Wer sich mit dem Erftkreis beschäftigt, wird zwangsläufig mit der Existenz eines wichtigen Rohstofflieferanten und Energieerzeugers, der Rheinischen Braunkohle AG und den Rheinisch Westfälischen Elektrizitätswerken Energie AG konfrontiert. Waren es in der Vergangenheit die Standorte Hürth, Brühl, Liblar und Frechen mit ihren Brikettfabriken und Kraftwerken, so hat sich die Förderung der Braunkohle über Bergheim und Bedburg nun in Gebiete begeben, die außerhalb des Erftkreises liegen bzw. die an der Grenze des Erftkreises liegen: Hambach und Garzweiler. Noch gelangen die Restvorkommen aus den Tagebauen bei Bergheim und Bedburg zu den Kraftwerken.
|
|
Bandanlagen bei Niederaußem |
Schloß Paffendorf |
Das Schloß Paffendorf als Informationszentrum von Rheinbraun wird gerade renoviert. Hier wird der Besucher ansonsten mit Informationen versehen und auf vielfältige Möglichkeiten wie Busrundfahrten durch den Tagebau hingewiesen.
Die im Bereich von Hambach befindliche Braunkohle wird zur Zeit abgebaut und die neuen Gebiete Richtung Elsdorf werden bereits erschlossen, während auf der Sofienhöhe ein neues Wald- und Naturgebiet entstanden ist
|
|
Somit steht die Bevölkerung der Rheinbraun durchweg positiv gegenüber und manch ein regionaler Politiker freut sich über den Ausbau des Kraftwerkes Niederaußem.
An der Schranke zwischen Niederaußem und Auenheim überquert Lok 578 gerade die Straße zur Verschüttungsanlage. Rechtes Bild: Im Hintergrund das Kraftwerk Niederaußem.
Im Herbst feierte das Kraftwerk Niederaußem sein 35 - jähriges Jubiläum. Zu diesem Zwecke wurden Feierlichkeiten abgehalten, gleichzeitig auch das 100 - jährige Jubiläum der RWE mitgefeiert. Über 4000 Besucher konnten sich über den im Bau befindlichen 950 MW Boa Kraftwerksblock informieren.
Der in den Sommermonaten zunehmende LKW-Verkehr war in Niederaußem teilweise auf die Aushebungsarbeiten des Kraftwerksanbaus zurückzuführen. Nachdem die oberste Schicht, die mit Bauschutt versehen war, außerhalb abtransportiert werden mußte, geht es jetzt zur zweiten Phase, der Vorarbeiten für das Fundament über, dessen Erdreich im eigenen Tagebauabraum verkippt werden kann.
In einer Info-Broschüre der RWE Energie AG Nr. 39/98 gibt der Betreiber einige Daten bekannt:
Fertigstellung des 200 Meter hohen und 15 m durchmessenden Kühlturms im Nov. 1999
Stillegung der 6 alten 150 Megawattblocke und Reduzierung der Emissionen um 30 % m
Arbeitsplatzschaffung für über 4000 Menschen für 4 Jahre
Die Instandhaltung bietet für 40 Jahre 300 Menschen in Zuliefererbetrieben Arbeitsplätze
Der Block bietet 100 Arbeitsplätze für 40 Jahre
Der Wegfall der bisherigen Arbeitsplätze ist nicht erwähnt
*) verkürzt übernommen RWE Energie AG Infoblatt Wo wir wohnen Nr. 39/98. Daten aus dem Erftkreis und Umgebung wurden farbig unterlegt.
