Stadtbus soll mit Anhänger durch Hürth kurven
Kölnische Rundschau vom 24. Januar 2003



Verkehrsgesellschaft will an NRW-Großversuch teilnehmen
von Andreas Engels



Eine Proberunde drehte ein aus der Schweiz geliehenes Bus-Gespann bereits in Hürth, hier am Kreisel Friedrich-Ebert-Straße.



Hürth. Überfüllte Busse könnten in Hürth bald der Vergangenheit angehören. Die Stadtverkehrsgesellschaft (SVH) plant, künftig auf einigen Linien zu den Stoßzeiten einen Anhänger an den Stadtbus zu koppeln. Ein solches Gespann könnte fast doppelt so viele Fahrgäste befördern wie ein einzelner Omnibus mit 70 Sitz- und Stehplätzen. Der Vorteil: In Zeiten mit schwächerer Auslastung kann der Busfahrer den Anhänger einfach abhängen.

Verkehrsbetriebe aus neun NRW-Städten, darunter neben Hürth auch Köln, Aachen, Münster und Düsseldorf, wollen sich an einem Großversuch zum „Einsatz von Buszügen“ beteiligen. Unter Federführung der Universität Wuppertal sollen vom kommenden Jahr an nicht nur Anhänger, sondern auch neuartige Doppelgelenkbusse drei Jahre lang Probe gefahren werden.

In Hürth käme nicht einmal ein einfacher Gelenkbus um die Kurve - zu viele Engpässe blockieren den Weg. SVH-Geschäftsführer Franz-Peter Boden ist deshalb ein Anhänger des Anhängers. Mit seiner Vier-Rad-Lenkung soll der Beiwagen genau in der Spur des Busses fahren. Der Fahrer braucht nicht einmal zusätzliche Fahrstunden: „Das schafft der nach einer kurzen Einführung und ein paar Proberunden“, sagt Boden. Auch das An- und Abkoppeln am Busbahnhof - hier soll der Hänger geparkt werden, wenn er nicht gebraucht wird - könne ein Fahrer allein bewältigen.

Bei Testfahrt nicht angeeckt

Das klappt nicht nur inder Theorie. Ihn der Schweiz fahren solche Doppel-busse schon. Auch in Hürth absolvierte ein Schweizer Gespann schon eine Testfahrt auf der Linie 713 von Fischenich bis Hürth-Mitte, ohne anzuecken. Dabei ist die Alpen-Version mit 22 Metern noch besonders lang. Für Hürth soll das Gespann auf 19,30 Meter Länge gekürzt werden.

8,50 Meter misst dabei der Anhänger. Er soll 50 Fahrgästen Platz und Komfort bieten. „Sie fahren darin wie in einer Sänfte. Kein Motor dröhnt, und die Federung ist toll“, schwärmt Franz-Peter Boden. Der Boss der Busse überlegt deshalb, den Beiwagen nur für gute Kunden wie die Inhaber von Monatstickets freizugeben. Die könnten dann morgens getrennt von lärmenden Schülern zur Arbeit fahren. „Vielleicht steigen dann mehr Berufspendler auf den Stadtbus um“, hofft Boden.



Noch ist es nicht so weit. Für den Großversuch müssen erst die Straßenverkehrsordnung, die TÜV-Vorschriften und die Beförderungsrichtlinien geändert werden. Zudem soll erst Ende Februar fest stehen, was ein Bus mit Anhänger kosten wird. Dann könne man abschätzen, ob der Einsatz sich tatsächlich lohnt. „Das Gespann darf nicht teurer sein als ein normaler Gelenkbus“, erklärt Boden und der kostet 220 000 Euro.

Bleibt das Angebot von MAN oder Scania, die beide an Busanhängern arbeiten, im Rahmen, könnte die SVH sich künftig die teuren Verstärkerfahrten sparen. Derzeit rollen an Schultagen morgens bis zu drei Bussen hintereinander her, etwa auf der Linie 713. Hier will Boden den ersten Anhänger fahren lassen.

Verläuft der Test erfolgreich, dann könnten es einmal drei bis fünf solcher Gespanne sein, die durch Hürth kurven. Davon träumt jedenfalls SVH-Chef Franz-Peter Boden.


Selbst Engpässe wie hier in Alt-Hürth schaffte der 22 Meter lange „Doppel-Bus“ bei der Testfahrt, ohne anzuecken. (Fotos: SVH)



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