Mit
Volldampf durch den Kreis - 150 Jahre Eisenbahn - Teil 4
Straße
brachte das Aus für die Flutsch
Kölner
Stadtanzeiger vom 14.12.1985
Gegen
Konkurrenz von Bus und Lastwagen kam sie nicht an
Von
Helmut Weingarten
Die
Aufnahme entstand im August 1901. Sie zeigt das Herriger Tor in
Lechenich. In jenem Jahr wurden die Schienen verlegt.
Mit der
Durchfahrt durch Lechenich hatte die Flutsch ihre
Probleme. Sie fuhr durch beide Stadttore, das Herriger und das Bonner
Tor. In den Vorschriften (noch bis in die 50er Jahre) konnte bei
Nebel und ungünstiger Sicht die Durchfahrt erst dann erfolgen,
wenn ein Zugbegleiter dem Zug voraus gelaufen ist. Mit
einer rotgeblendeten Laterne mußte der
Straßenverkehr gewarnt und dem Lokomotivführer ein Signal
zur Weiterfahrt gegeben werden.
Für die Kreisbahn mußte der Kreis Euskirchen tief in die Tasche greifen. Immerhin waren fast zwei Millionen Mark aufzubringen, wobei allerdings die Rheinprovinz einen beträchtlichen Teil beisteuerte.
Schon am 6. Oktober 1984 war die Strecke Düren-Euskirchen der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft eröffnet worden. Seit 1880 war die Strecke Bonn-Euskirchen in Betrieb. So gab es für Personen und Güter Anschlüsse und Verbindungen nach fast allen Richtungen. So auch ein Verbundsystem mit der Bergheimer Kreisbahn. Zurück zur Flutsch. Nach dem 1. Spatenstich folgte im Januar 1895 die baupolizeiliche und eisenbahntechnische Abnahme. Am 26. Januar des gleichen Jahres verkehrten die ersten Güterzüge auf der Strecke, und am 1. März 1895 wurde der Personenverkehr aufgenommen.
Das Ende der Flutsch zeichnete sich in den 50er Jahren ab. Zunächst übernahm der Kreis Euskirchen 1949 die Bahn in eigener Regie. Von der aufkommenden Industrialisierung erhoffte man sich einen gewinnträchtigen Betrieb, zumal man einiges investierte. Geplant war auch der Ausbau auf ein normalspuriges Schienennetz.
Die Motorisierung, auch die zunehmende private Konkurrenz auf der Straße, waren aber zu groß. Der Einsatz von Dieseltriebwagen (bis 1955) brachte nicht den erhofften Erfolg. Auch die Streckenverkürzung und die Umstellung auf Busse bedeuteten nur ein Hinauszögern des sich anbahnenden Endes. 1957 übernahm die Bundespost das Streckennetz. Im Güterverkehr sah es nicht besser aus. Die Zuckerrüben brachten die Bauern mit eigenen Fahrzeugen auf der Straße zur Zuckerfabrik. Als schließlich auch die Kohleförderung der Grube Donatus auslief, stellte der Kreis am 30. Juni 1959 den Zugverkehr ein.
Heute erinnert nicht mehr viel an die Tage der Flutsch. Das alte Stationsgebäude Blessem in nächster Nachbarschaft vom Krankenhaus Frauenthal zeigt auf seinem Giebel noch das Bähnchen, von dem allerdings oft und immer noch gesprochen wird.
Die
Flutsch fuhr noch bis in die Nachkriegszeit durch
Lechenich. Auch der Güterverkehr führte durch die Stadt. Im
Hintergrund das Bonner Tor.
Repros/Bild: Helmut Weingarten u.
Slg.
Wall
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Ergänzungsfoto:
Fahrkarte Erp - Liblar 30.7.1953
Sammlung
Theo Kerp,
Kerpen-Türnich
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