10 Jahre Stadtbus Hürth - Vom Rundverkehr zum Mobilitätsdienstleiter

Entnommen aus „Stadtverkehr Hürth“, Hrsg. Stadtwerke Hürth AöR, Abteilung Stadtverkehr Hürth: 10 Jahre Stadtbus - Hürth. 2007
Von Herbert Eidam, Köln



Vor fast 50 Jahren, im Dezember 1958, richteten die Köln-Bonner-Eisenbahnen (KBE) die erste innerstädtische Buslinie in Hürth mit der Bezeichnung „H“ ein. Niemand konnte damals ahnen, dass dies der frühe Beginn der Erfolgsstory „Stadtbus Hürth“ war, dessen zehnjähriges Bestehen die Stadt Hürth im Jahr 2007 feiert.

Manch einer hat die Anfänge vielleicht noch miterlebt: Der „Rundverkehr Hürth“ startete in Hermülheim und brachte seine Fahrgäste nach Fischenich, Kendenich, Alt-Hürth, Knapsack, Berrenrath, Gleuel, Burbach, Altstädten, Stotzheim und fuhr wieder nach Hermülheim. Kurze Zeit später wurde auch Kalscheuren angebunden. Später war dies die Linie 413, die dann zur 713 wurde – eine Liniennummer, 1997 die in das Stadtbusnetz übernommen wurde.

Nachdem schon vor dem 2. Weltkrieg im Jahr 1925 eine Linie zwischen Köln und Knapsack eingesetzt wurde, nahm der Vorläufer der heutigen Stadtbuslinie 711, die Omnibuslinie D, von Berrenrath zum Vorgebirgsbahnhof am Kölner Barbarossaplatz ab 1952 die ersten Fahrgäste mit. Später ersetzte die schon damals erfolgreiche Linie die Dampfzüge auf der „Schwarzen Bahn“, die zwischen Berrenrath, dem Industriegebiet Knapsack und Köln-Sülz pendelte. Eingesetzt wurden die Busse der KBE von der Kraftwagenhalle Hermülheim, deren Gebäude heute noch an der Bonnstraße zu sehen sind.


KBE-Kraftwagenhalle Hermülheim - Foto der 50er Jahre
Quelle: Köln-Bonner-Eisenbahnen

Ausbau des Stadtverkehrs in den 70er Jahren

In den 70er Jahren erlebte der Hürther Stadtverkehr einen größeren Ausbau: Mit der Linie He, später 412, dann 712, wurde Efferen im Jahr 1971 in das Stadtverkehrsnetz einbezogen. Stotzheim ging 1978 und Sielsdorf 1979 mit einer eigenen Linie 414, später 714 ans Netz. Der damalige Fahrplan war bei allem Fortschritt mit dem heutigen dichten Angebot kaum zu vergleichen. Taktverkehre gab es bis in die 70er Jahre so gut wie nicht, ein bis zwei Fahrten pro Stunde waren das beste Angebot. Zu vielen Zielen fuhren die Busse mit großen Zeitlücken. Später wurde der Stundentakt zum Grundangebot.

Die KBE verbindet Stadt und Landkreis

Die KBE-Busse waren die Vorläufer der heutigen Stadtbuslinen. Sie stellten aber auch die Verbindungen zu den Nachkommunen im Landkreis Köln her, eine Aufgabe, die heute die Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft (REVG) wahrnimmt. Ab Dezember 1950 verkehrte die Linie B zwischen Hermülheim, Hürth Mitte, Frechen, Pulheim und Köln-Worringen als Gemeischaftslinie mit den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB). Zehn Jahre später wurde der Abschnitt zwischen Frechen und Köln-Worringen aufgegeben, um dann, fast 40 Jahre später, als REVG-Linie 980 wieder im Fahrplan zu stehen. Die Linie B wurde 1955 nach Kalscheuren verlängert. Ihre Nachfolger hießen „K“, „415“ und „715“.


