Im Ausschuss um die Oleftalbahn gestritten
von Manfred Lang








Rosenke: „Noch offene Fragen klären“

SPD und CDU lieferten sich wegen der Reaktivierung heftige Wort-Gefechte.

Kreis Euskirchen - Die Frage, ob Landrat Günter Rosenke (CDU) nun der Totengräber der „Flitsch" ist, wie sein SPD-Gegenkandidat Uwe Schmitz vermutet, blieb offen. Ebenso wie der Anwurf von CDU-Kreisparteichef Clemens Pick, der für den Erhalt der Oleftalbahn kämpfende SPD-Kreistagsabgeordnete Winfried Hergarten sei ein Ignorant, der langatmige Reden halte und sich dabei resistent gegen jedes Argument erweise.

Die Debatte im Planungsausschuss des Kreistages über den Erhalt beziehungsweise die Reaktivierung der Eisenbahnstrecke Kall-Hellenthal, früher „Flitsch" und neuerdings „Oleftalbahn" genannt, ähnelte mitunter einer Schlammschlacht. Der nahe Kreistagswahltermin ließ grüßen.

Der SPD-Antrag, die Trasse der Oleftalbahn Kall-Hellenthal sofort zu kaufen, wurde am Montag im Kreis-Planungsausschuss jedenfalls abgelehnt. SPD und Grüne stimmten für, CDU und FDP gegen den SPD-Vorschlag.

Gleichzeitig betonte die CDU-Mehrheit aber, sie stehe zu dem 1999 gefassten grundsätzlichen Ja zu Kauf und Betrieb der Bahnstrecke. Allerdings, so Landrat Rosenke, müssten zuvor alle offenen Frage - insbesondere Kaufpreis und Folgekosten - geklärt werden.

Für die langatmige Verhandlungsführung des Kreises zeigten SPD und Grüne kein Verständnis. Seit dem Grundsatzbeschluss 1999 habe sich nichts mehr getan. Jetzt habe der Kreis sogar ein Ultimatum der Deutsche Bahn AG verstreichen lassen, behauptete Winfried Hergarten: „Die können jetzt die endgültige Stilllegung und den Rückbau der Gleise in die Wege leiten."

Landrat Rosenke und Franz Unterstetter, der Verhandlungsführer des Kreises in den Gesprächen mit der Bahn, hätten kein Kaufsignal des Kreises ausgesendet, so Hergarten: „Sie haben nicht ein einziges Angebot gemacht." Wer nur immer wieder neue Fragen stelle, so der SPD-Mann, der begebe sich in den Verdacht, dass er nur verzögern, aber nicht kaufen wolle.

Drei Abschnitte

Norbert Häger (SPD) forderte die Kreisverwaltung auf: „Sagen Sie der Bahn, Sie zahlen 2 Euro pro Quadratmeter für die Trasse und garantieren einen Zugbetrieb für einstweilen ein Jahr. Dann liegt wenigstens mal ein Angebot auf dem Tisch." Winfried Hergarten sagte Rosenke auf den Kopf zu: „Sie wollen die Strecke für einen Euro geschenkt bekommen. Aber dieser Traum ist ausgeträumt!" Die Bahn wolle „viel Geld" sehen - der 2001 bereits ausgehandelte Kaufpreis von 350 000 Euro sei heute längst überholt. Zumal die Bahn die 17 Kilometer zwischen Kall und Hellenthal mittlerweile in drei rechtlich unterschiedlich zu bewertende Abschnitte unterteilt habe. Die längste Teilstrecke bis Schleiden-Höddelbusch, auf der die belgische Armee Truppentransporte für den Übungsplatz Vogelsang anrollen lässt, ist faktisch noch in Betrieb.

Die zwei Kilometer zwischen Höddelbusch und Schleidener Bahnhof hat die „DB Services und Immobilien" an die Rhein-Sieg­Eisenbahn (RSE) verpachtet, und die fünf Kilometer von Schleiden bis Hellenthal sind faktisch stillgelegt. Für dieses letzte Teilstück, so Hergarten, müsse der Kreis bereits mit saftigen Immobilienpreisen rechnen.

Sofort zuschlagen

Die noch in Betrieb befindlichen Streckenabschnitte - das Land lässt wegen des Nationalparks auf seine Kosten in der Touristenhochsaison einen Triebwagen zwischen Kall und Schleiden verkehren - könnte der Kreis hingegen vergleichsweise billig erwerben. Winfried Hergarten meinte, die 180 000 Quadratmeter seien für knapp zwei Euro pro g Quadratmeter zu haben. Da sollte der Kreis sofort zuschlagen: „Wenn einer - und ich kenne einen, der das vorhat - auch nur zehn Meter aus der Strecke rauskauft, dann ist ein für alle Mal Schluss."

Eigentlich klang Hergartens Vorschlag also löblich, der Kreis solle die Strecke billig kaufen und „dann von mir aus stilllegen, aber dann haben wir sie für spätere Generationen am Namen". Doch leider habe die Sache einen gewaltigen Haken, wie Rosenke, Pick, Unterstetter und der Kreisexperte Achim Blindert dem Genossen aus Schleiden klarzumachen versuchten: Mit dem billigen Kaufpreis sei die Verpflichtung verbunden, die Strecke auch zu betreiben. Und daran klebten möglicherweise Investitionen in Millionenhöhe, weil die Bahn die 1981 aus dem ständigen Personenverkehr genommene Strecke nicht in dem Maß gepflegt und unterhalten habe, wie sich das ein Käufer wünschen würde.

Rosenke: „Wenn wir jetzt für zwei Euro kaufen und sagen, wir betreiben die Bahn, legen sie aber dann still, dann müssen wir die Differenz zum Immobilienwert der Trasse nachzahlen. Das können 30, 100 oder auch 200 Euro pro Quadratmeter sein." Das aber könne der Kreis nie und nimmer leisten.

„Mit dem Kauf der Schiene ist die Verpflichtung verbunden, die Strecke auch zu betreiben“ Landrat Rosenke








Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger vom 8. September 2004
Archiv: Anton Könen Mechernich









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