Mit Volldampf durch den Kreis - 150 Jahre Eisenbahn - Teil 7



Die „Klüttenbahn“ kam nicht sehr weit
Kölner Stadtanzeiger vom 27.12.1985


Strecke von kurzer Lebensdauer - Aus der Geschichte der „Mödrath-Liblar-Brühler Eisenbahn AG“

Von Helmut Weingarten

„Klüttenbahn“ hieß sie im Volksmund, im offiziellen Sprachgebrauch lautete die Bezeichnung „Mödrath-Liblar-Brühler-Eisenbahn“. Die Geschichte dieser Bahnlinie beginnt Ende des 19. Jahrhunderts.

An der Wiege stand, wie bei vielen anderen Gründungen, auch hier die Westdeutsche Eisenbahn-Gesellschaft. Sie erkannte die Möglichkeiten, die das preußische Kleinbahngesetz privaten Investoren bot. Wo der Staat aus wirtschaftlichen Gründen abwinkte, sah die „Westdeutsche“ eine gute Chance, mit einfacheren betrieblichen Voraussetzungen gutes Geld zu machen.

In den Jahren 1897/98 erhielt die „Westdeutsche“ für die Strecke Mödrath-Liblar-Brühl die Konzession. Sie betrieb diese Linie als „Mödrath-Liblar-Brühler Eisenbahn“. Am 1. Mai 1901 konnte der Betrieb auf der Schmalspurbahn aufgenommen werden. Die offizielle Gründung der Bahngesellschaft folgte erst 1903, allerdings nunmehr als Aktiengesellschaft.

Die Gesellschaft wurde - laut erstem Geschäftsbericht - „auf Grund der Allerhöchsten Genehmigungsurkunde vom 13. Juni 1903 am 4. August 1903 mit Sitz in Cöln gegründet.“ Das Anlagekapital betrug zu diesem Zeitpunkt über 3,5 Millionen Mark. Ziel war von Beginn an der Ausbau einer vollspurigen Nebenbahn mit einer dritten Schiene für den Verkehr meter-(normal-)spuriger Betriebsmittel.


Die Grube Liblar gehörte mit zu den Brikettfabriken, die von den Zügen der Mödrath-Liblar-Brühler Eisenbahn bedient wurden. Dieses Bild einer Ansichtskarte entstand nach 1900.

Die Bahn führte über eine Strecke von 20,6 Kilometern. Wichtiger Knotenpunkt waren Mödrath mit Anschlußmöglichkeiten zur Bergheimer Kreisbahn und Liblar mit Anschluß an die Staatsbahn. Zusätzlich konnte man in Vochem die damalige Cöln-Bonner-Kreisbahnen, Vorgängerin der Köln-Bonner-Eisenbahn, erreichen.

Am 1. Oktober 1903 übernahm die Mödrath-Liblar-Brühler Eisenbahn Aktiengesellschaft von der „Westdeutschen“ für 2.378.035,42 Mark sämtliche Betriebsanlagen. Damit war die Westdeutsche noch nicht ganz aus dem Geschäft, denn auch noch 1904 besorgt sie den Umbau von der Klein- zur normalspurigen Nebenbahn.

Kohle und Zuckerrüben

Braunkohle, Briketts und Zuckerrüben gehörten zu den Hauptgütern, die aus dem Erzeuger- oder Fördergebiet zu den Nachbarbahnen befördert wurden. Zielort waren der Rheinhafen in Wesseling und die Zuckerfabriken im Brühler und Bergheimer Raum. Von den Brikettfabriken und Gruben Donatus, Liblar, „Maria Glück“, Roddergrube und Gruhl profitierte die Mödrath-Liblar-Brühler Bahn am meisten. Sie war zu Beginn dieses Jahrhunderts primär eine „Klüttenbahn“.

Eine untergeordnete Rolle spielte der Personenverkehr. Mit den zur Stadt Brühl günstig gelegenen Haltepunkten an der Kaiserstraße (heute Einmündung Leipziger Straße) und in Vochem (Hauptstraße/Römerstraße) bot sie den Brühler Bürgern eine Möglichkeit, Ziele im Liblarer, Bergheimer und Euskirchener Raum zu erreichen. Eine Rentabilität war damit aber nicht zu erzielen, so daß der Personenverkehr zwischen Brühl und Liblar 1927 eingestellt wurde.


Diese Karte der Bergheimer Kreisbahnen zeigt im unteren Teil (rechts, gekreuzte Linienmarkierung) auch das Streckennetz der Mödrath-Liblar-Brühler-Eisenbahn.
Repros: H. Weingarten

In dem Katalog zur Ausstellung „Brühl und die Eisenbahn“ hat Winand Perillieux die Strecke der „MLB“ beschrieben. Von Vochem ging es über die Kaiserstraße zur Winterburg und nördlich an Kloster Benden vorbei über die Heider Villestraße zum Bahnhof Gruhlwerk.

Die nächsten Stationen waren die Grube Maria Glück, Grube Brühl und gleichlaufend zur Brühl-Liblarer-Landstraße bis zur Eifelbahnstrecke Köln-Trier nach Liblar (Nordende des Staatsbahnhofes). Von hier ging es am Villehang nach Mödrath über Liblarer Dorf, Köttingen, Zieselsmaar, Kierdorf, Brüggen und Türnich/Balkhausen.

Das „Aus“ für die Mödrath-Liblarer-Brühler-Eisenbahn AG kam im Jahre 1913 mit der Verstaatlichung der Gesellschaft. Die MLB-Eisenbahn wurde Eigentum der Königlich-Preußischen Eisenbahn-Verwaltung.

Der Braunkohlenabbau im Bereich von Mödrath und auch Gruhlwerk/Heide machte Streckenverlegungen notwendig. Übrig blieb letztlich lediglich noch der Streckenabschnitt Kierberg/Heide-Vochem-Brühl. Auch dieses Reststück wurde am 31. Mai 1966 stillgelegt.

Zu Teil 8 der Serie
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