Geschichtsseiten für Bad Münstereifel und Umgebung
Wirtschafts-, Verkehrs-, Heimat- und Kulturgeschehen





Die Geschichte
des
Stiftes Münstereifel
sowie der übrigen
Kirchen und Klöster der Stadt.

In Beiträgen dargestellt
von
Ad. Plönnis
Pfarrer

Bonn.
Verlag von P. Hanstein.
1891.





0. Widmung und Vorwort
1. Gründung des Stiftes. Übertragung der Reliquien seiner h. Schutzpatrone. Geschichte derselben.
2. Die Stiftskirche
3. Stiftskloster - Statua et consuetudines
4. Die Jesuitenkirche - Jesuitenkloster
5. Die Salvatorkirche und das mit derselben verbundene Salvatorkloster

6., 7., 8. Das Kapuzinerkloster, das Carmelitessenkloster und das Marienhospital





5. Die Salvatorkirche und das mit derselben verbundene Salvatorkloster.

Die Salvatorkirche wurde im Jahre 1770 erbaut. Die seit Aufhebung der Klöster außer Gebrauch gesetzte Kirche wurde 1830 restauriert und wieder in Gebrauch genommen, seitdem die Salvatorschwestern 1831 das Kloster bezogen. Am 12. September 1879 brannten Kloster und Kirche ab, wurden aber im folgenden Jahre wieder aufgebaut.

Die Geschichte des hiesigen Salvatorklosters, von 1594 bis 1879, ist folgende: 1)

Die Stifterin der Genossenschaft St. Salvator ist Marg. Linnery, geb. zu Münstereifel, im Jahre 1567. Ihr Vater, Peter Linnery aus Köln, war Lizentiat der Rechte, Advokat und Geheimrath; ihre Mutter, Urs. Gröpper, war ebenfalls aus Köln gebürtig. Der Bruder derselben, Joh. Gröpper, war Erzdiakon in Köln und wurde später vom Papste Paul IV. zur Cardinalswürde erhoben.

Margaretha war die einzige Tochter ihrer Eltern und so tugendhaft unter deren Leitung erzogen, daß sie vom 12. Jahre ihres Alters ab sich fast mit nichts anderem beschäftigte, als mit Lesung und Betrachtung der h. Schrift und solcher Stellen der Kirchenväter, welche ihrem frommen Gemüthe zusagten. Hierzu diente ihr vortrefflich die Kenntniß der lateinischen Sprache und ein glückliches Gedächtniß, mit welchem sie sich die ansprechendsten Lehren und Gedenksprüche aneignete. Sie erwarb sich eine Fülle von Kenntnissen, daß sie im Stande war, eine eigene Anleitung für das geistliche Leben ihren geistlichen Töchtern zu hinterlassen. Das Werkchen führt den Titel: „Der enge, einfältige Weg zum ewigen Leben, Mainz, Verlag bei P. Hennings, 1615.“

Im 18. Lebensjahre kam bei ihr der Entschluß zur Reife, ihr Leben der Erziehung der weiblichen Jugend im geistlichen Stande zu widmen. Nach reiflicher Prüfung legte sie am 2. Dezember 1894 vor dem Stiftsdechanten Hubert Lommerssum das Gelübde der Keuschheit öffentlich in der Stiftskirche ab. Sie gab sich ganz dem Berufe der Jugenderziehung hin und schenkte ihr Haus und ihren Garten für dieses Werk. Dann schreibt sie in ihrem Testament: „Um das Haus zum Convent zu bauen, gebe ich noch tausend Thaler; die Jungfrauen, die sich darein begeben, werden auch etwas Zusteuer mitbringen. Euch gebe ich dieses Haus, Nebenhäuser und Garten, nicht um eine französische Schule daraus zu machen, sondern daß man die Kinder darin lehre, ihre mütterliche angeborene Sprache lesen und schreiben, dazu fräuliche Arbeit u. dergl.“ Dieses Haus lag in der Klostergasse neben der Antonius-Vikarie. Dem Hause sollte der Namen St. Salvator gegeben, und das Bild desselben vor der inneren Hausthür angebracht werden.

