Mit Volldampf durch den Kreis - 150 Jahre Eisenbahn - Teil 13


Gemeinde Frechen mußte viele Schwierigkeiten überwinden

Eine schwere Geburt
Kölner Stadtanzeiger vom 31.1.1986

Köln zögerte, städtische Straßen für eine Bahnlinie freizugeben

Von Helmut Weingarten

An Bahnprojekten mangelte es in der zweiten Hälfte des vorigen und zu Beginn dieses Jahrhunderts auch im Gebiet des heutigen Erftkreises nicht. So wurde im Jahre 1885 von dem damaligen Bürgermeister Rosell (Hermülheim) eine Bahnlinie zwischen Kalscheuren und Großkönigsdorf ins Gespräch gebracht. Sie sollte auch Frechen berühren und die beiden bestehenden großen Staatsbahnlinien, Köln-Bonn und Köln-Aachen, verbinden. Der Frechener Bürgermeister Adolf Franz ließ seinen Kollegen wissen, daß man in Frechen einem solchen Vorhaben „wenig Sympathie“ entgegenbringen. Zwar sagte er nicht strikt ab, machte aber klar, daß ein Schienenweg nach Köln, auch im Interesse des Personenverkehrs, absoluten Vorrang habe.

So sehr sich der Frechener Bürgermeister auch um eine Bahnverbindung nach Köln bemühte - er mußte immer neue Rückschläge hinnehmen. Seine Vorstellung war es, die Bahn bis in die Kölner Innenstadt hineinzuführen. Als Endpunkt hielt er die Schaafenstraße in der Nähe des Hahnentores für ideal. Doch schon dazu äußerte der Kölner Oberbürgermeister Bedenken. Er ließ seinen Frechener Kollegen am 11. Mai 1887 wissen, daß die „Stadterweiterungs-Deputation“ eine Benutzung der im Stadtgebiet von Köln gelegenen Straßen „nicht in Aussicht stellen könne.“

Schon ein Jahr zuvor hatte sich die in Hannover ansässige Lokalbahnbau- und Betriebsgesellschaft Horstmann & Cie an dem Frechener Projekt interessiert gezeigt. Sie war bereit, diese Verbindung auf eigene Rechnung zu bauen. Doch mit dieser Lösung war das „Ministerium der öffentlichen Arbeiten“ in Berlin nicht einverstanden. Sie machte eine Genehmigung davon abhängig, daß die Gemeinde als Betreiber in Erscheinung treten müsse.

Am 2. Juli 1887 erlaubte dasselbe Ministerium der Gemeinde, mit den generellen Vorarbeiten zu beginnen. Doch eine Konzession für die Bahn blieb aus. Die Provinzialverwaltung hatte noch ein Wort mitzureden. Denn deren Straße von Frechen bis Köln sollte in Anspruch genommen werden. Ein Hindernis konnte Bürgermeister Franz aus dem Weg räumen. Gegen die Vorarbeiten hatte der Gouverneur des VIII. Armeekorps keine Bedenken, wie er mit Schreiben vom 12. August 1887 mitteilte. Auch die Kölner ließen sich noch Zeit, die städtischen Straßen für die Bahn freizugeben. Im Februar 1888 ging die Genehmigung des Landesdirektors der Rheinprovinz ein, daß auf der Cöln-Dürener-Straße Schienenwege verlegt werden dürften. Köln wiederum wollte die Straßenbenutzung auf 15 Jahre beschränken und machte auf Forderungen der Gemeinden Kriel und Müngersdorf aufmerksam.

Die Verhandlungen zogen sich noch einige Jahre hin. Die Finanzierung war Gegenstand eines ausgedehnten Schriftverkehrs. Im Februar 1892 schaltete Bürgermeister Franz noch einen Sachverständigen ein (Civilingenieur Hermann Hager aus Köln), der erneut ausführlich Notwendigkeit und Wirtschaftllichkeit einer Bahn von Frechen nach Köln mit einer normalspurigen Abzweigung nach Ehrenfeld darlegte.


Schnauzbärtig zeigte sich das Zugpersonal der „Frechener Bahn“ um 1900. Der Dampfbetrieb lief bis 1914. Dann folgte die „Elektrische“, die Linie F, das „Finchen“.
Repro: Weingarten

Drei Monate später signalisierte der Kölner Oberbürgermeister sein Einverständnis. Zu diesem Zeitpunkt brachte der Eisenbahnbetriebsdikektor Hupertz aus Altena auch eine elektrisch betriebene Straßenbahn ins Gespräch. Frechen blieb jedoch bei der „Locomotiv-Straßenbahn“, wartete aber immer noch auf die Konzession. In der „Localbahn-, Bau und Betriebsgesellschaft Hiedemann & Cie, Köln“, später in der „Continentalen Eisenbahn-, Bau- und Betriebsgesellschaft Berlin“, fand Frechen neue Partner beziehungsweise „Betreiber“ für die Bahn. Der erste Zug fuhr am 13. November 1893 bekränzt nach Köln, und am 1. März 1894 konnte der fahrplanmäßige Personen- und Güterverkehr voll aufgenommen werden. Am 1. Januar 1904 verkaufte die Gemeinde die Bahn zu günstigen Bedingungen an die Stadt Köln. Die Umstellung von Dampf auf Elektrizität erfolgte 1914. Die „Köln-Frechen-Benzelrather-Eisenbahn“, wie sie sich jetzt nannte, wurde 1955 mit den Kölner Verkehrsbetrieben zusammengeschlossen. Die Linie F („Finchen“) später Linie 21, heute Linie 2, zählte zu den ersten Kölner Vorortbahnen

Zu Teil 14 der Serie
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