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Das Bahnprojekt Liblar=Ahr |
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Aus dem Kreise Rheinbach, 22. Febr. Das Bahnprojekt Liblar=Ahr, welches seit Jahrzehnten im Kreise Rheinbach als dringendes Verkehrsbedürfnis gefühlt wird, soll endlich, wie verlautet, verwirklicht werden. Aber so sehr die Allgemeinheit die Bahn herbeisehnt, so gibt es doch unbegreiflicherweise einzelne Bestrebungen, die, angeblich zu Wahrung öffentlicher Interessen, bei Licht besehen aber nur zur Wahrung engherziger Privatinteressen vorgebracht werden und der Ausführung des Projektes hindernd entgegentreten. Abgesehen davon, daß einzelne Grundbesitzer und Jagdliebhaber, das Privatinteresse über das Gesamtwohl stellend, die Durchquerung und Expropriation ihrer Besitzungen oder ihres Jagdterrains scheuen und darum am liebsten gar keine Bahn wollen, hat sich jüngst im Ahrtal eine Bestrebung gegen das bisher ausgearbeitete Bahnprojekt erhoben, die ihren Ausdruck fand in einer, wie es heißt, zahlreich besuchten Protestversammlung in Dernau. Ich verstehe nicht, warum man diese Versammlung erst jetzt, unmittelbar vor Inangriffnahme des Baues abhält und dem Ministerium und der Eisenbahndirektion gewissermaßen Knüppel vor die Füße wirft. Das kann doch nur dazu beitragen, den Bau zu verzögern, oder die maßgebenden Stellen dahin zu bringen, daß sie nun auch ihre eigenen Wege gehen. Denn daß die Strecke Liblar=Ahr eine Hauptbahn mit doppelten Geleise werden sollte, auf der täglich etwa 80 Züge verkehren würden, war ja allgemein bekannt. Die Direktion hat daraus niemals ein Hehl gemacht. So weiß ich aus Erfahrung, daß sie allen Interessenten ebenso wie mir auf Wunsch die Pläne der Linienführung vorgelegt hat, daß sie ferner den Wünschen der berührten Gemeinden tunlichst entgegengekommen ist, da sie durchschnittlich auf der elf Kilometer langen Strecke drei Bahnhöfe vorgesehen hat. Nun soll auf einmal die Schönheit des Ahrtales durch die Bahn gefährdet sein. Ein paar Güterzüge mit etwas Maschinenrauch verdunkeln noch lange nicht den Himmel über der Ahr und hindern auch gewiß die Sonne nicht daran, die Weinbeeren zur Reife zu bringen. Ein einziger Schleppdampfer auf dem Rheine entwickelt mehr Rauch, als drei Lokomotiven, aber wohin sollen wir mit unserer großartigen Verkehrsindustrie kommen, wenn es den Rheintalbewohnern eines Tages einfallen sollte, einigen Naturenthusiasten zuliebe durch Protest und Petitionen es bei allen Instanzen durchzusetzen, daß kein Verkehr mit Schleppdampfern mehr stattfinden soll? Wenn die Königliche Eisenbahndirektion einmal den Entschluß fassen sollte, die Strecke Cöln-Trier zur Bewältigung des wachsenden Güterverkehrs viergleisig auszubauen, und nun die Bewohner der Eifel durch öffentliche Versammlungen Protest gegen die Verunstaltungen der Naturschönheiten der Eifel erhöben, so würden auch wohl die Dernauer Enthusiasten darüber lächeln. Es ist ja leicht, auf einer Volksversammlung eine Begeisterung für irgendeinen Plan zu entfachen. Im übrigen bin ich der Ansicht, daß der Dernauer Protest sowohl beim Ministerium, als bei der Eisenbahndirektion Beachtung finden wird, aber ich brauche kein Prophet zu sein, um mit Bestimmtheit sagen zu können, daß den übrigen Einwohnern der Kreise Rheinbach und Ahrweiler dadurch ein schlechter Dienst erwiesen worden ist. |
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Quelle: Euskirchener
Volkszeitung vom 22. Februar 1913 |
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