Zeitungsausschnitt Sammlung Heinrich Schmitz, Bedburg
Quelle und Autor
wahrscheinlich
Helmut Weingarten, Kölner Stadt-Anzeiger, Jahr 1985 - 1995
Ansichten à la carte
Aufstieg begann mit der Eisenbahn
In Elsdorf drehte sich alles um die Zuckerfabrik
Ansichten aus Elsdorf zeigt diese Karte, die vermutlich aus den zwanziger Jahren stammt. Drei der vier Motive haben einen mehr oder weniger direkten Bezug zur Zuckerfabrik. Schließlich bestimmte das Unternehmen Pfeifer und Langen über lange Jahre hinweg das Leben in Elsdorf.
Mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie Düren - Neuß 1868 und der Bau der Fabrik etwa zur gleichen Zeit begann ein rasanter wirtschaftlicher Aufschwung. Die Chroniken berichten, bis 1868 habe es auf der Westseite der Hauptstraße nur drei Häuser gegeben. Schon wenig später sei dieses Gebiet dicht bebaut gewesen.
Ein Blick auf die Bevölkerungsstatistik bestätigt den Trend: Während 1847 gerade 850 Menschen in Elsdorf lebten, waren es 1895 bereits 1896. Diese Entwicklung hielt an. 1905 wurden 2245 Einwohner gezählt, 1910 schon 2364. Die Fabrik bot nicht nur Einheimischen Arbeit und Brot. Regelmäßig zur Rübenernte, der Kampagne reisten aus der ganzen Umgebung Tagelöhner an, manche sogar aus Holland.
Noch heute spielt die Fabrik eine wichtige Rolle für das Dorf, doch die Eisenbahn hat ihre einstige Bedeutung längst verloren. Der alte West-Bahnhof wurde abgebrochen, weil man die Fabrik erweitern wollte. Außerdem war die Bahnlinie nicht mehr rentabel. Es gab Überlegungen, die Bahn-Station als Industriedenkmal unter Schutz zu stellen, doch der Landeskonservator winkte ab. Eine Haltestelle ersetzt nun den Bahnhof.
Auch das Pfeifer-Stift gibt es nicht mehr. 1905 wurde das Krankenhaus als Schenkung des Kommerzienrates Pfeifer für 100 000 Mark am östlichen Ausgang des Ortes gebaut. Der Elsdorfer Hauptschullehrer F. W. Noll berichtet in seiner 1912 erschienenen Heimatkunde des Kreises Bergheim, das Hospital sei mit allem Komfort der Neuzeit eingerichtet worden. 1969/70 wurde es abgerissen, an gleicher Stelle das Altenheim errichtet.
Noch erhalten sind indes die Villa vom Scheidt und die Burg Reuschenberg. Die feudale Villa, etwa um 1912 erbaut, diente jahrelang als Wohnsitz einiger Zuckerfabrik-Direktoren. Heute beherbergt der Bau an der Dürener Straße eine Außenstelle der Biologischen Bundesanstalt. Wissenschaftler forschen dort nach Möglichkeiten, einem Schädling den Geschmack an Zuckerrüben auf biologische Weise zu verderben.
Hinter Bäumen versteckt steht westlich von Elsdorf die Burg Reuschenberg. Trutzig ragt am Rande des Bürgewaldes seit über 500 Jahren der Vierkantturm empor, das älteste noch erhaltene Stück der Burg. Sie selbst dürfte aus dem 13. Jahrhundert stammen. Das Rittergut wurde Ende des vergangenen Jahrhunderts zu einem großen landwirtschaftlichen Hof ausgebaut.