Mutige mit Herz gesucht
Kölnische Rundschau vom 31. März 2001



Ältere Fahrtbegleiter in Schulbussen sollen Streitigkeiten zwischen Schülern schlichten - Pilotprojekt startet in Kerpen und Erftstadt
Von Oliver Tripp



Kerpen/Erftstadt. Sie sollen keine Polizisten zweiter Garnitur sein und auch nicht Jiu-Jitsu lernen müssen. Dennoch sollen sie für ihren Auftrag gezielt vorbereitet und geschult werden. Die Rede ist von älteren Menschen, die einen Teil ihrer Freizeit opfern wollen, um in Linienbussen Schüler auf ihrem Schulweg zu begleiten. Im Bus sollen die Senioren informieren beruhigen und schlichten. Streitigkeiten, Gewalt und Vandalismus soll mit dem Projekt „Sicherheit erfahren - aktive Ältere als Partner auf dem Schulweg“ vorgebeugt werden.

Ein Sticker mit Namensschild und dem sogenannten Slogan wird die Ehrenamtlichen kenntlich machen. „Schon die gesunde Distanz zwischen Erwachsenen und Kindern hat eine schlichtende Ausstrahlung“, sagte der Leiter des Kommissariats „Vorbeugung“, Lambert Schauen, bei der Vorstellung des Projektes im Kerpener Rathaus.

Zunächst in Kerpen und Erftstadt sollen nach den Sommerferien auf einigen Buslinien Erwachsene mitfahren, erläuterte Kriminalhauptkommissar Peter Müller. Er will das Projekt gemeinsam mit den Jugendämtern und den Schulen der Städte, der RVK und der Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft organisieren. Auch die Ausländerbeiräte der Städte sollen in die Planung mit eingebunden werden. Ist das Projekt einmal in Erftstadt und Kerpen angelaufen, könnten später auch andere Kommunen des Erftkreises einbezogen werden.

„Jetzt suchen wir Menschen, die sich vorstellen können, in Bussen mit Schülern mitzufahren. Menschen, die ein offenes Herz für die Jugend haben“, sagte Müller. Frührentner und Senioren will Müller besonders anzusprechen. Er ermutigt auch solche, die Zweifel, ob sie in kritischen Situationen eingreifen können. Ungeachtet dieser Furcht zu versagen, sollten sich Interessenten melden. Denn vor dem Einsatz im Bus stehen Schulungen und Gespräche. Die Erwachsenen sollen vor allem mit den Kindern und Jugendlichen reden und sich als Partner und Vertrauensperson zu erkennen geben, erläuterte Schauen.

Als Ansprechpartner für Interessenten ist Peter Müller unter (02236) 89 32 49 77 zu erreichen. Im Kerpener Jugendamt ist Norbert Schürheck unter (03327) 5 82 23 der Ansprechpartner. In Erftstadt ist Roland Hausmann für Anfragen unter der Telefonnummer (02235) 40 93 18 zu erreichen.


Nach den Sommerferien schon könnten Erwachsene zu den Schülern in den Bus steigen. Als Partner der Schüler sollen sie sich verstehen und Streit schlichten helfen. Foto: Tripp

Die Fahrtbegleitung in Schulbussen ist keine Idee der Erftkreispolizei. Im westfälischen Gütersloh gebe es die Einrichtung bereits seit 1997, berichtete Müller. Dort seien 16 ehrenamtliche Erwachsene nach Schulschluss und vor allem in der dunklen Jahreszeit regelmäßig in Schulbussen unterwegs und das mit beachtlichem Erfolg. Gewalt und Vandalismus seien zurückgegangen.

Laut Umfragen in Gütersloh sei das Projekt zwar zuerst von der Mehrzahl der Schüler abgelehnt worden. In einer Nachbefragung sollen 90 Prozent doch noch Ja zur Schulbusbegleitung gesagt haben. Wie die Stimmung der Schüler in Kerpen und Erftstadt ist, wollen Schüler der Gesamtschule Kerpen jetzt mit einem Fragebogen herausfinden.

Einer, er es wissen muss, sagte bei der Vorstellung des Projekte: „Eine Fahrtbegleitung mit Erwachsenen wäre angebracht.“ Busfahrer Jakup Polat erlebt in seinem Bus oft Streitigkeiten zwischen den Schülern. „Aber uns Busfahrern sind die Hände gebunden. Wir sind angehalten worden, Distanz zu halten.“



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