Euskirchens Wirtschaft im 19. und 20. Jahrhundert


Von Ludwig Beutin


Einzelhandel und Großhandel


Eng mit dem Handwerk verwandt, zum Teil ja auch personell mit ihm verbunden ist der Einzelhandel. Er teilt mit jenem die allgemeinen Kennzeichen: den heimischen Raum zu überblicken und zu bearbeiten, aus der genauen auch persönlichen Kenntnis des Kundenkreises zu urteilen; er steht wie das Handwerk unmittelbar mit dem Verbraucher in Verbindung, andererseits haben sich die neuzeitlichen Formen des Handels in Werbung, Darbietung, Sortierung und ständiger Heranführung des Neuen und Begehrten auch in den kleineren Städten so dem Betrieb in den Großstädten angepaßt, daß der gesamte Bedarf des täglichen Lebens nicht nur, sondern auch der gehobene Anspruch - wenn man von den ganz teuren und selten begehrten Dingen absieht - am Orte voll befriedigt werden kann. Das Publikum unserer kleineren Städte, durch die Verkehrsverbindungen und durch die Nachrichtenmittel des heutigen Lebens mit der Entwicklung durchaus vertraut, von Natur aus auch einem gehobenen Lebensstandard zuneigend, stellt seine Forderungen, und die Antwort, die ihre Leistungen und Dienste geben, erfüllt die Erwartungen. Die seit langem erhobene Forderung der Mittelstandswirtschaft: am Platze zu kaufen, hat ihre gute Berechtigung voll erwiesen.

Die Stufe des Großhandels war von jeher vertreten im Zusammenhang mit der heimischen Landwirtschaft. Die fruchtbare Umgebung der Stadt im Norden ließ einen Getreidehandel entstehen, der schon in einer Zeit, als die Gewerbe fast stillstanden, um 1830 als der einzige wirklich einbringliche Geschäftsbetrieb in Euskirchen bezeichnet wurde. Er richtete sich vor allem auf die Verbrauchszentren Köln und Bonn. Und das enge Nebeneinander fruchtbarer Böden mit einer reich ausgestalteten Landwirtschaft und eines aufnahmefähigen Marktes von riesigem Ausmaß mußte dem Großhandel, der zwischen beiden vermittelte, von vornherein eine starke Stellung geben. Im Süden aber, fast unmittelbar an die Stadt grenzend, beginnen die Wälder der Eifel, so daß für den Holzhandel die besten Voraussetzungen gegeben sind; wiederum liegen das Erzeugungs- und das Verbrauchsgebiet in günstiger Lagerung nebeneinander. Auch hier ist die Stadt der natürlichen Lagevorteile sicher.


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Entnommen: „650 Jahre - Stadt Euskirchen, 1302 - 1952, Festschrift zum Stadtjubiläum, 1952, Euskirchen


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