Euskirchens Wirtschaft im 19. und 20. Jahrhundert


Von Ludwig Beutin


Verkehr und Banken


Dies hätte sich nicht so ausbauen können, wenn nicht die Verkehrswege bereitgestellt worden wären. Hier ist nun Euskirchen nicht immer vom Glück begünstigt gewesen. Im Mittelalter war die Stadt der Kreuzungspunkt der Straßen von Bonn nach Zülpich und weiter im Westen und der von Köln nach Trier, für den Frachtverkehr ein Rastplatz, von beiden Rheinstädten eine Tagereise entfernt. In der Zeit des großen Landstraßenbaus und -verkehrs in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts wurde sie in das Netz der großen Chausseen einbezogen, als 1823 die Straße nach Bonn und 1826 die nach Köln dem Verkehr übergeben wurde. Dann aber stockte der Bau weiterer, die bisherigen fortsetzender Straßen längere zeit, bis in einer zweiten Bauperiode 1835 die Straße nach Schleiden, 1844 die nach Münstereifel und weiter nach Trier, 1842 die nach Düren fertiggestellt war.

Da Euskirchen nicht durch Schwerindustrie sich hervorhob, hat dann der Anschluß an das Bahnnetz auf sich warten lassen. Obwohl seine Tuchindustrie mit ihrem Kohlebedarf und ihrer steigenden Erzeugung danach rief, ist die Stadt doch erst 1864, nachdem die Hauptorte des Rheinlandes schon seit zwei Jahrzehnten durch die neuen Verkehrsmöglichkeiten einen starken Auftrieb erhalten hatten, mit Düren und bald mit Bonn, 1865 mit Mechernich (-Trier) verbunden worden. 1875 wurde die Strecke nach Kalscheuren - Köln eröffnet. Als 1890 die Strecke nach Münstereifel lag, war das Netz der fünf Staatsbahnstrecken erbaut, das bis heute dem Verkehr dient. 1895 wurde es durch die Kreisbahn ergänzt.

Zum Verkehr ist in gewisser Weise der Geldverkehr zu rechnen, der mit der Wirtschaft in besonders engem Zusammenhang steht, ihr dienend und oft auch sie anregend. Die 1855 gegründete Kreissparkasse, die Zweigstelle der Dürener Bank, die 1902 die Euskirchener Volksbank A.G. Von 1877 in sich aufgenommen hatte, die Städtische Sparkasse (seit 1906) und die Volksbank Euskirchen e.G.m.g.H. (vormals Gewerbebank) wirkten nebeneinander. Nach allem Gesagten ist zu urteilen, daß die Geldinstitute in Euskirchen sich wesentlich in der ersteren Funktion gehalten haben, daß die Unternehmen aller Art durchweg aus dem Kreise der in handwerklichen und industriellen Betrieben arbeitenden und für sie planenden Menschen, nicht - wie im Falle etwa der Großindustrie in steigendem Maße - aus dem des eigentlichen Kapitalbesitzes, der Großbanken, angeregt worden sind.

Als die Stadt im Jahre 1914 den Bevölkerungsstand von 13.835 Menschen erreicht hatte, konnte sie eine vielfältige, durch die Verschiedenheit der Zweige ausgeglichene, in dem Hauptzweig hochspezialisierte und leistungsfähige, im Verhältnis von Industrie und Handwerk in gutem Gleichgewicht ruhende Wirtschaft ihr eigen nennen. Den von der engeren Umgebung gelieferten Rohstoffen eng verbunden, im Absatz vor allem auf das Rheinland im weiteren Sinne gerichtet, war sie zudem fest auf der eigenen Erde gegründet.


Der 1. Weltkrieg und die Währungsreform


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Entnommen: „650 Jahre - Stadt Euskirchen, 1302 - 1952, Festschrift zum Stadtjubiläum, 1952, Euskirchen


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