Mit
Volldampf durch den Kreis - 150 Jahre Eisenbahn - Teil 11
Mit
der Vorgebirgsbahn fuhren die Kölner ins Grüne
Brühl
unter Dampf
Kölner
Stadtanzeiger vom 17.1.1986
Feuriger Elias hatte seine Tücken - Züge entgleisten
Von Helmut Weingarten
Der
Feurige Elias, wie man die Vorgebirgsbahn liebevoll
nannte, fuhr mitten durch Brühl. Am Markt befand sich die
zentrale Haltestelle. Die Karte stammt aus dem Jahre 1901.
Mit seiner höchsteigenhändigen Unterschrift erteilte am 4. August 1894 Kaiser Wilhelm II. der Aktiengesellschaft Vorgebirgsbahn Cöln-Bonn die Konzession zum Bau und Betrieb einer Eisenbahn zwischen beiden Städten. Dieses Datum gilt als die Geburtsstunde der Köln-Bonner-Eisenbahn. Eine Eisenbahnverbindung zwischen Köln und Bonn bestand schon seit dem Jahre 1844. Es gibt sie heute noch: als Bundesbahnstrecke Köln-Koblenz.
Nur einige Dörfer zwischen Köln und Bonn profitierten von dieser Strecke. Die Züge hielten lediglich an wenigen Stationen. Denn die Eisenbahn Köln-Bonn-Koblenz war auf Fernverkehr ausgerichtet. Eine neue Bahn mußte her: für die Landwirte des Vorgebirges, für Arbeiter, die nach Köln fuhren und für Kölner die aufs Land wollten, um an Sonn- und Feiertagen ausserhalb der Stadt Erholung und Erfrischung zu suchen (Handelskammerbericht aus dem Jahre 1894). Schon vor 1894 gab es Interessenten für eine Nahverkehrsverbindung zwischen Köln und Bonn. Viele Pläne zerschlugen sich.
Da ergriff die Stadt Köln die Initiative. Sie lud am 2. März 1891 den Oberbürgermeister von Bonn und die Landräte der Kreise Köln, Bonn, Bergheim und Euskirchen zu einem Gespräch ein. Es wurde beschlossen, eine Bahnlinie Frechen-Köln, Köln-Vorgebirge-Bonn und Köln-Wesseling-Bonn zu bauen. Bergheim und Euskirchen zeigten sich mehr an den eigenen Kreisbahnen interessiert. In den kommunalen Parlamenten der Städte Köln und Bonn und der Gemeinden dazwischen gab es nur Zustimmung für eine Vorgebirgsbahn. Man stellte den Antrag an die Königliche Regierung zu Berlin. Erst ein Jahr später, am 4. August 1894, unterzeichnete Kaiser Wilhelm II. Die Konzessionsurkunde.
Nach fast zwei Jahren Bauzeit wurde am 1. August 1897 die Teilstrecke Bonn bis Brühl in Betrieb genommen. Bis Januar 1898 war die Gesamtstrecke von 32,45 Kilometern der eingleisigen Schmalspurbahn fertiggestellt. Zur Ehre des Tages hatten die Stationsgebäude sich in ein üppiges Festgewand geworfen, schrieben die Zeitungen überschwänglich und berichteten am 8. Januar 1898 von der Festfahrt von Bonn nach Köln. Schon kurz darauf zeigte sich, wie notwendig diese Linie war. Monatlich wurden über 10.000 Menschen befördert. Die Gesellschaft konnte Einnahmen verbuchen, die weit über den ursprünglichen Schätzungen lagen. Die Schmalspurbahnen hatten aber auch ihre Tücken. Daß ein Zug entgleiste, kam öfter vor, obwohl die Bahn nur eine Geschwindigkeit von 15 Kilometer pro Stunde erreichte. Das Bähnchen, bald Feuriger Elias genannt, brauchte über zwei Stunden von Köln nach Bonn.
Das
Titelblatt der offiziellen Einladungskarte zur Eröffnung der
Vorgebirgsbahn Köln-Bonn
Es gab vier Klassen. Die Wagen waren entsprechend farbig markiert. In der vierten ungedeckten Klasse für Reisende mit Traglasten saßen die Vorgebirgsbauern mit ihren Erzeugnissen bei Wind und Wetter unter freiem Himmel. Anderen Fahrgästen wurde mehr Komfort geboten. Für Reisen Allerhöchster und Höchster Herrschaften werden besondere Verfügungen im Einzelfalle erlassen, welche streng geheim zu halten sind, hieß es in den Dienstvorschriften.
Sie regelten auch, welche Arbeiter vom Maschinenbetrieb auszuschließen seien, nämlich solche, die an Epilepsie, Krämpfen, Ohnmacht leiden, oder aus anderen Gründen nicht immer zurechnungsfähig sind. Auch Trunkenheit war nicht gern gesehen. Doch hin und wieder nahmen Lokomotivführer und Schaffner in Hermülheim ein Bierchen zu sich, und der Fahrplan geriet durcheinander.
Die Vorgebirgsbahn verkehrte vom
Kölner Heumarkt bis Brühl. Der Schienenweg führte
durch Brühl über die Kölnstraße und den Markt.
Die Bahn fauchte ordentlich, und ihr Dampf drang in die Läden
und Wohnhäuser, die unmittelbar an der Schiene lagen. Aber die
Anwohner nahmen die Belästigungen gelassen hin. Sie waren sogar
stolz auf ihre Kappes-Buure-Bahn, wie sie auch in
Anspielung auf die spätere Abkürzung KBE
genannt wurde. Im Jahre 1899 wurde die Gesellschaft in
Aktiengesellschaft der Cöln-Bonner-Kreisbahnen
umbenannt, und ab 1918 firmierte sie unter Cöln-Bonner-Eisenbahnen
Aktiengesellschaft. Im April 1926 wurde die Vorgebirgsbahn auf
der Strecke von Köln nach Pingsdorf auf Benzolwagen
umgestellt. In Brühl verbannte man die Bahn aus dem Stadtgebiet.
Nun erhöhte sich die Geschwindigkeit rasant auf 40 bis 45
Stundenkilometer, und Brühl war in 25 Minuten von Köln aus
zu erreichen.
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Teil 12 der Serie
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