Linie He Rundverkehr Efferen, Hermülheim Bf. - 13. März 1978

Die 1976 eingeführte Linie K sollte schnelle Verbindungen zwischen den beiden Kreishäusern in Hürth und Bergheim anbieten. Montags bis donnerstags standen zusätzlich zu den „normalen“ Fahrten vier, freitags fünf Schnellfahrtenpaare mit Halt an nur neun Zwischenstationen im Fahrplan. Die Fahrzeit betrug 45 Minuten. Diese Fahrten wurden jedoch nach kurzer Zeit wieder aufgegeben. Seit 1998 verbindet die REVG-Linie 960 das Bergheimer Kreishaus über Horrem und Frechen mit Gleuel, Hürth Mitte und Hermülheim.

Frechen ist ebenfalls mit der REVG-Linie 710 von Hürth Mitte aus zu erreichen. Diese Linie schließt heute auch Stotzheim und Sielsdorf stündlich an Hürth Mitte an, nachdem ein eigenständiger Stadtbus dorthin wirtschaftlich nicht tragfähig war. Die Linie 710 entstand aus der KBE-Linie E, die das Knapsacker Industriegebiet mit Frechen, Brühl und Wesseling verband. 1975 gab die KBE den Linienabschnitt zwischen Brühl und Wesseling auf, 1983 den Abschnitt von Fischenich über die Luxemburger Straße und Brühl-Heide in die Brühler Innenstadt. Noch bis 2002 fuhren die Busse im Berufs- und Schülerverkehr von Frechen über Gleuel, Berrenrath und Knapsack zur Stadtbahn nach Fischenich.


Endstelle der Linie 713 in Fischenich - 11. August 1988

Auch der Postbus fuhr nach Hürth

Neben den Bussen der KBE gab es in Hürth noch zwei Postbuslinien, die 1976 mit der Zusammenführung der Post- und Bahnbusverkehre von der neu gegründeten Regionalverkehr Köln GmbH (RVK) übernommen wurden. Zum Einen war dies die Linie von Köln über Efferen und Hermülheim nach Lechenich, Zülpich und Nörvenich. Diese Linie verkehrt jetzt als RVK-Linie 979 von der Stadtbahnhaltstelle Hermülheim nach Zülpich. Die zweite verband Köln mit Gleuel über Efferen, Stotzheim und Alstädten/Burbach. Sie ist die einzige Buslinie, die – heute als REVG-Linie 978 - direkt zwischen Hürth und der Kölner Innenstadt verkehrt. Seit Einführung des Stadtbusses im Jahr 1997 endet sie nicht mehr in Gleuel am Schallmauerweg, sondern fährt weiter bis zum Wendelinusplatz in Berrenrath. Teile des Linienwegs in Gleuel hat die Stadtbuslinie 711 übernommen. Im Jahr 1998 ging die Linie 978 von der RVK auf die REVG über und wird wie alle REVG-Linien von den Bussen der RVK oder deren Auftragsunternehmen bedient.

Ein Kuriosum am Rande: Im Vergleich zum Fahrplanjahr 1950 hat sich das Angebot für Sielsdorf von und nach Köln verdoppelt. Während in der Nachkriegszeit ein Bus pro Richtung werktags verkehrte, sind es heute ganze zwei. Die Fahrzeit ist annähernd gleich geblieben. Konnte man 1950 noch um 7.07 Uhr in Sielsdorf einsteigen, so muss man heute drei Minuten früher an der Haltestelle stehen, um kurz nach halb acht in der Kölner Innenstadt zu sein. Bezahlen musste man für eine Fahrt von Gleuel nach Köln 80 Pfennige – heute sind es mit dem EinzelTicket 3,20 €.


Am neu gebauten Busbahnhof Hermülheim - 21. August 1987

Angebotskürzungen in den 80er Jahren

Die 80er Jahre waren von großen Umbrüchen geprägt. Sinkende Nachfage und steigende Kosten machten der KBE wie auch vielen anderen Verkehrsunternehmen schon seit geraumer Zeit Probleme. Eine schlichte handgeschriebene Fahrgastinfomation kündigte an: „Ab 1.8.1981 sehen wir uns aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen, im Raum Hürth bei den Linien 701, 711, 713, 714 und 715 Fahrplaneinschränkungen wegen zu geringen Fahrgastaufkommens [...] vorzunehmen“. Dies war der Beginn umfangreicher Einschränkungen beim Hürther Stadtverkehr. Schließlich wurde der gesamte Betrieb abends nach 20 Uhr und ab Samstag mittags über das Wochenende eingestellt, Linienverläufe gekürzt und nur noch ein Grundangebot aufrecht erhalten.

