Am 1. Oktober - 50 Jahre Eisenbahn Euskirchen=Münstereifel








Der 1. Oktober, an dem das letzte Viertel des Jahres beginnt, hat in der Geschichte der Stadt Euskirchen von jeher eine bedeutsame Rolle gespielt. Der Geschichtskalender, den wir im vergangenen Jahre veröffentlicht haben, wies nicht weniger als zwölf wichtige Gedenktage auf, die das Datum vom 1. Oktober trugen. Darunter waren zwei, die denkwürdige Ereignisse auf dem Gebiete des Verkehrswesens betrafen: Am 1. Oktober 1875 fuhr die Eisenbahn zum ersten Male von Euskirchen nach Köln und am 1. Oktober 1890 wurde die Eisenbahnstrecke Euskirchen=Münstereifel eröffnet. War die erstere Verkehrserweiterung ohne besondere Feierlichkeiten vorübergegangen, so wurde die heute vor fünfzig Jahren verfolgte Verbindung der beiden alten Mithauptstädte des ehemaligen Herzogtums Jülich durch den Schienenstrang um so festlicher begangen. Galt diese neue Eisenbahnstrecke doch als die Frucht langjähriger Bemühungen aus dem neu erschlossenen Bezirk um eine Eisenbahnverbindung, an die sich große Hoffnungen auf den wirtschaftlichen Aufschwung unserer Gegend und des Hinterlandes bis an die Ahr knüpften. Die Festberichte über die Eröffnungsfeier, die wir im vergangenen Jahre im Rahmen der Aufsatzreihe: „Die Entwicklung Euskirchens zum Eisenbahnknotenpunkte“ wiedergegeben haben und unsern Lesern gewiß noch erinnerlich sind, geben die allgemeine Freude über das verkehrs= und wirtschaftspolitisch bedeutsame Ereignis in lebendigen Schilderungen wieder. Das „Euskirchener Volksblatt“ schloß damals seinen Bericht mit dem Wunsch: „Möchten nun auch alle Hoffnungen und Wünsche, welche man an die Bahn geknüpft hat, in Erfüllung gehen!“

Heute, nach einem halben Jahrhundert glücklicher Fahrt des „Erft=Expreß“, kann man wohl sagen, daß dieser Wunsch in weitem Maße in Erfüllung gegangen ist. Unsere Stadt, alle Zwischenstationen und nicht zuletzt die Stadt Münstereifel haben durch die Bahn einen lebhaften Aufschwung erfahren. Im einzelnen darauf einzugehen, dürfte sich wohl erübrigen. Wer diese Zeit mit erlebt hat, wird unsere Feststellung aus voller Ueberzeugung unterschreiben.

Die Weiterführung der Bahn über Münstereifel hinaus ist im Laufe der fünfzig Jahre des öfteren erörtert worden. Vor fünfundzwanzig Jahren, im zweiten Jahre des Weltkrieges, schien es, als ob dieser Plan seiner Verwirklichung näher gekommen sei. Damals wurde eine strategische Bahn Bonn = Rheinbach = Münstereifel = Losheim = St. Vieth ernstlich projektiert. Die Stadtverwaltung bemühte sich, eine Verbindung der geplanten neuen Linie mit Euskirchen durch ein Stichbahnprojekt Euskirchen = Stotzheim = Flamersheim und Einführung in die Bahn unterhalb Kirchheim zu erzielen. Der Plan ist nicht zur Ausführung gekommen. Vielleicht wird er in späterer Zeit wieder aufgegriffen.

Inzwischen ist, wiederum an einem 1. Oktober, und zwar vor acht Jahren, ein anderes Ereignis eingetreten, das die Verbindung zwischen der Stadt Euskirchen und dem gesamten von der Bahnstrecke Euskirchen=Münstereifel berührten Gelände noch enger gestaltet hat Am 1. Oktober 1932 wurde infolge der Aufteilung des ehemaligen Kreises Rheinbach die Bürgermeisterei Münstereifel Stadt und Land in den Kreis Euskirchen eingegliedert. Damit ist die Bahn im vollsten Sinne des Wortes eine Bahn des Kreises Euskirchen geworden, die auch das ganze Hinterland bis an die Ahrberge mit der Kreisstadt verbindet. Und heute ist die Erinnerung an die vor fünfzig Jahren erfolgte Eröffnung der Eisenbahnstrecke Euskirchen=Münstereifel eine ureigene Angelegenheit unseres Heimatkreises. Möge nach dem siegreichen Ende des Krieges die Bahnstrecke Euskirchen=Münstereifel das Werk des wirtschaftlichen Aufstiegs unserer Heimat in langer segensreicher Friedenszeit weiterführen!








Quelle: Euskirchener Volksblatt vom 1. Oktober 1940
Archiv: Anton Könen Mechernich









Sammlung Anton Könen, Mechernich

- Die Euskirchener Kreisbahn
- Volkswirtschaftl. Artikel, Aufbau der Rheinischen Bahn, Verstaatlichung und Eifelbahn 1853 - 1875
- Die Rheinische Bahn - Bekanntmachungen und kleine Artikel von 1846 - 1933
- Inserate rund um die Rheinische Bahn und Eifelbahn 1865 - 1922
- Bau der Strecke Düren - Euskirchen - Call - Schleiden - Hellenthal 1867 - 1914
- Weiterführung in die Eifel und Weiterführung nach Münstereifel betreffend
- Französische Besatzungszeit und Artikel 30er Jahre
- 40er Jahre und Artikel der Nachkriegsjahre
- 50er und 60er Jahre, Artikel der 70er Jahre bis 2004

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