Euskirchens Wirtschaft im 19. und 20. Jahrhundert


Von Ludwig Beutin


Die Mechanisierung des Webstuhls


Die technische Entwicklung ging zunächst auf die Mechanisierung des einzelnen Webstuhls, sodann auf die Zusammenfassung des gesamten Erzeugungsvorganges in große Einheiten, die die wirtschaftlichen Vorteile der Arbeitsteilung durch die Planung und Leitung bon einer Stelle her steigerte. Dabei ist bemerkenswert, daß Euskirchen den mechanischen Webstuhl nur zögernd einführte. Die technischen Vorteile wurden zuerst bei den vorbereitenden Arbeitsgängen, besonders beim Spinnen, und bei den abschließenden wahrgenommen, denn der mechanische Tuchwebstuhl arbeitete lange Zeit nicht so sicher wie der handbetriebene und erbrachte erste dann wirkliche Vorteile, als es gelungen war, die technischen Mängel auszuschalten.

Die Konzentration der Betriebe und damit die Zurückdrängung des Einzelmeisters, vor allem die Zusammenfassung der verschiedenen Produktions- und Ausrüstungsstufen, die vorher in selbständigen Fachbetrieben ihren Platz gehabt hatten, in Vollbetrieben ging eindeutiger und schneller vor sich. Im Jahre 1891 stellten sich die Verhältnisse so dar: es gab in Euskirchen 17 Tuchfabriken mit insgesamt 377 mechanischen Webstühlen - aber immerhin waren noch 160 Handwebstühle in Tätigkeit. Fast alle Fabriken betrieben eigene Streichgarnherstellung. Welches Gewicht diese Betriebe inzwischen in der Stadtgemeinschaft erlangt hatten, zeigt die Tatsache, daß etwa 13 % der Einwohner der Stadt in der Tuchindustrie, aber nur noch knappe 4 % in anderen industriellen Gewerben beschäftigt waren.

1914 war die Zahl der Betriebe auf 19 Tuchfabriken gestiegen, zu denen zwei in Kuchenheim, ferner zwei Spinnereien in der Umgegend traten. In ihnen arbeiteten insgesamt rund 1.200 Arbeiter an 680 Webstühlen, unter denen die letzten vier Handwerbstühle an die Vergangenheit erinnerten. Wie wichtig immer noch die Lieferungsaufträge waren, zeigt sich darin, daß 11 Fabriken nur mit solchen beschäftigt waren, nur zwei lediglich Ziviltuche herstellten. Die Betriebe wurden durchweg in der rechtlichen Form geführt, die so bezeichnend für das Jahrhundert des aus kleinen Anfängen aufsteigenden Einzelunternehmers gewesen ist. Sie alle waren Einzel- und Familienunternehmen, die mit der Tatkraft, der Unternehmungslust, den Erfahrungen der Gründer, ihrer Söhne und Nachkommen auf das engste verbunden waren.


Die Zuckerindustrie


Zur Inhaltsübersicht

Zu den Euskirchenseiten


Entnommen: „650 Jahre - Stadt Euskirchen, 1302 - 1952, Festschrift zum Stadtjubiläum, 1952, Euskirchen


© Copyright 2000 wisoveg.de
Zur Homepage