Das Anruf-Sammel-Taxi

Ein erster Lichtblick kam mit der Einführung des Anruf-Sammel-Taxis (AST) im Jahr 1986. Erstmals gab es wieder eine Möglichkeit, rund um die Uhr flächendeckend mobil zu sein, wenn auch mit Voranmeldung und Komfortzuschlag. Hürth war die erste Stadt im Erftkreis, die ein AST-System erhielt. Heute gibt es diese Form flexibler Mobilität kreisweit.

Für alle Ziele ein Ticket

Seit dem Jahr 1987 fahren alle Busse und Bahnen in Hürth zu einem einheitlichen Tarif. Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) hatte Premiere. Der Weg wurde frei für flächendeckend attraktive Fahrpreise. Dem VRS sind auch die heutigen dreistelligen Liniennummern zu verdanken. Die ehemaligen KBE-Linien erhielten im Jahr 1978 zunächst 400er Nummern, die dann mit dem Verbundstart zu 700er Nummern wurden.


Hürth, Sudetenstraße - Foto: Dirk Stein 90er Jahre

Umstrukturierung des Busverkehrs im Kreis

Am 30. Juni 1992 löste sich die KBE nach fast 100-jährigem Bestehen auf. Ihren kommunalen Eigentümern erschien es wirtschaftlicher, das Streckennetz mit den Kölner Häfen und der Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn in der neuen „Häfen und Güterverkehr Köln AG“ zusammenzuführen. Der Bahnbetrieb der Linien 16 und 18 ging auf die Kölner Verkehrs-Betriebe und die Stadtwerke Bonn über. Für den Busverkehr musste der Erftkreis eine schnelle und finanzierbare Lösung finden. Dies passierte mit der Gründung der REVG zum Jahresbeginn 1993. Bis dahin führte die KVB für ein halbes Jahr den Betrieb der sechs KBE-Buslinien und sieben AST-Verkehre. Schon in den letzten Jahren des KBE-Betriebs unterschieden sich die Busse kaum noch von den in Köln eingesetzen rot-weißen KVB-Fahrzeugen. Dies änderte sich dann im Jahr 1993: Die REVG beauftragte die RVK, die Fahrleistungen zu übernehmen. Die Hürther Busse wurden orange-beige und kamen von nun an von der RVK-Außenstelle Frechen. Der ÖPNV im Erftkreis begann, ein neues Profil zu entwickeln.


Die ersten Busfahrer zum Start des Stadtbusses 1997 - Foto: Guido Schreiner (wem/SVH)

Ein Neubeginn in Hürth

Mit der Einführung des Stadtbusses im Jahr 1997 und der Gründung der Stadtverkehr Hürth GmbH präsentierte sich der ÖPNV nach langer Zeit des Rückbaus und der Stagnation wieder von seiner modernen, dynamischen Seite, so wie es vor fast 50 Jahren mit der Einrichtung des Rundverkehrs auch der Fall war. Auch die REVG zog mit: Komfortable Niederflurbusse und drei attraktiv gestaltete Regionallinien, die mit den meisten übrigen Erftkreis-Linien von der RVK übernommen wurden, verdeutlichten im Herbst 1998, dass der ÖPNV mit neuem Elan ins 21. Jahrhundert startet. Auch die Nachbarstädte zogen zum gleichen Zeitpunkt mit: Wesseling und Frechen nahm jeweils eine Stadtbusline in Betrieb, und auch in Brühl begann das Stadtbuszeitalter mit der ersten Linie.

Fotos: Sammlung Herbert Eidam (1-4), Dirk Stein (5), Guido Schreiner (6)



Entnommen aus „Stadtverkehr Hürth“, Hrsg. Stadwerke Hürth, Abteilung Stadtverkehr Hürth: 10Jahre Stadtbus - Hürth. 2007
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