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Ein neues Eisenbahn=Project für die Eifel |
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In jüngster Zeit ist ein Plan, welcher schon seit langen Jahren den Gegenstand frommer Wünsche der in Betracht kommenden Bevölkerungskreise bildet und früher auch schon einmal, allerdings in zu weit vorgerückter Session, seinen Weg zum Abgeordnetenhause genommen hat, wieder in den Vordergrund geschoben worden, nämlich der Plan einer Verbindungsbahn zwischen dem Ahrthal und dem Kyllthal. Ist zwar auch in den letzten Jahrzehnten durch Erbauung mehrerer wichtiger Strecken vieles zur Erschließung der Eifel im allgemeinen geschehen, so bedürfen doch im besondern noch zahlreiche Gebiete der Erleichterung ihrer bisher sehr erschwerten Zugänglichkeit durch Anlegung von Eisenbahn=Verbindungen. Zu diesen Gebieten gehören in hervorragendem Maße die Kalk= und Marmor=Lager in der Nähe von Hillesheim. Unmittelbar bei dem zur vulcanischen Eifel gehörigen Marktflecken Hillesheim beginnend, dehnt sich in nordöstlicher Richtung zur Ahr hin ein etwa 5 bis 6 Kilometer breiter, 15 Kilometer langer Streifen, die sogen. Hillesheimer Kalkmulde, aus Die Längsrichtung dieses Streifens entspricht ungefähr einer Linie, welche man sich durch die Orte Hillesheim, Berndorf, Kerpen, Niederehe, Ahütte, Nohn, Dorsel gelegt denke. Der Reichthum des in dieser Mulde verschlossenen Kalkes ist nach Aussage von Sachverständigen, besonders nach dem noch kürzlich eingeholten Gutachten des Landesgeologen Grebe zu Trier, eines gediegenen Kenners der Eifel und ihrer Bodenschätze, im vollsten Sinne unermeßlich. Selbst bei dem umfangreichsten Betriebe würde seine Ergiebigkeit auf menschlich berechenbare Zeit eine Ausbeutung gestatten, ohne eine Erschöpfung befürchten zu lassen. Der Güte nach ist der Eifelkalk von ganz vortrefflicher Beschaffenheit. Schon längst ist der Kalk einzelner Gegenden, namentlich aus der Nähe der Orte Niederehe, Ahütte, Nohn, ein sehr geschätztes Material, welches durch verschiedene kleinere Kalkbrennereien per Achse weithin versandt wird. Der Kalk eignet sich nachweislich sehr gut zu Bauzwecken, sowie zur Düngung Auch ist es hinreichend wahrscheinlich, daß er zu Zwecken der Glashütten=, Leder=, Zuckerfabriken und in sonstigen Industriezweigen sich verwenden läßt. Würde an Stelle der bisherigen Landwege eine Eisenbahn=Verbindung hergestellt, so wäre das Erschwerniß der kostspieligen Landfrachtbeförderung beseitigt und es würde voraussichtlich der bisher verschränkte Weg für eine ganz bedeutende Industrie erschlossen sein, welche bis zum Rhein sowie anderseits zum Hohen Venn, wo allerwärts der Kalk gänzlich fehlt, ihre wichtigen Exportwirkungen üben würde. Außer diesen Kalkvorräthen birgt die Hillesheimer Kalkmulde auch Marmorlager von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Diese kommen zwar hauptsächlich nur an zwei Stellen vor, nämlich bei Uexheim=Ahütte und am Weinberg bei Kerpen. Bedarf auch die genauere Feststellung der Mächtigkeit dieser Marmorlager eingehender Versuche, so ist doch nach Aussage der Sachverständigen der Schluß gerechtfertigt, daß der Abbau des Marmors sich auf Jahrhunderte hinaus lohnen wird. Hierzu kommt bezüglich der Güte, daß nach dem auf Proben gestützten Urtheile eines Sachkenners, des Marmorschleiferei=Besitzers Schüller zu Trier, der Marmor beim Schleifen ein sehr schönes Ansehen erhält, eine Politur von röthlich grauer Färbung annimmt und daß er dem sogen. belgischen Granit anscheinend wenig nachsteht. Wenn im Laufe der letzten Jahre vieles zur wirthschaftlichen Erschließung der Eifel und zur Hebung des Nothstandes ihrer Bewohner, besonders durch Einführung neuer Industriezweige, geschehen ist, so bietet sich hier für eine weit ausgedehnte Gegend ein natürlicher Anknüpfungspunkt zu weiterm Vorgehen, indem hier Gelegenheit geboten ist, die in den Bergen, welche keine Weinreben tragen, in den Aeckern, die nicht jeder Bebauung zugänglich sind, von der