Erlebnisse eines Buirer Eisenbahners in seiner 50-jährigen Dienstzeit
von Peter Müllenmeister




16. - II. Fahrt in die russische Zone zum Abholen des Gepäcks von nahen Verwandten Frühjahr 1946




Im Jahre 1946 bin ich noch einmal in die Ostzone gefahren, weil 2 Familien aus der Verwandtschaft auch ihr Gepäck zurücklassen mußten, aber keine Courage hatten, es zu holen. Diesen bot ich meine Hilfe an. Meine Verwandten waren jedoch in Steinach bei Sonneberg (Thür.) evakuiert. Ein Schwager von mir, Eisenbahnlokführer, und ich fuhren in Eisenbahnuniform, der zweite Schwager in Zivilkleidg. Wir fuhren bis zur Zonengrenze mit dem Zug nach Helmstedt. Von da gingen wir zu Fuß über die Zonengrenze nach Marienborn. Von dort fuhren wir nach mehrmaligem Umsteigen über Magdeburg-Halle-Saalfeld-Ernstthal nach Sonneberg. Streckenweise fuhren wir mit einem gemischten Personen- und Güterzug. Die Nebenbahnstrecke nach Ernstthal mußten wir im Bremserhaus eines Güterzuges zurücklegen. Unterwegs in einem Wald blieb der Zug wegen Kohlenmangel stehen. