Die 38 2383
Zur Geschichte der Baureihe 38 in Düren
Der Einsatz der P 8 bis zum Kriegsende
Die Verwendung der 38 2383 nach dem Kriege
Zum Sommerfahrplan, am 23. Mai 1966 wurden alle Dürener Dampflokomotiven auf z abgestellt und kamen nicht mehr zum Einsatz. Bei der Baureihe 38 waren dies:
38 1810 |
38 1900 |
38 2117 |
38 2637 |
38 2645 |
38 3389 |
38 3403 |
38 3540 |
38 3558 |
38 3593 |
38 3598 |
38 3656 |
38 3733 |
38 3748 |
38 3752 |
Diese Lokomotiven verließen im Laufe des Jahres Düren. Die 38 2383 und die 3057, 3067, 3111, 3389, 3433, 3540, 3558 und 3970 blieben noch kurze Zeit in Düren und wurden 1967 von dort abgezogen.
038 382-8 mit Güterzug im Schwarzwald |
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Foto: Alteneder |
(ehemals: KPEV P ( 2535 Elberfeld - später: DB 038 382-8) zusammengestellt von Günther Krall - Foto: Sassenscheidt
Im Jahre 1919 wurde bei Henschel in Cassel die Maschine 2535 Elberfeld für die Königlich Preußische Eisenbahn Verwaltung gebaut und am 4. April 1919 bei der Staatsbahn in Dienst gestellt.
Die ersten neun Jahre der Lokomotive lassen sich nicht mehr verfolgen, da die am 1. April 1920 gegründete Deutsche Reichsbahn während der zwanziger Jahre für alle Lokomotiven einheitliche Betriebsbücher anlegte. Unsere 38 2383 bekam 1928 das neue Betriebsbuch. Zu dieser Zeit war die P 8 im Bahnbetriebswerk Leipzig HBF-West zuhause. Wahrscheinlich war die Lokomotive auch schon in den Jahren davor im mitteldeutschen Raum eingesetzt, obwohl die Länderbahnbezeichnung 2535 Elberfeld auf die königliche Eisenbahndirektion Elberfeld hinweist. Seinerzeit wurden aber große Stückzahlen einer Baureihe in e i n e r Direktion beheimatet, die Maschinen verrichteten in Wirklichkeit aber überall im Lande ihren Dienst, wie es heute bei den Elloks üblich ist.
Die hatte wohl den Vorteil, daß die Verwaltung die Maschinen wirtschaftlicher einsetzen konnte. So waren die P 8 Lokomotiven zum größten Teil in der KED Elberfeld auf dem Papier zusammengezogen.
Doch nun
wieder zurück zu unserer Maschine 2535 Elberfeld. Nach dem
ersten Umnumerungsplan der DRB sollte unsere Maschine die Nummer 38
2385 erhalten. Da aber dieser Umzeichnungsplan nicht zum Tragen kam,
erhielt unsere 2535 Elberfeld aufgrund des zweiten
Umzeichnungsplanes, der bis zum 31. Dezember 1967 bestehen blieb, die
Loknummer 38 2383.
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Der
Einsatz der P 8 bis zum Kriegsende
Bis
zum Ende der dreißiger Jahre war die Maschine ununterbrochen im
Bahnbetriebswerk Leipzig HBF-West beheimatet. In diesem Bw waren zu
der zeit ständig ca. 20 Maschinen der Baureihe 38.10 zuhause,
welche wohl von Leipzig aus den Nahverkehr in alles Richtungen nach
Dessau, Halle, Weimar, Gera, Altenburg, Chemnitz, Falkenberg und
Riesa zu bewältigen hatten. Von 1940 bis 1942 kam die 38
2383 zum Bw Leipzig HBF-Nord. Das Aufgabengebiet wird sich
dadurch kaum geändert haben. Von hier aus trat dann unsere
Maschine mit vielen anderen einen weiten Weg in Richtung Osten an,
woher durch die Kriegswirren nicht alle Maschinen zurückkehrten.
In welchen Ostbetriebswerken die Maschine beheimatet war, läßt
sich nicht ermitteln, da hierüber im Betriebsbuch keine
Eintragungen vorgenommen wurden. Im Jahre 1944 mußte unsere
Maschine zur Ausbesserung in ein Ausbesserungswerk. Aus diesem Anlaß
kam die Lok ins RAW Jülich, um hier in vier Monaten untersucht
bzw. ausgebessert zu werden. Von Jülich aus gelangte die
Maschine wieder zu ihrem Heimat-Bw Leipzig HBF-Nord zurück, wo
sie bis 1945 verblieb.
