Trotz Sparkonzept: Kunden blieben der REVG treu
Kölnische Rundschau vom 2. Februar 2000



Erstes Fazit nach vier Monaten - Abgespecktes Leistungsangebot der Busse hatte keine Ertragseinbußen zur Folge
von Achim Hermes



Erftkreis. Vier Monate nach dem Fahrplanwechsel mit seinem abgespeckten Dienstleistungsangebot hat die Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft (REVG) eine erste Bilanz gezogen. Das Fazit des Aufsichtsratsvorsitzenden Heinz Küpper, seinem Vertreter Bernhard Hadel und REVG-Geschäftsführer Joachim Gottschalk: „Das Sparkonzept hat gegriffen.“

Um die drastisch steigenden Verluste der in den Diensten der REVG fahrenden Busse zu begrenzen, hatte die Verkehrsgesellschaft im Verbund mit dem Gesellschafter, dem Erftkreis mit seinen Kommunen, im Herbst des vergangenen Jahres ein Sparkonzept aufgelegt. So wurde die Taktfrequenz der Busse von 20 Minuten auf eine halbe Stunde und eine Stunde ausgedehnt und bestimmte Streckenabschnitte werden nach 20 Uhr und an Wochenende nicht mehr bedient.

Die REVG-Kunden nahmen die Einschränkung des Busangebotes offenbar eher gelassen hin. So haben kaum Buskunden dem Unternehmen den Rücken gekehrt. Denn trotz der Reduzierung habe man in den letzten drei mOnaten des vorigen Jahres im Vergleich zu den vorherigen Monaten nicht weniger Geld eingenommen. Aufsichtsratsvorsitzender Küpper: „Die Stammkunden sind dem Unternehmen treu geblieben.“

Ursprünglich hatte die REVG 1999 mit einem Verlust von 8,5 Millionen Mark gerechnet. Mitte des Jahrs zeichnete sich ab, dass das Loch noch einmal um fünf Millionen Mark mehr anzuwachsen drohte. Tatsächlich bewegt sich der Verlust der REVG für das vergangene Jahr mittlerweile auf 16,5 Millionen Mark zu, weil auch Zuschüsse des Landes Nordrhein-Westfalen für Schülertransporte und das Befördern von Schwerbehinderten ausblieben. Decken müssen den Verlust je zur Hälfte die zehn Kommunen des Kreises sowie der Kreis. IN diesem Jahr soll der Verlust 13 Millionen Mark nicht übersteigen.

Energisch will die REVG beim Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS), in dem die öffentlichen Verkehrsunternehmen der Großstädte Köln, Bonn, Leverkusen sowie die umliegenden Kreise zusammengeschlossen sind, die Verhandlungen über einen neuen Schlüssel zur Verteilung der Einnahme vorantreiben. Denn dabei sieht sich die REVG derzeit massiv benachteiligt. Der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Bernhard Hadel führte als Beispiel die Buslinie 705 an, die sogenannte „Phantasialand-Linie“. Der Betrieb der Linie koste die REVG 680000 Mark. Dem stünden Erträge von nur 100000 Mark gegenüber. „Und das bei voller Auslastung“, klagte Hadel. Er führt dies darauf zurück, dass bei der Fülle der Kombi-Tickets, in denen Fahrausweis und Eintrittskarte kombiniert sind, und in der Aufteilung der Einnahmen etwa zwischen der Deutschen Bahn AG, den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB) und den Stadtwerken Bonn (SWB) beim letzen in der Kette, der REVG „kaum noch was hängenbleibt“.


Mit „individuellem Marketing“ will die REVG mehr Kunden in ihre Busse locken. Die Aktion läuft in den kommenden Monaten in ausgewählten Haushalten in Bergheim, Erftstadt und Frechen.

Mit einem neuen Marketingkonzept will die REVG in den kommenden Monaten allerdings auch neue Kunden in die Busse locken. „Individuelles Marketing“ heißt dabei das Zauberwort der beauftragten Agentur, die für das Konzept, die Durchführung sowie die Auswertung 140000 Mark erhält. Nach dem Konzept will die REVG in eine Art persönlichen Dialog mit potenziellen kunden treten. Dazu wird das Verkehrsunternehmen in Bergheim, Erftstadt und Frechen zu rund 7000 bis 8000 Einwohnern Kontakt aufnehmen, indem die Einwohner einen Fragebogen zugeschickt bekommen. Darin bittet die REVG um Auskunft darüber, ob es ein Auto in dem Haushalt gibt, wie mobil man sein will oder welche Ansprüche man an den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) stellt.

In der nächsten Stufe sollen die Einwohner, die Interesse signalisiert haben, ein Beratungs- und Informationsverfahren durchlaufen, um so Hemmschwellen abzubauen und Informationslücken zu schließen. Schließlich sollen 200 Testpersonen im April ein vierwöchiges Test-Ticket für den gesamten VRS-Verbund erhalten. Damit erhielten die Tester die Möglichkeit, sich persönlich von dem Leistungsangebot der REVG zu überzeugen.

Man brauche allerdings einen langen Atem, ehe sich die grundlegende Akzeptanz der REVG durch die Kunden auch in gestiegenen Erträgen niederschlage, sagte Landrat Werner Stumpf (CDU). Dennoch stelle er die grundsätzlichen Ziele des Nahverkehrsplanes nicht in Frage. Und deshalb halte er auch fest daran, dass der Betrieb öffentlicher Verkehrsunternehmen eine „wichtige, unverzichtbare Aufgabe kommunaler Gesamtverkehrspolitik bleibt“.



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