Euskirchens Wirtschaft im 19. und 20. Jahrhundert


Von Ludwig Beutin


Innung und Genossenschaft


Nicht sehr lange hat sich die Entwicklung streng auf dieser Linie gehalten. Denn ebenso wie auf den Gebietern der Zoll- und der Sozialpolitik verbreitete sich die Erkenntnis, wenn sie auch von radikal freihändlerisch Gesinnten lange bekämpft wurde, daß der Wirtschaft und zuletzt auch den Verbrauchern mit einer allen Grenzen ledigen Freiheit ein höchst fragwürdiger Dienst erwiesen sei. 1881 machte ein neues Innungsgesetz die Bahn frei für die Organisierung des Handwerks in eigenen Zusammenschlüssen. 1891 ergänzte das Handwerkerschutzgesetz die noch lückenhaften Bestimmungen von 1881. Aus jenen Tagen des Bismarckreiches datiert der eigentliche neue Aufschwung des Handwerks, der sich natürlich nicht nur aus organisatorischen Gründen ergeben hat, sondern der in dem erwähnten allgemeinen Aufschwung der Lebenshaltung seinen Nährboden fand.

Eine ganze Anzahl von Innungen und Zusammenschlüssen ist entstanden, teils nur kurzlebig, teils aber auch von bedeutender Wirkungskraft. Der „Verein selbständiger Handwerker und Gewerbetreibender zu Euskirchen“, durch die Initiative des späteren Reichstagsvizepräsidenten Thomas Eßer 1898 gegründet, war wohl der wichtigste unter ihnen. Er wurde zum Mittelpunkt der vielfältigen Bestrebungen des Handwerks, gründete eine Auskunftsstelle für Rechtsfragen, eine Sterbekasse, richtete Fortbildungskurse für künftige Meister ein, veranstaltete Ausstellungen.

Die wichtigste einzelne Leistung aber war die Gründung der Euskirchener Spar- und Kreditgenossenschaft im Jahre 1900, die nach dem Muster der genossenschaftlichen Banken den kleinen und mittleren Kredit besonders in den Handwerkerkreisen fördern sollte. Dem Ziel, dem selbständigen Handwerksmeister in schwierigen Lagen beizustehen, ihm durch gegenseitige Hilfe Mittel zur Überbrückung zeitweiliger Bedrängnis zu geben, diente auch, daß die Kasse seit 1906 Bürgschaft bei öffentlichen Lieferungen leistete. 1914 wurde der Name Gewerbebank e.G.m.b.H. Euskirchen angenommen. Die Bank überstand die Inflation. Die allgemeine Krise nötigte dann im Jahre 1933 zu einem Abbau von Interessen, aber der eigentliche Zweck dieser genossenschaftlichen, aus dem Handwerk hervorgegangenen Bank ist weiterhin bewahrt worden. Seit 1940 trägt die Gewerbebank den Namen: Volksbank Euskirchen.


Einzelhandel und Großhandel


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Entnommen: „650 Jahre - Stadt Euskirchen, 1302 - 1952, Festschrift zum Stadtjubiläum, 1952, Euskirchen


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