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Zwei Monate nach Beendigung des zweiten Weltkrieges kehrte die Lokomotive wieder in den Westen, zum Bahnbetriebswerk Mönchengladbach, zurück. Diesmal aber nicht zur Ausbesserung, sondern zu einer längeren Beheimatung. Somit siedelte die Maschine von der RBD Halle zur RBD Köln über, wo sie bis 1968 bleiben sollte. In den nun folgenden fünf Jahren im Bw Mönchengladbach stand unsere Lok auf den Strecken nach Aachen, Köln, Venlo bzw. in das Ruhrgebiet nach Duisburg oder Dortmund im Einsatz.
38 3198 |
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Foto: H. Säuberlich |
Zum 1. Januar 1968 versah die Bundesbahn ihren Fahrzeugpark mit computergerechten Nummern. Es durften keine Nummern doppelt auftreten und auch die Buchstaben mußten der Umstellung weichen (bei V- und E-Lok). Unsere 38 2383 wurde zur 038 382-8. Die Ordnungsnummern durften nur noch dreistellig sein. Im allgemeinen wurden die drei letzten Ziffern genommen. Die Tausenderstelle verschwand in der Baureihennummer oder wurde einfach weggelassen. Nun gab es dadurch aber einige Maschinen, welche die gleichen drei Ordnungsnummern am Schluß hatten. Da aber nicht mehrere maschinen mit derselben Nummer bezeichnet werden konnten, mußten einige maschinen falsch umgenummert werden. So geschah es auch bei unserer 38 2383, da zur gleichen Zeit noch die 38 3383 beim Bw Weiden / Opf. Vorhanden war. Man hatte dieser 38 3383 die neue Nummer 038 382-6 zugesprochen, deshalb wurde unsere Lok zur 038 382-8, denn es gab keine 38er mehr mit den drei Endziffern 382 bei der DB. Somit hatte die Lokomotive ihre dritte Nummernbezeichnung bekommen, welche auch die letzte sein sollte. Unter ihrer neuen Nummern 038 382-8 kam dann die Maschine zur BD Stuttgart. Bei dieser Direktion wurden die letzten P 8 der DB zusammengezogen. In den folgenden fünf Jahren stand die Maschine dann dem Bw Tübingen zur Verfügung. Von diesem Bw aus wurden viele Schwarzwaldstrecken befahren. So lief die 38er nach Horb, Rottweil, Freudenstadt, ja sogar bis Hausach und Karlsruhe. Das Bw Tübingen wurde zum letzten P 8 Domizil der DB.
Nahezu
täglich kamen Eisenbahnfreunde in diese herrliche Gegend, um
unsere Maschine mit ihren Geschwistern in allen Situationen zu
fotografieren.
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Im Mai / Juni 1972 ging die 038 382-8 noch einmal auf die Reise und unternahm eine große Deutschlandtournee. Zunächst wurden in der DB Hamburg Abschiedsfahrten mit der so weit verbreitet gewesenen P 8 veranstaltet. Von Norddeutschland ging es zur BD Essen, wo die Lok einige Tage lang dem Bw Oberhausen-Osterfeld-Süd für Sonderleistungen zur Verfügung stand. Es wurden nicht nur Sonderfahrten, wie z.B. am 27. Mai 1972 von Oberhausen nach Rotterdam, unternommen, sondern auch ein planmäßiger Personenzug nach Coesfeld gefahren. Einen Tag später, am 28. Mai 1972, stand unsere Lok wieder einmal in Köln vor einem Sonderzug nach Dieringhausen, welchem trotz des schlechten Wetters ein großer Erfolg beschieden war. Am folgenden Wochenende zog unsere Maschine einen Sonderzug von Koblenz Hbf entlang der Mosel und über die Eifelstrecke. Danach kehrte sie wieder in ihrer Heimat, nach Tübingen, zurück. In Tübingen war die P 8 noch immer nicht brotlos geworden. Zwar wurde das Einzugsgebiet etwas eingeschränkt, denn die Züge nach Karlsruhe fuhren nun mit Diesellokomotiven und die letzten der P 8 verbliebenen Eilzüge bekamen andere Bespannungen. Doch die Maschinen dieser Gattung waren einfach nicht zu ersetzen. Im Juni 1973 gab das Bw Tübingen seine P 8 - Lokomotiven zum Bw Rottweil ab. Der ganze P 8 - Bestand der DB betrug nur noch drei Maschinen. Von Rottweil aus wurden diese Maschinen noch ein knappes Jahr eingesetzt. Unsere 038 382-8 wurde am 29. April 1974 als vorletzte P 8 von der Ausbesserung zurückgestellt und nach 55 Jahren harten Einsatzes am 9. Juni 1974 ausgemustert.
