Zeitungsartikel über die Rheinische Bahn und die Eifelbahn mit ihren Nebenbahnen








- Urfttalsperre bei Gemünd, 25. August. Die Arbeiten an der gewaltigen Sperrmauer gehen ihrem Ende entgegen. Nur noch einige Tage und das Bauwerk ist fix und fertig. Dieser Tage wird mit der letzten Arbeit, der Asphaltierung auf der Mauer begonnen. Es könnte jetzt bereits mit der Füllung des Beckens begonnen werden, jedoch beanspruchen die Arbeiten im Kraftstollen noch einige Wochen Zeit. Die Kraftzentrale bei Heimbach ist auch im Rohbau fertig und hat schon dort die Maschinenmontage begonnen. Bis die gewonnenen Kraftmengen ihren bestimmten Weg machen können, werden wohl noch einige Monate vergehen. Während der derzeitigen Hitze und Trockenheit wird sich, wer die kaum noch nennenswerten Flüssigkeiten der Urft träge dahintröpfeln sieht, kaum vorstellen können, daß dieses Flüßchen zur Füllung eines den mittleren Alpenseen an Größe gleichkommenden Staubeckens ausreichen soll. Einstweilen qualmen auf dem Grunde dieses dereinstigen Bergsees, dessen Ränder durch die Grenze der Holzfällung deutlich erkennbar sind, die Kohlen=Meiler, mittels denen man das geschlagene Holz auf die zurzeit lohnendste Weise verwertet. Wenn noch immer dreihundert Arbeiter, darunter mehr als die Hälfte Italiener, beschäftigt sind, so liegt das außer den erwähnten Stollenarbeiten, an der Kraftzentrale, wo demnächst mit der Aufstellung der eigenartigen Schnecken=Turbinen und der elektrischen Maschinen begonnen werden soll. Die mächtigen Rohre, die das Wasser unter 11-atmosphärigem Druck, (also dem in einem Lokomotivenkessel gleichkommend) vom Stollenausgang auf die Turbinen leiten sollen, sind dort bereits an steilem Bergabhang fest einbetoniert. Zahlreiche frisch angekaufte Motorräder neuester Konstruktion sind für die Ueberwachung jenes Fernleitungsnetzes von 3 - 400 Kmtr. bestimmt, auf dem der zu liefernde Strom mit der ungeheuren Spannung von 35000 Volt seinen Weg nehmen wird. Erfreulich für das Unternehmen ist es, daß der preußische Eisenbahnminister sich nun doch entschlossen zu haben scheint, die Bahnlinie Call=Hellenthal und vielleicht auch die Sekundärbahn Düren=Heimbach mit dem ohnehin von der Anlage erzeugten Drehstrom, nicht aber mit dem ursprüngliche verlangten Wechselstrom betreiben zu lassen. Vielleicht und wenn weitere mächtige Talsperren nachfolgen, führt dies dazu, die Wasserkräfte unserer Mittelgebirge in ähnlichem Umfang zum Eisenbahnbetrieb zu verwerten, wie Italien und die Schweiz es mit den Wasserkräften der Alpen zu beabsichtigen scheinen. Auch den neu aufsprießenden Industriezweigen der Eifel, die sich noch sehr zu festigen haben, ehe sie an Solidität mit der ehemaligen, von alteingesessenen Familien betriebenen Eisenindustrie zu wetteifern vermögen, wird das jedenfalls nicht ohne Nachfolge bleibende Unternehmen zugute kommen. Wie stark im ganzen nordwestlichen Deutschland das immer mehr zunehmende Interesse ist, bewies während der letzten Monate ein Strom von Fremden, der die Gesamtzahl aller derer, die in den vier ersten Baujahren an der Talsperre gewesen sind, weit übertraf.








Quelle: Euskirchener Zeitung vom 31. August 1904
Archiv: Anton Könen Mechernich









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