weg, nein, nein, wo sind wir hingeraten“ usw.

In das Geschimpfe der Berlinerin konnte ich mich nicht einmischen, weder für noch gegen, denn der Wagen lief von 1894 bis 1930 zwischen Düren und Birkesdorf, und ich hatte den schönen Wagen dem Bähnchen besorgt.


Personenwagen 1: 1893 / 1945



Karte Industrieanschlüsse




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