Wann kommt endlich der Bahnhofs-Neubau?










Bundesbahn hat kein Geld - Und der Grenzlandfonds? - Stiefmütterliche Behandlung Euskirchens

Euskirchen. - Seit Jahren wartet die Bevölkerung der Kreisstadt und ihrer näheren und weiteren Umgebung mit Schmerzen auf den Wiederaufbau des Euskirchener Bahnhof-Empfangsgebäudes. Immer wieder glaubte man, in absehbarer Zeit mit dem Baubeginn rechnen zu dürfen. Ganz besonders feste Formen nahmen diese Erwartungen an, als im vorigen Jahr endlich die traurigen Überreste des früheren, dem Kriege zum Opfer gefallenen Empfangsgebäudes beseitigt wurden. Platz für den Neubau war nun geschaffen, aber der Neubau selbst scheint auch in diesem Jahre noch nicht Wirklichkeit werden zu wollen. Das „Volksblatt“ befragte die zuständigen Stellen der Bahn nach den Gründen für diese Verzögerung.

Diese Gründe lassen sich eigentlich in einem Satz zusammenfassen: Die Bundesbahn selbst hat kein Geld und ist auf Kredite angewiesen, die sie aber trotz aller Bemühungen nicht erhalten kann. Vielleicht wird mancher Leser geneigt sein, die Richtigkeit dieser Antwort zu bezweifeln, denn es wird ihm schwer fallen, zu glauben, daß eine so gewaltige Organisation wie die Deutsche Bundesbahn nicht in der Lage sein sollte, die Mittel für den Wiederaufbau des Euskirchener Empfangsgebäudes aufzubringen. Aber es möge bedenken, daß die Bahn nach diesem schwersten aller Kriege vor der gewaltigen Aufgabe stand, zunächst einmal überall

die Verkehrsanlagen selbst

wieder instandzusetzen, den Verkehr notdürftig in Gang zu bringen und dann im Laufe der Jahre Schritt für Schritt zu verbessern. Dazu gehörten nicht nur die Ausbesserung und Neuanlage vieler Tausende zerstörter Gleiskilometer, nicht nur die Wiedererrichtung unzähliger im Bombenhagel zusammengesunkener Brücken, sondern auch die Instandsetzung der beschädigten Signalanlagen und Stellwerke, der Wiederaufbau zertrümmerter Güterabfertigungen (denn wertvolle Güter kann man nicht im Freien lagern), die mehr oder weniger provisorische Herrichtung wenigstens der notwendigsten Anlagen für den Personenverkehr und schließlich vor allem auch die ständige Erneuerung und Ergänzung des völlig überholten und zu einem großen Teil beschädigten oder vernichteten Wagen- und Lokomotivparks.

Wenn man dies alles bedenkt, wird man begreifen, daß der Neubau von Empfangsgebäuden für den Personenverkehr nicht an erster Stelle stehen kann. Erinnern wir uns doch alle nur zu gut, in welchem Ausmaß die Euskirchener Bahnanlagen zerstört waren, daß an Stelle eines unversehrten vielgliedrigen Bahnkörpers wild verbogene Gleise sich traurig in die Luft reckten und überall wassergefüllte Bombentrichter gähnten. Und ferner: daß erst amerikanische Pioniere die Brücken behelfsmäßig instandsetzen mußten, damit man mühselig wenigstens

ein einziges Gleis befahrbar

machen konnte. Wir erinnern uns, wie lange wir auf den zweigleisigen Ausbau der Strecke nach Köln, auf den Anschluß Münstereifels, auf die Durchfahrt nach Trier, die Erschließung des Schleidener Tales u. a. m. warten mußten, weil es eben beim besten Willen nicht schneller ging. Trotzdem: Inzwischen sind seit Kriegsende sechs lange Jahre ins Land gegangen, und es scheint allmählich hohe Zeit, auch dem Personenverkehr sein volles Recht werden zu lassen. Daß in Euskirchen ein

neues Empfangsgebäude dringend erforderlich

ist, darüber braucht man keine Worte zu verlieren. Da die Bundesbahn den guten Willen hat, es zu bauen, wenn sie außerdem auch noch das Geld dazu hätte, hat man uns glaubhaft versichert. Was also ist zu tun?

Einen Weg gibt es aus dem Dilemma, wie es uns scheint, nämlich den Weg über den Grenzlandfonds des Landes Nordrhein-Westfalen. Voraussetzung dafür ist nur, daß man den Begriff des „Grenzlandes“ und der „Grenzlandhilfe“ etwas weiter faßt als bisher. Wenn man schon s. Zt. der Stadt Euskirchen selbst bedauerlicherweise den Grenzlandcharakter (im Gegensatz zu Zülpich) absprechen und ihr die Mittel aus dem Fonds versagen zu müssen glaubte, so sollte man doch wenigstens beim Euskirchener Bahnhof eine Ausnahme machen. Denn man sollte sich klar darüber werden, daß er als bedeutender Verkehrsknotenpunkt am Fuße der Eifel

der große Umsteigebahnhof für das gesamte Grenzgebiet

ist, daß seine Anlagen mittelbar also auch dem eigentlichen Grenzgebiet zugute kommen, so daß man mit Fug und Recht ein Darlehen aus dem Grenzlandfonds für den Aufbau seines Empfangsgebäudes erbitten könnte. Was dem Kaller Bahnhof (dessen Empfangsgebäude aus Mitteln der Grenzlandhilfe aufgebaut wird) recht ist, müßte Euskirchen billig sein.

Wir schlagen daher, um eine weitere Verzögerungen zu vermeiden, vor, daß unverzüglich Stadt und Kreis Euskirchen gemeinsam mit der Bundesbahndirektion Köln einen energischen Schritt beim Grenzlandhilfe-Ausschuß des Landtages unternehmen. Die Bevölkerung erwartet nicht nur von der Bundesbahn selbst, sondern vor allem auch von ihren Vertretungskörperschaften und ihrem Landtagsabgeordneten, daß alles Menschenmögliche geschieht, um die nicht länger aufschiebbare Frage eines neuen Euskirchener Bahnhof-Empfangsgebäudes einer endlichen Lösung zuzuführen.








Quelle: Euskirchener Volksblatt vom 23. Juli 1951
Archiv: Anton Könen Mechernich









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- Volkswirtschaftl. Artikel, Aufbau der Rheinischen Bahn, Verstaatlichung und Eifelbahn 1853 - 1875
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