Die Maschine wurde zunächst im Bw Rottweil abgestellt. Nur drei Monate später gesellte sich die einzige noch im Dienst befindliche P 8 der DB, die 038 772-0 (38 1772), dazu. Nachdem die dritte P 8 gleich nach der Ausmusterung nach Hamburg übersiedelte, um dort der Nachwelt erhalten zu bleiben, mußte unsere Lok zunächst noch auf ihren Retter, der sie vor der Verschrottung bewahren sollte, warten.
038 382-8 mit Personenzug in Mühlen (b. Horb) |
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Foto: Altenender |
Doch dann tauchte jemand auf, der in den letzten Jahren so manche Lokomotive erstanden hatte. Günter Krauss aus Kulmbach erwarb unsere P 8 und ließ sie nach Neuenmarkt-Winsberg in den Frankenwald überführen, wo sie kurz darauf wieder auf Hochglanz poliert wurde. Dabei erhielt die Maschine wieder die Loknummern, die sie über 40 Jahre (auf dem Papier sogar 48 Jahre) getragen hatte
38 2383
Heute kann jedermann im Deutschen Dampflokmuseum die P 8 mit weiteren Repräsentanten aus der alten Dampflokzeit bewundern.
Möge die 38 2383 der Nachwelt als Zeugnis einer Epoche lange erhalten bleiben.
Lieferfirma: |
Henschel |
Fabriknummer: |
16539 |
Baujahr: |
1919 |
Abnahme durch d. KPEV |
1919 |
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19.05.1928 - 31.12.1939 |
Leipzig HBF-West |
01.01.1940 - 21.01.1942 |
Leipzig HBF-Nord |
22.01.1942 - 09.03.1944 |
Osteinsatz |
10.03.1944 - 11.07.1944 |
R A W J ü l i c h |
12.07.1944 - 14.07.1945 |
Leipzig HBF-Nord |
14.07.1945 - 08.05.1950 |
Mönchengladbach |
09.05.1950 - 22.05.1954 |
Euskirchen |
09.05.1950 - 04.10.1959 |
Bonn |
05.10.1959 - 25.04.1967 |
D ü r e n |
26.04.1967 - 04.04.1968 |
Aachen-West |
05.04.1968 - 25.05.1968 |
Gremberg |
26.05.1968 - 07.10.1968 |
Plattling |
08.10.1968 - 02.06.1973 |
Tübingen |
03.06.1973 - 29.04.1974 z |
Rottweil |
09.06.74 |
ausgemustert |
Frühjahr 1975 |
Kalt von der 78 246 nach Neuenmarkt überführt |
Deutsches Dampflokmuseum: |
Birkenstraße 5, 95339 Neuenmarkt/Oberfranken, Telefon: 09227/57 00 - Fax 09227/57 03, Dampf-Hotline 09227/57 55 |
Hinweis: Mit freundlicher Genehmigung des Eisenbahn-Amateur-Klub Jülich e.V., 1. Vors. M. Sassenscheidt, Römerstr. 41, 52428 Jülich
Literatur: ... aus Das BAHNBETRIEBSWERK Düren des Eisenbahn-Amateur-Klub Jülich e.V., Redaktion M. Fitting, M. Sassenscheidt, Jülich 1980
Fotos: Foto 2) H. Säuberlich, Foto 1) + 3) W. Alteneder in das BAHNBETRIEBSWERK Düren 1980, Herausgeber: Eisenbahn-Amateur-Klub Jülich e.V.
Internetseiten: Das Jülicher Eisenbahnwesen, ein Einblick in die Eisenbahngeschichte Jülichs, der Geschichte der Hauptwerkstätte und der Jülicher Kreisbahnen