1898 |
Am 25. April wird das Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk Aktien-Gesellschaft (RWE) in Essen gegründet. |
1899 |
An der Viehofer Straße entsteht auf dem Gelände der Steinkohlenzeche Victoria Mathias die Stammzentrale. |
1905 |
Montage des ersten Turbinensatzes mit 5.000 Kilowatt (kW) in der Stammzentrale. Übergang von Kolbendampfmaschinen zu Turbosätzen mit größerer Leistung. |
1912 |
Essen wird Sitz der Hauptverwaltung. Dort sowie in Krefeld und Wesel entstehen die ersten Betriebsverwaltungen. Das Kraftwerk Niederrhein bei Wesel geht ans Netz. |
1914 |
Mit dem Bau der Vorgebirgszentrale (ab 1917 Goldenberg-Werk) auf dem Gelände der Grube Vereinigte Ville beginnt die Verlagerung des Erzeugerschwerpunktes auf die rheinische Braunkohle im Kölner Revier |
1919 |
Die ersten beiden Turbosätze von 50.000 kW gehen im Goldenberg-Werk in Betrieb. Die Anlage ist das größte thermische Kraftwerk in Europa. |
1924 |
Baubeginn einer 220-Kilovolt(kV)-Leitung mit 380-kV-Masten auf der Strecke Neuenahr-Rheinau (erster Abschnitt der Nord-Süd-Leitung). Das Kraftwerk Frimmersdorf wird gebaut. |
1928 |
Die Hauptschaltleitung Brauweiler bei Köln übernimmt die einheitliche Betriebsleitung des RWE-Höchstspannungsnetzes. |
1929 |
Der Haushaltstarif wird eingeführt. Der Arbeitspreis beträgt acht bzw. neun Pfennig pro Kilowattstunde (kWh); die Zählergebühr liegt bei monatlich 50 Pfennig. Das Kraftwerk Frimmersdorf 1 mit einer Leistung von 1 0.000 kW wird in Betrieb genommen. |
1930 |
RWE und Bewag regen an, eine Normierung von Kochplatten einzufahren. Die drei Größen haben heute noch Gültigkeit. |
1934 |
In Essen wird der erste elektrisch beheizte, schornsteinlose Wohnblock gebaut. |
1935 |
Im Goldenberg-Werk geht der letzte Turbosatz vor dem Krieg mit einer Leistung von 50.000 kW in Betrieb. Die Gesamtleistung beträgt nun 530.000 kW und erreicht damit die höchste Ausbaustufe vor dem Zweiten Weltkrieg. |
1944 |
Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges: Die Kraftwerke Essen, Karnap, Reisholz sowie das Goldenberg-Werk weisen erhebliche Kriegsschäden auf. Die Stromabgabe sinkt erstmals deutlich. |
1945 |
Alliierte Truppen besetzen die Hauptschaltleitung Brauweiler. Der größte Teil des RWE- Höchstspannungsnetzes ist durch Kriegseinwirkungen zerstört, der Verbundbetrieb unterbrochen. |
1948 |
Das RWE begeht sein 50jähriges Jubiläum. Das Höchstspannungsnetz ist wieder in Betrieb; die Stromrationierung bei den Verbrauchern wird aufgehoben. |
1955 |
Die Kraftwerke Frimmersdorf II und Weisweiler I beginnen mit neuen Blöcken mit der Stromproduktion. |
1958 |
RWE bestellt gemeinsam mit der Bayernwerk AG für den Standort Kahl am Main das erste Kernkraftwerk der Bundesrepublik als Versuchskraftwerk. |
1959 |
Baubeginn der Hauptverwaltung in Essen an der Kruppstraße. |
1963 |
Im Kraftwerk Niederaußem gehen die ersten Blöcke ans Netz. |
1966 |
In Bayern nimmt das Kernkraftwerk Gundremmingen seinen Betrieb auf. |
1969 |
Die Stammzentrale an der Viehofer Straße in Essen wird stillgelegt. |
1972 |
Das Braunkohlenkraftwerk Neurath geht ans Netz. |
1973 |
In Hessen beginnt das Kernkraftwerk Biblis, Block A, mit der Stromproduktion. Das Kernkraftwerk Mülheim-Kärlich wird gebaut. |
1981 |
RWE entwickelt den Prototyp eines Personenelektromobils, den "CitySTROMer". |
