Diktatoren am Lenkrad?
Kölnische Rundschau vom 11. November 1987



„Es gibt auch freundliche Busfahrer“ - Pendler beklagen sich



gs Elsdorf/Köln. „Meinem Sohn blieb keine andere Wahl, als zu rennen: Um noch rechtzeitig den Anschluß-Bus nach Köln zu erreichen, sprintete er eine Strecke von fast einem Kilometer“, berichtet der Angelsdorfer Friedrich Lachhein.

In einer Dienstaufsichtsbeschwerde an den Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) in Köln schreibt er: Sein Sohn Marcelus habe zur nächsten Haltestelle laufen müssen, weil der Bus buchstäblich vor der Nase des 17jährigen weggefahren sei.

Marcelus Lachhein und seine 19jährige Schwester Laura besuchen eine Höhere Handelsschule in Köln. Sie sind Bus-Pendler, was sie monatlich und pro Kopf 109 Mark kostet. Fast jeden Morgen gegen 6.20 Uhr steigen sie in Angelsdorf in einen Bus der Regionalverkehr Köln GmbH (RVK), so auch heute vor einer Woche.

„Der Fahrer wartete an der Haltestelle, mein Sohn kommt um den Bus herum von der Frontseite her und klopft mit dem Finger an die Tür. In dem Moment drückt der Fahrer aufs Gaspedal“, beschwert sich Friedrich Lachhein. Eile sei nicht geboten gewesen: „Laut Fahrplan war der Bus circa drei Minuten zu früh.“

Busfahrer haben wohl einen der anstrengendsten Jobs überhaupt“, meint seine Tochter Laura. „Es gib auch freundliche Busfahrer.“ Bei allen Verständnis für die Unbeherrschtheit weniger Kollegen meint sie aber: „Ihre Aggressionen dürfen sie nicht an den Fahrgästen auslassen.“

Gerade das passiere in letzter Zeit aber viel zu oft: „Ich wollte bei einem Fahrer am Bergheimer Busbahnhof eine Monatskarte kaufen. Der schüttelte den Kopf und sagte, er habe seine Kasse schon abgerechnet“, schildert Friedrich Lachhein, selbst Vielfahrer in Bussen und Bahnen, seine Erfahrungen. Der Fahrer habe ihn an einen Kollegen verwiesen.

Doch auch dort: Fehlanzeige. „Sein Stempelgerät ging angeblich nur bis 99 Mark. Meine Monatskarte kostet aber 109 Mark.“ Bei einem dritten Busfahrer funktionierte es: „Der hat einfach das Ticket zweimal gestempelt, einmal mit 90 Mark, die andere Seite mit 19 Mark.“ Lachheins ironisches Fazit des wenig kundenfreundlichen Verhaltens: „Stinkt mein Geld?“


Laura und Marcelus Lachhein aus Angelsdorf: „Aggressionen nicht an Fahrgästen auslassen“

Foto: Steffen

Der angegriffene Verkehrsverbund Rhein-Sieg konnte gestern keine Stellung zu Lachheins Vorwürfen nehmen, weil die Dienstaufsichtsbeschwerde noch nicht vorlag. Das gilt auch für die RVK.

VRS-Sprecher Wolfgang Hufschlag meinte aber: „Kein Bus darf früher starten, als es der Fahrplan erlaubt.“ Er versprach, sich sofort um die Angelsdorfer Beschwerde zu kümmern und die Vorfälle von der RVK aufklären zu lassen.

Auf Hufschlags Schreibtisch landen alle Anregungen und Beschwerden von VRS-Fahrgästen. Zur Zeit sind das angeblich pro Tag etwa fünf Briefe - bei täglich 1,2 Millionen Passagieren im Verbundsgebiet. „Die Zahl der Beschwerden ist nach dem Ende der Umstellungsphase stark abgeflaut“, ließ der VRS verlauten.



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