Zeitungsartikel über die Euskirchener Kreisbahn











„Feuriger Elias“ mit 125 PS

Die erste Fahrt des Triebwagens der Kreisbahn

Unter dem Begriff des „Feurigen Elias“, der seit über 40 Jahren lobenswert und untadelig seinen Dienst zwischen kleineren und größeren Ortschaften des Euskirchener Hinterlandes versieht, prägte sich für den oberflächlichen Betrachter. Gleichzeitig die 'Vorstellung einer geruhsamen Langsamkeit zusammen. Doch wurde meistens nicht bedacht, daß gerade diese Langsamkeit ein Ausdruck der sicheren und gewissenhaften Beständigkeit, der Zuverlässigkeit und Sicherheit war, mit dem die Kreisbahn ihren Dienst versah. In den Jahren nach dem Kriege war die Kreisbahn sehr starken Bewährungsproben ausgesetzt und wir verraten nichts Neues, wenn wir daran erinnern, daß das Los dieser Sekundärbahn mehrfach besiegelt schien. Aber immer wieder konnte diese Verbindung, die sich zwar in der Hauptsache aus dem Güterverkehr erquickte, wenn auch daneben der Personenverkehr nicht zu missen war, erhalten werden. Eine neue Zeit des Aufschwungs und damit die Möglichkeit, ihre immer noch merkliche Bedeutung zu beweisen, kann für die Kreisbahn in der Zeit des Regiebetriebes auf den Strecken der Reichsbahnen. Da wurde die Kreisbahn Hauptverkehrsader und vermittelte den Reise- und Güterverkehr zwischen den wichtigen Wirtschaftsgebieten der Eifel, des Euskirchener Landes und den Hauptstädten Köln und Düren. Die schmalen Schienenstränge waren plötzlich zu lebenswichtigen Verkehrsadern geworden, ohne die sich Handel und Wandel hin und her nur noch schwieriger hätten aufrecht erhalten können. Wenn in den Jahren nach der Besatzungszeit der Verkehr auf der Kreisbahn wieder merklich zurückging, so war das nur eine zeitbedingte Erscheinung, die äußerlich recht sichtbar wurde in dem krassen Unterschied zwischen den alten und gemütlichen Verkehrs- und Betriebsmitteln auf dieser, und den durch die fortschrittliche Technik mehr und mehr gebesserten Fahrzeugen auf der anderen Seite. Die Reichsbahn wurde immer schneller und dazu kam der Wettbewerb mit dem Kraftwagen, der unabhängig von einem vorgeschriebenen Schienenweg die Lande durcheilte und die Kreisbahn, was Schnelligkeit und Bequemlichkeit anbelangt, weit hinter sich zurückließ. Und doch wären Industrie, Handel und Landwirtschaft im Kreise Euskirchen, soweit er nicht unmittelbar von den Schienensträngen der Reichsbahn durchlaufen wurde, sehr ins Hintertreffen geraten.








Dieseltriebwagen - Anzeige der EKB im Heimatkalender 1954 für den Kreis Euskirchen - Ausschnitt
Ergänzungsfoto wisoveg.de






Heute scheint nun der Zeitpunkt gekommen zu sein, der die absteigende Kurve im Verkehr und Ansehen der Euskirchener Kreisbahnen aufhält und neue Möglichkeiten erschließt. Gestern nachmittag besuchte der für den Personenverkehr bestimmte Diesel-Triebwagen zum ersten Mal die Kreisstadt und ab 15. August wird er den regelmäßigen Verkehr zwischen der Hauptstadt des Kreises und ihrem gewerbefleißigen Hinterland aufnahmen. Am Bahnhof Gansweide hatten sich gestern nachmittag eine Reihe von Herren des öffentlichen Lebens, unter ihnen Kreissyndikus Dr. Loben und Beigeordneter Heerkeren mit Vertretern der Euskirchener Presse eingefunden, um das neue Verkehrsmittel zu begrüßen. Eine Anzahl durch die Besonderheit des Ereignisses angezogene Euskirchener Bürger harrten mit ihnen der Ankunft des neuen Wagens. Schneidig und leuchtend vor Neuheit lief dieser in den Bahnhof ein. Die ihm entsteigenden Herren von der Verwaltung und Betriebsleitung der Euskirchener Kreisbahnen, Bahnverwalter Palm, sein Vorgänger, der nunmehr im verdienten Ruhestand weilende Bahnverwalter Potthast, Werkstättenvorsteher Ost, Ingenieur Meuser von der Baufirma und die Fahrer des neuen Wagens, machten ihre Gäste mit Wesen und Betrieb des Wagens bekannt. Der unter dem Fußboden eingebaute Deutz-Diesel-Motor entwickelt eine höchste Leistung von 125 Pferdestärken und erlaubt eine höchste Fahrgeschwindigkeit von 50 Kilometern in der Stunde. Aus betriebstechnischen Gründen und mit Rücksicht auf den Bahnoberbau wird die Verkehrsgeschwindigkeit allerdings nicht mehr als 30 Kilometer in der Stunde betragen. Der Innenraum des picksauberen Wagens hat 45 Sitz- und 40 Stehplätze, dürfte also den durchschnittlichen Beanspruchungen genügen. Der Gesamtraum ist aufgeteilt in zwei Führerstände an beiden Köpfen, deren einer gleichzeitig als Gepäckraum dienen kann, ein Raucher- und ein Nichtraucherabteil.

Bei der sich anschließenden Fahrt konnten die Gäste sich von der soliden und zweckmäßigen Bauart, des von der Triebwagenfabrik Wismar gelieferten Wagens, von der Gemütlichkeit einer Fahrt in dem ledergepolsterten Abteilen, wie auch von der Zuverlässigkeit und Verkehrssicherheit überzeugen. Zweifellos wird mit diesem Wagen eine neue Periode im Dasein der Euskirchener Kreisbahn beginnen, die vielleicht dazu führt, daß nunmehr auch der Personenverkehr auf dieser Schmalspurbahn zu neuem Ansehen kommt. Jedenfalls ist für die Zukunft im Netz der Euskirchener Verkehrswege ein neuer mitbestimmender Faktor enthalten.











Quelle: Euskirchener Volksblatt vom 4.8.1937
Archiv: Anton Könen Mechernich








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- Die Rheinische Bahn - Bekanntmachungen und kleine Artikel von 1846 - 1933
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