1982 |
Biblis Block A erreicht mit 50 Milliarden kWh die bisher höchste Stromerzeugung in einem deutschen Kernkraftwerk. |
1987 |
In den fünf Braunkohlenkraftwerken Frimmersdorf, Goldenberg, Neurath, Niederaußem und Weisweiler sorgen Rauchgasentschwefelungsanlagen (REA) für saubere Luft. Das Müllheizkraftwerk Karnap wird eingeweiht. |
1988 |
Die Photovoltaikanlage in Kobern-Gondorf beginnt mit der Stromproduktion aus Solarenergie. |
1989 |
Aus dem Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerk wird die RWE AG. Das operative Geschäft im Energiebereich übernimmt die 1989 gegründete RWE Energie AG. Das Unternehmen beteiligt sich an der Reorganisation und Modernisierung der Energieversorgung in der ehemaligen DDR. Zusammen mit PreussenElektra und Bayernwerk gründet es die VEAG Vereinigte Energiewerke AG. |
1992 |
RWE Energie nimmt eine Neustrukturierung vor. Leistungseinheiten entstehen. Der Power-Klauer wird Maskottchen des neugestarteten Kundenprogramms KesS. |
1993 |
Internationales Engagement: In einem Joint Venture, unter anderem mit dem tschechischen Stromversorger STE, wird die Energieversorgung eines SKODA-Automobilwerks erneuert. |
1996 |
RWE Energie erwirbt Anteile am Budapester Energieversorger ELMÜ AG, an der Nordungarischen Stromversorgung EMASZ AG und an der MATRA Kraftwerk AG. |
1997 |
Mit einer 50prozentigen Beteiligung an der Thyssengas GmbH wird das Gasgeschäft ausgeweitet. |
1998 |
Baubeginn BoA-Block in Niederaußem |
Neben den angesprochenen Themen steht die RWE Energie AG im Brennpunkt einiger anderer Projekte. Wirtschaftlich interessante Projekte lassen sich nicht immer politisch durchsetzen und führen zu Arbeitsplatzeinbußen. Andererseits bringt diese Diskussion Umweltfragen auf, an denen sich die Politiker und Bürger aneinander reiben.
Solche Themen seien kurz erwähnt:
Garzweiler II |
Brennelement-Transport, Entsorgung |
Grundwasserdiskussion |
Kernkraftwerkdiskussion um Mülheim-Kärlich, Biblis, Grundremmingen |
Atomrecht, Gefahrgutrecht und Strahlenschutzrecht |
Die in Sorge geratene Belegschaft darf aufatmen. Anfang Oktober wurde in Frimmersdorf vor 1200 Mitarbeitern auf einer außerordentlichen Betriebsversammlung den Mitarbeiter mitgeteilt, daß am 2.10.98 die Sümpfungserlaubnis für den Tagebau Garzweiler II erteilt wurde. Damit ist der Weg bis zum Jahre 2023 frei. Der Hauptbestandteil der Argumentation fiel auf den Bereich der Abraumentsorgung und Kippenversauerung. Das 45 Quadratkilometer große Abbaufeld zwischen Heinsberg und Mönchengladbach, in dem man 1,3 Milliarden Tonnen Braunkohle vermutet, kann somit erschlossen werden.
Die rund 11600 Mitarbeiter des Braunkohleriesens wohnen zu 50 Prozent im Erftkreis. Teilweise ist es schon die dritte oder vierte Generation aus einer Familie, die bei der Rheinbraun AG beschäftigt sind. Wenn auch die politische Durchsetzbarkeit der Unternehmenswünsche in letzter Zeit gelitten hat und auch durch leichten Mitarbeiterrückgang das Unternehmen sich selbst rationalisiert, so stellen die Löhne und Gehälter über eine Milliarde DM als Kaufkraft dar. Hinzu kommen noch etwa 5600 Mitarbeiter der RWE Energie AG. Alleine die Rheinbraun AG kaufte im Geschäftsjahr 97/98 für 905 Millionen Mark Waren und Dienstleistungen ein. 689 junge Leute befanden sich bei Rheinbraun 1998 in Ausbildung.
