Mit Volldampf durch den Kreis - 150 Jahre Eisenbahn - Teil 12



Aus der Pferdebahn wurde nichts
Kölner Stadtanzeiger vom 24.1.1986

Bürgermeister Franz suchte für Frechen eine eigene Verbindung nach Köln

Von Helmut Weingarten




Bürgermeister Adolf Franz, der sich sehr für eine Bahn nach Köln einsetzte

Die „Köln-Frechen-Benzelrather-Eisenbahn“, die im Jahre 1894 als Dampfstraßenbahn ihren Betrieb eröffnete, hat eine lange Vorgeschichte. Sie beginnt bereits in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts, als unter dem damaligen Bürgermeister Kügelgen 1866 „eine Anzahl hiesiger Einwohner die Vorteile einer Bahn mit Station Frechen“ erkannten. Im gleichen Jahr trat Adolf Franz das Bürgermeisteramt in Frechen an. Er war es, der mit großer Ausdauer und Zielstrebigkeit für Frechen einen Bahnanschluß suchte, nachdem das benachbarte Großkönigsdorf an de Strecke Köln-Aachen schon über eine solche Verkehrsverbindung verfügte.

In seinem Lechenicher Kollegen Kiel fand er einen Mitstreiter, denn auch Lechenich suchte einen direkten Weg nach Köln. Mit Schreiben vom 23. April 1969 erkundigte sich Franz bei dem Lechenicher Bürgermeister nach dem Stand der dort favorisierten Eisenbahnlinie Lechenich-Gymnich-Frechen-Köln. Immerhin waren zu diesem Zeitpunkt schon Geometer im Zieselsmaar-Waldgebiet für die Festlegung einer Trasse tätig.

Auch ein anderes Projekt, das die mehr im Rechtsrheinischen aktive „Bergisch-Märkische-Eisenbahn“ anstrebte, die Linie Düren-Köln, wurde von Franz mit Interesse verfolgt. Beide Vorhaben kamen nicht über das Stadium der Vorplanung hinaus.

Das Unternehmen Teppler & Linskens schlug 1875 eine Erweiterung der von Köln bis Lindenthal bestehenden Pferdebahn bis nach Frechen vor. Tatsächlich kam es zu Verhandlungen mit dem „Syndikat für Financierung, Bau und Betrieb von Secundär- und Pferdebahnen“ in Berlin (10. Juli 1880). Doch manches sprach gegen eine solche Einrichtung. Schließlich hatte Bürgermeister Franz der Königlichen Eisenbahn-Direktion zu Elberfeld schon in einem Exposé am 2. Juli 1872 die Bedeutung seines Ortes und seiner natürlichen Bodenschätze, Kohle, Ton und Sand unterbreitet.

„Täglich“, so schrieb er, „verkehren 400 Personen, Geschäftsleute, Handwerker und Marktgänger zwischen hier und Cöln.“ Sie benutzten sicher alle die Eisenbahn. Zu dieser Zeit hatte Frechen 3600 Einwohner und 44 (!) Fabriken, die nach Angaben des Bürgermeisters „Thonwaren, Steingut, Krüge, Röhren, Flurplatten, Ornamente und Ofentheile“, jährlich etwa 3000 Karren zu 25 bis 30 Zentner, produzierten und bis Westfalen, die Schweiz und Holland lieferten.

Einige Jahre tat sich in Sachen Eisenbahn nichts. Im Jahre 1879 hatte Frechen 3.800 „fast ausschließlich gewerbetreibende Einwohner“. Es bestanden 33 Tonwaren bzw. Steingutfabriken, darunter „sechs ziemlich bedeutende Röhrenfabriken“. Ihr Bedarf an Kohlen belief sich jährlich auf 500 Waggons zu 200 Zentner.


Vor dem Bahnhofsgebäude in Frechen an der Kölner Straße entstand dieses Foto 1893 mit der Belegschaft der Frechener Bahn und der Dampfstraßenbahn. Reproduktionen: Helmut Weingarten

Von Frechen rechnete Franz einen Versand von Röhren von jährlich 500 Waggons à 100 Zentner, 300 Waggons Töpferwaren zu 60 Zentner, dazu kamen Ton und weißer Streusand.

Von Frechen nach Köln verkehrten täglich ein Postwagen und drei „Omnibusse“. Diese von Pferden gezogenen Wagen konnten nur wenige Personen befördern und keineswegs den vorhandenen Bedarf befriedigen, von einem Gütertransport ganz abgesehen. Die meisten Frechener, die in Köln arbeiteten - und das waren nicht wenige - gingen täglich zu Fuß, oder übernachteten die Woche über in Köln.

Mit diesen zahlen machte Franz gegenüber der Provinzial-Verwaltung, dem Landrat und anderen Behörden seine Rentabilitätsrechnung auf. In ausführlichen Auflistungen trug er sorgfältig Bau- und Betriebskosten zusammen und kam auf einen jährlichen Ertrag für eine selbst von der Gemeinde zu betreibenden Bahn von immerhin 15.000 Mark.

In der Nachbarschaft hatte Frechen allerdings viele Befürworter, aber auch viele, die Bedenken anmeldeten. So wandten sich im März 1883 Firmen und Privatpersonen, Grubenbesitzer und viele Töpfer, Priester und Landwirte aus Frechen und Köln in einer Denkschrift an die Provinzialverwaltung und forderten eine Sekundärbahn, „auf dem auch Waggons der Hauptbahn laufen“ könnten. Die Antragsteller hielten nichts von einer schmalspurigen Bahn. Denn sie bedeutete ein Umladen der Güter auf die normalspurige Hauptbahn und das wiederum war mit Verlust und Bruchgefahren verbunden. Diese Gruppe sah auch eine Chance, Ehrenfeld anzubinden.

Ein Unternehmen, die Firma Köhnen und Großpeter, Vorgängerin der heutigen Quarzwerke, war schon aus dem Interessentenkreis für eine Bahn ausgeschert. Von der Sandgrube im Buschbeller Wald hatte die auch im Eisenbahnbau tätige Firma eine Kleinbahn direkt zum Bahnhof Großkönigsdorf eingerichtet.

Zu Teil 13 der Serie
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