Vergangene Bilder aus der Eifel








Als es noch keine Eisenbahnen gab

In einer Broschüre von Höcker, die eine Werbung für den Fremdenverkehr der Eifel bilden sollte, steht zu lesen: „Im übrigen ist es doch heute in der Eifel nicht mehr so schlimm wie vor 50 Jahren, als überall noch Landstraßen fehlten und die Eifelbewohner mit ihren Hafersäcken in den rheinischen Städten als die Samojaden und Ostiaken der Rhein= und Moselgebirge neugierig beschaut wurden“. Also fünfzig vordem, das war demnach um 1820, schienen die Berge der Eifel die Bretter zu sein, mit denen die Welt zugenagelt war; nur wenige Fremdlinge wagten sich in das als rauh und unwirtlich bezeichnete Gebiet.

Daß die Eifel so lange jedem Fremdenverkehr verschlossen blieb, haben vor allem die schlechten Wegeverhältnisse verschuldet, darüber hinaus aber wurden von keiner Seite Stimmen laut, die sich für die Eifellandschaft einsetzten. Damalige Schul= und Erdkundebücher mußten meist nur Nachteiliges über die Eifel zu berichten. Stand doch in einem „Handbuch der Geographie“ zu lesen: „Die hohen Gebirgsebenen der Schnee= und Hocheifel oder Mitteleifel bilden einen kalten, steinigen Landstrich von traurigem, düsterem Aussehen mit sehr wenigen und meist geringen, unansehnlichen, unfreundlichen Dorfschaften, die von sehr armen, größtenteils noch auf einer sehr niedrigen Kulturstufe stehenden, aber genügsamen, ehrlichen Menschen bewohnt wird“. Solche und noch mehr unliebenswürdige Aeußerungen wurden über eine Landschaft gefällt, die heute durch ihre schönen Täler und eigenwilligen Felsgruppen bekannt ist und durch Straßen und Eisenbahn dem Fremden und Wanderer erschlossen ist. Nur kam hier alles sehr viel später als anderswo. Und das ist eigentlich verwunderlich. Denn während der größte Teil Deutschlands verhältnismäßig spät durch Landstraßen erschlossen wurde, sind schon vor mehr etwa 2000 Jahren die ersten Straßen von den Römern in der Eifel abgelegt worden. Die wichtigste Römerstraße war die Straße Köln - Trier. Weiter bestand eine Hauptverbindungsstraße von Aachen zum Rhein. Auch die Straße Köln - Reims führte teilweise über Eifeler Gebiet. Diese Straßen waren mit Abzweigungen versehen. An ihren Kreuzungen entstanden die Niederlassungen, wo heute noch Bitburg, Jünkerath, Marmagen, Zülpich und Billig liegen. Allerdings, nachdem Niedergang des Römischen Reiches verfielen auch die angelegten Straßen. Obgleich die Fürstenhäuser in Deutschland in der Eifel weite Jagdgründe besaßen, wurde nichts getan, die Straßen vor dem Verfall zu retten. Auch die Straßen des Mittelalters dienten in der Eifel nur dazu, den notwendigen Handel aufrecht zu erhalten. Einige Bedeutung behielt die alte Heerstraße nach Frankfurt, die die Verbindung bis zum Süden, nach Italien, schuf. Als die Franzosen 1796 in die Rheinlande einrückten, drängte Napoleon zum Ausbau der wichtigsten militärischen Straßen.

Im übrigen blieben die Eifeler Landstraßen in ihrem trostlosen Zustand. Bei der Uebernahme des Rheinlandes durch Preußen gab es demnach viel zu tun, um alle Schäden zu beseitigen. Von da ab spielte sich der Eifeler Verkehr auf seinen Landstraßen ab, bis auch diesem Lande der Segen der Eisenbahn reichlich spät allerdings, zuteil wurde. In den fünfziger sechziger und sogar siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts fuhren noch Kaufleute aus Blumenthal, Schleiden usw. nach Frankfurt zur Messe mit einem Pferdegespann. Vor Schaffen einer Bahnverbindung mit Köln z. B. fuhr ein Mann aus Hellenthal mit seinem Pferde oder sogar Ochsenfuhrwerk nach Köln, wobei er für die Bewohner der Orte, die er durchfuhr, Besorgungen machte. 1840 wurde im August eine planmäßige Personenbeförderung eingesetzt. Vor nunmehr 100 Jahren fuhren die Postkutschen und ihre lustigen Postillons durch die Eifeler Lande. Die Post hatte zwischen Euskirchen - Münstereifel - Blankenheim bis Stadtkyll, weiter zwischen Euskirchen - Kommern - Gemünd - Schleiden einen planmäßigen Fahrverkehr eingerichtet. Wenn auch das Tempo der Zeit angepaßt war, bedeutete diese Neuerung doch einen wesentlichen Fortschritt im Verkehrsproblem der Eifel.

Am 7. März 1884 fuhr auf der Strecke Kall - Gemünd zum letzten Mal der Postwagen, weil nun endlich die Eisenbahn in das vergessene Land gekommen war. Das romantische Zeitalter starb an diesem Tage. Der alte treue Postillon, der 34 Jahre hindurch der Postillon des Schleidener Tales war, lenkt seine mit Kränzen geschmückte Postkutsche zum letzten Male zwischen den ersten und schönen Bergen hindurch. Das Verkehrslehen ging nun seine neuen Wege.








Quelle: Euskirchener Volksblatt vom 28.8.1940 betr. die Eifel um 1820 und 1890
Archiv: Anton Könen Mechernich









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- Die Euskirchener Kreisbahn
- Volkswirtschaftl. Artikel, Aufbau der Rheinischen Bahn, Verstaatlichung und Eifelbahn 1853 - 1875
- Die Rheinische Bahn - Bekanntmachungen und kleine Artikel von 1846 - 1933
- Inserate rund um die Rheinische Bahn und Eifelbahn 1865 - 1922
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