Die in Rahmen von Genehmigungserteilungen abhängigen Vorschriften zur Rekultivierung der Böden und Neugestaltung der Landschaften greifen erheblich in die Bilanzen des Großunternehmens ein. Die für solche Zwecke erforderlichen Rückstellung sind nur in langfristigen Berechnungen zu ermitteln, sodaß im Grunde genommen bereits beim Abgabepreis für eine Tonne Braunkohle heute die Kosten für die Renaturisierung in 30 Jahren einkalkuliert werden muß. Dabei werden keine staatlichen Mittel in Anspruch genommen.
Neben der andiskutierten Kostenfrage spielen natürlich die agrikulturellen Besonderheiten eine Rolle. So wird bereits bei der Abtragung der oberen Schichten darauf geachtet, daß die einzelnen Löß-, Kies- und Sandböden gesondert abgetragen werden. Bei der Gestaltung der neuen Kulturlandschaft schüttete man noch in der Vergangenheit zunächst planmäßig angelegte Erdhügel auf, die nach außen hin wie künstlich angelegte Berge wirkten, damit hatte man den ersten Abraum beiseite geschafft. Den Restabraum verfüllte man ebenerdig und legte darauf sogenannte Schirrhöfe an, die die Flächen nach gezielter Bewirtschaftung nach einigen Jahren an die Bauern zurückgaben. Übrig blieb nach der letzten Ausbeutung der Braunkohle noch das restliche Tagebauloch, das nur dann verfüllt wurde, wenn irgendwo in der Nähe noch Abraum vorhanden war, ansonsten entstand dann ein künstlicher See.
Mit der Ausweitung des Förderreviers und auch der Optimierung der Transporttechnik verbesserten sich auch die Rekultivierungstechniken. In der Landschaftsgestaltung beschränkte man sich in jüngster Zeit nicht mehr auf trassenförmig angelegte Abraumberge, sondern schafft auch künstliche Hügellandschaften mit Gewässern, Hecken und Feldgehölzen. Dabei werden die Belange wie Wasserdurchlässigkeit des Bodens, Humusbildung, Regenwurmbesatz und natürliche Düngung durch bestimmte Pflanzen weitgehend berücksichtigt. Die erst kürzlich bei einer Tagebaubesichtigung gewonnenen Eindrücke lassen den Eindruck erwecken, daß man sich nicht nur innovativ mit den Erfordernissen weiterentwickelt hat, sondern zusätzlich auch noch optimierte Formen der Rekultivierung erfolgreich getestet hat.
Die in jüngster Zeit auch in den USA erkannten Techniken zur Feldwirtschaft lassen neuerdings den Schluß zu, daß große Einfelderwirtschaft im Zweifelsfall eher zu Mißernten, Auskargung oder Überdüngung des Bodens führen, als sinnvolle Parzellen mit Hecken und unbepflanzten Abstandstreifen.
So legt man auch in der landwirtschaftlichen Rekultivierung im rheinischen Revier unter landwirtschaftlichen Gesichtspunkten optimierte große Schläge an und versieht sie mit Rainen an Wegen und Gräben, die den natürlichen Bewuchs fördern und auch vielen Tierarten Nahrung und Deckung bieten. *) Seit 1989 bewirtschaften die Schirrhöfe Ackerrandstreifen extensiv, um Ackerwildkräuter und die Feldfauna zu fördern.*) Rheinbraun-Info: Landwirtschaftliche Rekultivierung 1998
Die Renaturisierung des Elsbachtals
Die Entstehung der Braunkohle
Die Verfüllung des Tagebaus Frechens
Presseberichte
Tageszeitungen und Wochenzeitungen, Prospektbeilagen Werbezeitungen,
Info-Prospekte Rheinbraun AG und RWE Energie AG
Stand:
September 1999
Nachtrag 10.12.2001:
Neuaufnahme:
Bergheimer
WISOVEG-Themen
Verkehrswebmuseum: VWM
Schwerlastbahnen
der Rheinbraun AG
Dieselloks der
Rheinbraun AG