Am Abend fährt die Angst mit
Kölnische Rundschau vom 10. November 1998







Gewalt gegen Busfahrer nimmt zu - Kritik an der Polizei: „Bis die kommen, ist doch alles vorbei“





he Erftkreis. Seit Mitte vergangene Woche ist er wieder im Einsatz - mit einem großen schimmernden Veilchen am Kopf, wie Betriebsleiter Adam Dahmen berichtet. Vor zwölf Tagen war der 38jährige Busfahrer der Regionalverkehr Köln (RVK) am Horremer Bahnhof zunächst beschimpft, dann angegriffen und so geschlagen worden, daß er sich mehrere Tage krank melden mußte. Dabei hatte er lediglich das getan, was seine Aufgabe ist: einen Fahrgast aufgefordert, einen Fahrausweis zu kaufen ... Der Schläger ist flüchtig.

„So etwas passiert immer wieder“, weiß der RVK Betriebsratsvorsitzende Jürgen Buchwald. „Da ist kein Busfahrer vor gefeit.“ Besonders abends auf den Spätfahrten fühlten sich die Fahrer oft unsicher, „bei all den Leuten, die da in den Wagen steigen“. Doch die über 800 Fahrer der RVK hätten eine Beförderungspflicht, „wir dürfen keinen abweisen“. Zwar haben die Fahrzeuge alle Funk und können über die rund um die Uhr besetzte Leitstelle Hilfe anfordern. „Aber bis die Polizei da ist, ist doch ohnehin alles vorbei.“

Das kritisieren auch die RVK-Fahrer an den Haltestellen. Es dauere viel zu lange, bis die Beamten am Einsatzort seien. Mancher Fahrer räumt deshalb ein, etwa ein kleines Fläschchen Reizgas mit sich zu führen, um im Notfall gewappnet zu sein.

Zwar könnten Busfahrer die Türen schließen und so potentielle Angreifer im Bus festsetzen, weiß auch Adam Dahmen, Leiter des RVK-Betriebshofes in Bergheim. „Aber dann setzt sich der Mann noch weiteren Angriffen aus. Das wäre ja Harakiri und wr macht das schon?“ Die Gewalt gegen seine Fahrer habe eindeutig zugenommen, hat auch Dahmen beobachtet. Er macht darauf aufmerksam, daß nicht nur Fahrer von Auseinandersetzungen betroffen sind, sondern auch die Kunden der RVK. „Beim Vorfall in Horrem“, erläutert Dahmen, „war der Bus 45 Minuten festgesetzt. Solche Verspätungen holen wir auf der Tour nie mehr ein.“ Die Fahrgäste an den Bushaltestellen aber erkenne nur, daß der Bus ausgefallen ist oder erheblich zu spät kommt, „und das schieben sie uns in die Schuhe“.

Schülerfahrten - hier am Rathaus in Bergheim - sind für Busfahrer weniger problematisch als Abendfahrten mit aggressiven Fahrgästen. Gewalt gegen Fahrer ist im ländlichen Raum offenbar verbreiteter als in Ballungsgebieten. Foto: Metz



Gewalt gegen Fahrer sei ein „verbreitetes Phänomen der Buslinien, die im ländlichen Raum fahren“, meint Joachim Berger, Pressesprecher der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB). Der Nahverkehr in den Ballungsgebieten sei nicht in einem solchen Maße davon betroffen. Hinz komme, daß die Fahrer von Straßenbahnlinien, mit denen die KVB auch den Erftkreis bedienen, zumeist in einem geschlossenen Führerstand sitzen. Bergers Fazit: „Unsere Fahrer haben keine Angst vor dem Erftkreis.“













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