100 Jahre Eisenbahnverbindung von Köln nach Aachen








Ein denkwürdiger Jubiläumstag im Aufbau des westdeutschen Eisenbahnverkehrs

Anfang September 1941 ist die hundertjährige Wiederkehr der Eröffnung der durchgehenden Eisenbahnverbindung von Köln nach Aachen. Schon bevor im Jahre 1835 mit der Strecke Nürnberg=Fürth die erste deutsche Eisenbahn mit der Strecke Brüssel=Mecheln die erste belgische Eisenbahn in Betrieb genommen wurde, waren auch in Westdeutschland die entscheidenden Schritte für die Durchführung mehrerer Eisenbahnprojekte getan. Unter ihnen war neben der geplanten Eisenbahnverbindung vom Rhein zur Weser vor allem

der Plan einer Eisenbahn von Köln nach Antwerpen von Bedeutung.

Die ersten, von belgischer Stelle ausgehende Anregungen zu dieser Bahn fanden nach der Abtrennung Belgiens von den Niederlanden einen starken Widerhall. Das Streben der Belgier, die allgemeinen wirtschaftlichen Beziehungen ihres jungen Staates mit dem Rheinland zu beleben und insbesondere dem Hafen von Antwerpen ein weiteres Hinterland zu verschaffen und ihn so gegenüber den niederländisch gebliebenen Rheinhäfen zu fördern, begegnete dem deutschen Wunsche, die politisch und wirtschaftlich unerwünschte Abhängigkeit des Rheinlandes von der rheinischen Wirtschaft einen zweiten Ausgang zum Weltmeer über Belgien zu verschaffen. Diese Triebkräfte waren so mächtig, daß sie sich gegenüber manchen damals noch bestehenden Bedenken gegen den Bau einer Eisenbahn durchsetzten. So trat in Köln auf Betreiben des Kaufmannes Camphausen im Mai 1933 ein Komitee für die Eisenbahn von Köln nach Aachen zusammen, das alsbald die königliche Genehmigung zum Bahnbau nachsuchte und Ende des Jahres auch erwirkte

Die Ausführung des Bahnbaues

wurde einer privaten Aktiengesellschaft, der „Rheinischen Eisenbahngesellschaft“ übertragen. Freilich dauerte es noch mehrere Jahre bis zum 21. August 1837, ehe diese Gesellschaft in ihrer endgültigen Gestalt gegründet und staatlich genehmigt war. Das lag zum Teil an gewissen Widerständen aus den Kreisen der Landesregierung in Berlin, zum Teil aber auch darin begründet, daß die Frage der Linienführung der Eisenbahn noch ungeklärt war. Die Meinungsverschiedenheiten über die Linienführung der Eisenbahn von Köln bis zur belgischen Grenze führten zu einer ernsten Krisis, die zeitweise die Durchführung des Baues überhaupt in Frage zu stellen drohte. Den ursprünglichen Plänen, wonach die Bahn mit Rücksicht auf die Geländeverhältnisse und zur Kostenersparnis ohne unmittelbare Berührung von Düren und Aachen von Köln bis Eschweiler nördlich der heutigen Strecke verlaufen und von da an unter südlicher Umgehung Aachens in Richtung Cornelimünster=Eupen zur belgischen Grenze geführt werden sollte, wobei der Anschluß Aachens durch eine Zweigbahn vorgesehen war, traten die Wortführer der Stadt Aachen unter Führung des Kaufmannes Hansemann mit dem Hinweis auf die Stadt Aachen drohenden Nachteile und auf sonstige Bedenken allgemein wirtschaftlicher Art entgegen. Als man sich auch nach Vorlegung verschiedener Kompromißvorschläge nicht einigen konnte, wurde auf Veranlassung Hansemanns sogar eine Konkurrenzgesellschaft gegründet, die die Genehmigung zum Bau einer Eisenbahn unmittelbar über Aachen einholen wollte. Unter diesen Umständen ist es nicht verwunderlich, wenn die Regierung die staatliche Genehmigung der Streckenführung bei der ungeklärten Sachlage immer wieder hinauszögerte. Schließlich genehmigte sie jedoch den Bahnbau durch die Rheinische Eisenbahn=Gesellschaft mit der Auflage, daß die Linie die Städte Düren und Aachen unmittelbar einbeziehen müsse. Nunmehr begannen alsbald die eigentlichen Vorarbeiten für die Ausführung des Bahnbaues, wie der Grunderwerb, die Materialbestellung und die Anwerbung der Arbeitskräfte. Am 1. April 1838 wurden die Bauarbeiten aufgenommen. Unter ihnen sind neben zahlreichen Dämmen, Einschnitten und Brücken die Rampe zwischen dem Hauptbahnhof Aachen und Aachen=Süd sowie drei Tunnels hervorzuheben. Der Bau zog sich mehrere Jahre hin. Während die Eisenbahn auf der Teilstrecke von Köln nach Müngersdorf bereits am 2. August 1839 dem Personenverkehr übergeben und ihre Verlängerung bis Lövenich im Juli 1840 betriebsfertig wurde, konnte die ganze eingleisige Strecke von Köln bis Aachen nach einer Probefahrt am 1. September 1841 übergeben werden. Die allgemeine Eröffnung für den Reiseverkehr fand am 6. September 1841 statt. Der Güterverkehr setzte kurz darauf, Ende Oktober 1841 mit einer Kohlensendung Aus Aachen und wenige Tage später in der Gegenrichtung mit einer Wollsendung von Köln aus ein. Nach dem ersten Personenfahrplan fuhren zunächst nur je ein Morgenzug und ein Nachmittagszug von Köln nach Aachen und umgekehrt. Im Jahre 1843 folgten dann die Eröffnung der weiter geführten Stecke Aachen=Herbesthal und der Anschluß an das belgische Eisenbahnnetz in Herbesthal. Damit war die durchgehende Eisenbahnverbindung von Köln nach Antwerpen vollendet. Ihre Bedeutung ist heute, wo im Zeichen der allgemeinen Neuordnung Europas die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Bande zwischen dem Großdeutschen Reich und dem flämisch=wallonischen Siedlungsraum enger geknüpft werden, noch gestiegen, so daß man die Eröffnung der wichtigen deutschen Teilstrecke von Köln nach Aachen vor hundert Jahren als einen der großen Meilensteine im deutschen und europäischen Eisenbahnverkehr ansprechen kann.

nsg)








Quelle: Euskirchener Volksblatt vom 23. August 1941
Archiv: Anton Könen Mechernich









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- Volkswirtschaftl. Artikel, Aufbau der Rheinischen Bahn, Verstaatlichung und Eifelbahn 1853 - 1875
- Die Rheinische Bahn - Bekanntmachungen und kleine Artikel von 1846 - 1933
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