Erlebnisse eines Buirer Eisenbahners in seiner 50-jährigen Dienstzeit
von Peter Müllenmeister




18. - Dez. 1953, Schwerer Oststurm mit Vereisung, 3 km Telegrafengestänge umgeweht




In der Nachkriegszeit hatte ich ein Erlebnis, bei dem es schlimme Folgen geben konnte.

Im Dezember 1953 war an einem Tage heftiger Oststurm mit Vereisung. Straßen, Bahnsteige und der ganze Bahnkörper waren spiegelglatte Eisflächen. Die Telefon- und Telegrafenleitungen waren durch Eis einen Zentimeter dick und dadurch sehr schwer. An diesem Tage hatte ein junger Fahrdienstleiter aus Manheim seinen ersten selbständigen Dienst im Befehlsstellwerk Bwf des Bfs Buir. An solch einem markanten Tag geschah dieser Vorfall. Da es der erste Tag seiner selbständigen Tätigkeit nach längerer Ausbildung war, begab ich mich bei Beginn seiner Dienstschicht am Abend zu dem Weichenwärter des anderen Stellwerks Bo, um die Handlungen des Fahrdienstleiters zu beobachten und ggf. mit Rat zu helfen. Gegen 22 Uhr kam ein D-Zug von Aachen nach Köln. Als der Zug in Buir durchgefahren und 2 km in Richtung Sindorf gefahren war, blieb der Zug auf der Strecke stehen und der Lokf. Gab minutenlanges Achtungssignal, das er mehrmals wiederholte.

Der Fdl und ich besprachen den Vorfall. Als Leiter der Unfallmeldestelle hätte ich hierauf zu der Stelle des liegengebliebenen Zuges gehen müssen, aber durch das Glatteis kam ich nur ein paar Meter weiter. Der Fdl meldete mir, es sei ein Leertriebwagen für Horrem von Düren abgemeldet. Als der Triebwagen in Buir angekommen war, besprach ich mit dem Führer die Situation. Ich stieg in den Triebwagen ein und wir fuhren langsam dem D-Zug nach. Als wir näher an den Zug herankamen, daß eine Anzahl Leitungsgestänge schief zum Bahnkörper ragten. Wir fuhren, so weit es möglich war, an den Zug heran. Dort sahen wir, daß eine Menge Telegrafenstangen auf dem Zug lagen, deren vereiste Leitungen sich in den Wagen und der Lok verfangen hatten. Eine Sturmbö hatte die Telegrafenmaste beim Abbremsen des Zuges auf den Zug geschoben. Der Lokführer hatte das Unheil kommen sehen und sofort gebremst. Die Leitungen, vielleicht 100 Stück, hatten sich am Schornstein, Sandkasten, Führerhaus und Kuppelstangen der Lok und an den D-Zugwagen verschlungen.

Ich fragte die Zugführer und die Schaffner, ob jemand der Reisenden verletzt oder zu Schaden gekommen sei, um ärztliche Hilfe herbeizuholen. Es waren nur wenige Reisende, die durch die beschädigten Fensterscheiben leichte Verletzungen erlitten hatten. Nur dem Umstand, daß die Fenster vereist waren und die Reisenden nicht, wie üblich an den Fenstern standen, ist es zu verdanken, daß der Unfall so glimpflich verlaufen ist. Mit Lokf. und Zugf. wurde alles weitere geplant und vereinbart, dann fuhr ich mit dem Triebwagen nach Buir zurück.

Nun sorgte ich für Hilfe und benachrichtigte die Werkstätte, Bahnmeisterei Düren, über den Unfall. Nach einer Stunde kamen der Hilfszug mit Gerätewagen und Telegrafenkolonnen aus Düren und Köln und begannen mit dem Aufräumen. Es dauerte bis zum Morgen bis der Zug von Geständen und Leitungen befreit war und zurückfahren konnte nach Buir. Da das Nachbargleis vereinbarungsgemäß geräumt und befahrbar war, konnte der D-Zug nach 10-ständiger Verspätung auf falschem Gleis nach Sindorf weiterfahren. Vorher hatte der Fdl in Buir die Weichen und Signale so weit wie möglich eisfrei gemacht, daß sie bedienbar waren. Der junge Fahrdienstleiter hatte in seiner Jungfernschicht alles zur Zufriedenheit geschafft. Insgesamt waren 30 Gestänge, die im Abstand von 40-50 m standen, umgestürzt. (Fast 2 km Länge)

1963 waren bei Nordwind 4 km lang die Leitungsgestänge der anderen Richtung Sindorf-Buir vollständig umgeweht. Dies war jedoch rechtzeitig beobachtet worden. Das Gleis Sindorf-Buir konnte rechtzeitig gesperrt werden. Hierbei gab es nur Aufräumungsarbeiten.

Im gleichen Jahr (1962) im Frühjahr hatte der Ort Buir am Südende des Dorfes infolge Schneeschmelze Hochwasser und alle Straßen waren überflutet. Dies war für Buir eine Seltenheit, die bis zum heutigen Tag nicht mehr vorgekommen ist.




19. Umorganisation der Bundesbahn, Zusammenlegung von Dienststellen

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