Mutter Natur in verschwenderischem Maße, reichlicher als in mancher anderen sonst mehr bevorzugten Gegend niedergelegten unterirdischen Schätze zum Segen zahlreicher Bevölkerungskreise nutzbar zu machen. Zur erfolgreichen Gewinnung dieser Bodenschätze ist aber nach den Anforderungen der Gegenwart eine Eisenbahnverbindung eine unerläßliche Nothwendigkeit. Für die praktische Anlage dieser Eisenbahn bietet nun zunächst die Richtung, in welcher das vorbeschriebene Kalk= und Marmorlager verläuft, einen ganz ungezwungenen Fingerzeig. Von dem Orte Hillesheim aus würde eine Bahn in der Längsrichtung jenes Streifens, ohne auf nennenswerthe technische Schwierigkeiten zu stoßen, sich über die oben genannten Orte bis Ahütte führen lassen. Woselbst sie in den Kreis Adenau übertreten und in die von dort nicht mehr weit entfernte Ahrthalbahn an einer der gegenwärtigen Stationen, sei es Adenau oder Dümpelfeld, ihre Einmündung nehmen würde. Wäre auf diese Weise die Verbindung zwischen Ahr= und Kyll=Thal hergestellt, so würde auch die Weiterführung der Bahn nach der andern Richtung, nämlich von Hillesheim über Stadtkyll nach Elsenborn hinauf, ein zweifellos sehr lohnendes Unternehmen sein. Von Hillesheim bis Jünkerath der Staatsbahnstrecke Köln=Trier folgend, würde sie bei Jünkerath abzweigen und zunächst über Stadtkyll bis Cronenburg und Hallschlag beständig dem Kyllflusse folgen. Abgesehen von großen zwischen diesen Orten gelegenen herzoglich Arembergischen Forstbeständen, würden bei Cronenburg und Baasem bedeutende Kalklager, zwar nicht so groß, aber an Güte denjenigen der Hillesheimer Kalkmulde nicht nachstehend, einen die Erschließung lohnenden Industriezweig bilden, während bei dem einige Kilometer von Hallschlag gelegenen Ormont Massen vulcanischen Sands, sowie ein großes Thonlager und ein etwa 60 Hectar großes Torfvenn zu finden sind. Von Hallschlag aus würde zwischen zwei Möglichkeiten der Fortführung der Strecke zu entscheiden sein. Zunächst kommt in Betracht die Weiterlegung über die Höhe von Hergersberg, dann nach Kreuzung der Dreis=Losheimer Straße durch den königlichen Forst Buchholz, wo die Warche entspringt, zwischen Honsfeld und Hünningen, beständig dem Warchethal folgend, über Büllingen und Büttgenbach, einer Station der Bahn Aachen=St. Vith. Anderseits würde von der Höhe bei Hergersberg die Bahn unweit Manderfeld vorbei, stets dem Thale der Our folgend, nach Lommersweiler, einer Station der Bahnstrecke St. Vith=Ulflingen geführt werden können. Durch beide Möglichkeiten würden Landstriche, welche bis jetzt von Bahnverbindungen abgeschlossen sind, und welche außer verschiedenartigen unterirdischen Bodenschätzen einen nach Tausenden von Hectaren zählenden Bestand an königlichem und Privat=Wald enthalten, dem Verkehr erschlossen und wirthschaftlich gehoben werden, während zugleich eine neue Verbindung mit dem Uebungsplatze Elsenborn hergestellt wäre. Daß die im Schooße der Erde gelegenen Schätze, mögen sie auch nicht gerade in purem Golde bestehen, für eine umfangreiche, zumeist arme Gegend eine Quelle des reichsten Wohlstandes enthalten, vorausgesetzt, daß deren geeignete Erschließung ermöglicht wird, hat man an Ort und Stelle genügend erkannt. Ein Ausschuß, welcher in Hillesheim seinen Sitz hat, ist nach Kräften bemüht, diese Erkenntniß auf die weitesten Kreise zu übertragen. Bisher ist es gelungen, die weitaus meisten Gemeinden nicht nur von der Einträglichkeit einer derartigen Bahnverbindung zu überzeugen, sondern sie auch zur Zulage ansehnlicher materieller Opfer an Land und Geld geneigt zu machen. Mögen auch an höherer Stelle, wo der Ausschuß demnächst die unstreitig für das neue Bahnprojekt sprechenden wirthschaftlichen Gründe vorzubringen gedenkt, diese auf Hebung armer Eifel=Districte gerichteten Bestrebungen geneigtes Wohlwollen finden! (Köln. Vztg.) |
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Quelle: Euskirchener Zeitung
vom 19. Dezember 1896 |
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