Unfaire Behandlung eines Stiefkindes








Zu: „Kreis weiter gegen Kauf der Bahntrasse“ vom 1. September:

Noch länger warten auf die Oleftalbahn? Ist der Landrat wirklich ernsthaft an der Oleftalbahn interessiert? Leider war in der Zeitung zu lesen, dass der Herr Landrat Rosenke die Übernahme der Oleftalbahn und damit deren Reaktivierung nicht empfiehlt. Als Begründung zieht der Landrat Unwägbarkeiten und offene Fragen heran, die den Kauf zu einem Risiko machen würden. Allerdings schleichen sich in diese Begründung auch unfaire Argumente, die aufzeigen, dass der Schienenverkehr (ganz im Gegensatz zum Straßenverkehr) benachteiligt wird. Herr Rosenke argumentiert, dass nicht geklärt sei, ob eine mögliche Betriebsaufnahme auf der Oleftalstrecke Kürzungen auf anderen Bahnstrecken zur Folge hätte. Man denke ich ein solches Argument auf den Straßenbau übertragen: Ein Neubau einer Straße würde verhindert, damit andere bereits befahrene Straßen nicht gesperrt werden müssten?! Dass die Ertüchtigung einer Bahnlinie wie der Oleftalbahn eine Investition ist, mit der der Kreis sich einen Vorteil verschafft, scheint keine Rolle zu spielen. Der Nachbarkreis Düren macht den Kreis Euskirchen mit der Rurtalbahn vor, wie man das auch wirtschaftlich erfolgreich auf der vergleichbaren Bahnstrecke von Heimbach nach Düren anstellt. Ein weiteres Argument des Landrats (evtl. Erhöhung der Kreisumlage) scheint aufzuzeigen, wie im Vergleich zum Straßenbau die dringend benötigte vernünftige Anbindung an einen funktionierenden Schienenverkehr vernachlässigt wird. Auf der einen Seite ist der Ruf nach Umgehungsstraßen, Kreisverkehren, ja sogar Autobahnen (Weiterbau A1!) laut, und offensichtlich kann deren Bau nicht teuer genug sein (Südostumgehung Euskirchen!). Auf der anderen Seite zögert der Kreis bei der Reaktivierung der Oleftalbahn mit dem Argument, dass der Betrieb unter Umständen Geld kosten könne. Bei Kosten für den Straßenbau und den Straßenerhalt vermisst man solche Bedenken. Dies lässt Zweifel zu, ob der Kreis ernsthaft an der Aktivierung der Alternative zur Straße im Oleftal interessiert ist. Die Argumentation erweckt den Eindruck, dass die Förderung des Schienenverkehrs im Kreis Euskirchen unter der unfairen Behandlung eines „Stiefkindes“ leiden muss. Soll unter Umständen die unnötige Drohkulisse von Kürzungen auf betriebenen Bahnstrecken und evtl. Kosten für die Gemeinden uns Bürger und die Befürworter der Oleftalbahn einschüchtern?

Ralf Rademacher, Blankenheim



Zu: Reaktivierung der Oleftalbahn: Dieser Streit zwei Wochen vor den Wahlen war doch gar nicht zu vermeiden. Die Wahlkämpfer mussten den Lesern und Wählern einfach etwas bieten. Beide Seiten lassen den Ansatz vermissen, überhaupt sich mit der Sache ernsthaft beschäftigt zu haben. Während hier noch gestritten wird, erklärt der Nachbar Heimbach sich in der Öffentlichkeit zum „Tor zum Nationalpark!“ Auf Straße und Schiene zu erreichen! Den möglichen Besuchern von Rhein und Ruhr kann nur empfohlen werden: „Meiden Sie Preußisch-Sibirien, wenn Sie mit öffentlichen Verkehrsmittel anreisen möchten!“

Dieter Höver, Dahlem








Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger vom 17. September 2004
Archiv: Anton Könen Mechernich









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