Die gottselige Stifterin starb im Jahre 1622, am 17. März; sie wurde im Grabe ihrer Eltern bestattet, an der linken Seite des Muttergottesaltars in der Gruft der Stiftskirche. Jede Spur dieses Grabes ist vertilgt durch die neue Bodenbeplattung der Krypta.

Nach dem Tode der Stifterin setzten zwei Basen derselben, Engelbertha und Margaretha Linnery, ihr Werk fort bis 1642.

Ihre Nachfolgerin war Angela Regels; unter ihr wurde die Anstalt landesherrlich bestätigt durch den Kurfürsten Wolfgang Wilhelm, und was die Schule anbelangt, so wurde diese unter die Leitung der Jesuiten gestellt.

Als Vorsteherin folgte Maria Lorbach im Jahre 1674; sie kaufte mit ihren Mitschwestern im Jahre 1653 - 1695 das Hofgut zu Antweiler, Steinenhof genannt.

Im Anfange dieses Jahrhunderts wurde die Anstalt, welche von der französischen Revolution verschont blieb, mit dem Kloster: „Zum süßen Namen Jesu“ (vg. Katzfey) vereinigt.

Die Vereinigungsstatuten vom 28. Mai 1828 wurden vom Erzbischof Ferdinand August und von der Königl. Regierung genehmigt. Gegen die Häuser vom süßen Namen Jesu (Wertherstraße) und St. Salvator (Kapuzinerstraße, heute das alte Armenhaus), wurde von der Stadt das ehemalige Carmelitessenkloster eingetauscht, welches fortan Salvatorkloster genannt wurde.

Die Schwestern nahmen 1831 laut Taufschaft eigenen Besitz vom Carmelitessen-Kloster und Kirche, und die Stadt verfügte über die beiden anderen klösterlichen Gebäude. Das Haus zum süßen Namen Jesu wurde von der Stadt verkauft und das von St. Salvator als Armenhaus benutzt.

Die geistlichen Lehrerinnen wurden von der Erzbischöfl. Behörde bestätigt und von der weltlichen Regierung für die Stadtschulen ernannt.

Einen bedeutenden Aufschwung nahm die Anstalt unter der letzten Oberin Ursula Scheeben; sie restaurirte die Gebäude für c. 40 000 Mark und brachte durch rastlose Bemühungen die Anstalt zu nie gesehener Blüthe.

Das Pensionat zählte in letzter Zeit gegen 70 Zöglinge; mehr als die Häfte derselben waren Schulaspirantinnen des Elementar- und höheren Lehrfaches.

Am 31. März 1879 fiel das Kloster dem Culturkampf zum Opfer und mußte die Oberin mit den Schwestern ins Ausland gehen; sie zogen nach Roermond, Holl.-Limburg. Der Abschied war für beide Theile, für Stadt und Schwestern, schwer. Die Stadt verehrte ihnen zum Andenken ein schönes Ciborium.

An Stelle der Schwestern traten am 1. April 1879 weltliche Lehrerinnen; gleichzeitig wurde im Klostergebäude ein städtisches Seminar unter staatlicher Aufsicht zur Bildung für Elemantarlehrerinnen errichtet.






Anmerkungen

1)

Aus dem Archiv des Klosters St. Salvator in Roermond





6. u. 7. Das Kapuzinerkloster und das Carmelitessenkloster





Digitalisierung Wisoveg.de: Die Geschichte des Stiftes Münstereifel sowie der übrigen Kirchen und Klöster der Stadt. In Beiträgen dargestellt von Ad. Plönnis, Pfarrer, Bonn, Verlag von P. Hanstein, 1891, Kreisarchiv Blankenheim Dkk 1 Mün





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