Zeitungsartikel über die Euskirchener Kreisbahn











Die 'Kölnische Volkszeitung' veröffentlicht folgende Zuschrift:

Von der Erft, 14. October. Seit einiger Zeit scheint der Fahrplan für die Züge der Euskirchener Kreisbahnen außer Kraft zu sein. Es muß dies daraus geschlossen werden, daß fast kein Zug der Strecke Liblar-Wichterich mehr fahrplanmäßig verkehrt. Verspätungen von einer halben Stunde und mehr sind keine Seltenheit. Auch von der Zülpicher Seite kommen bittere Klagen. Der Grund zu diesen Verspätungen liegt augenscheinlich darin, daß die Personenzüge jetzt auch als Güterzüge benutzt werden und daher behufs Ein- und Ausrangierung der Güterwagen zu lange auf den Bahnhöfen Aufenthalt nehmen müssen. Daß die Interessen der auf die Kreisbahn angewiesenen Bevölkerung durch die Unpünktlichkeit im Fahrbetriebe nach mancher Richtung hin geschädigt werdn, wird niemand bestreiten. Die fortgesetzte, bald gewohnheitsmäßige Nichtbeachtung des eigenen Fahrplanesläßt auf eine bedauerliche Gleichgültigkeit der Bahnleitung gegen das Publikum und gegen die Interessen der Verkehrsinstitute, deren Zwecken auch die Kreisbahn zu dienen hat, schließen. Man erwartet allgemein, daß dem Mißstande baldigst abgeholfen wird.

Diese Kritik unserer Kreisbahn, welche anfangs als eine vorbildliche Errungenschaft des Kreises Euskirchen gefeiert wurde, muß in einem so angesehenen Blatte wie die 'K. V.' Aufsehen erregend wirken. Leider wird sich nicht mancher Bewohner des Kreises aus wirkliche Überzeugung veranlaßt sehen, dieser Kritik entgegenzutreten; die weitaus größte Mehrzahl dürfe die Wahrheit des in der 'K. V.' Gesagten ohne weiteres zugeben und mit einem stillen Seufzer der verschiedenen andern „guten“ Seiten unserer Kreisbahn gedenken. Soll es nicht möglich sein, der Westdeutschen Eisenbahn-Gesellschaft klar zu machen, daß sie als Betriebsunternehmerin auch Pflichten übernommen hat?








Quelle: Euskirchener Volkszeitung vom 18.10.1904
Archiv: Anton Könen Mechernich










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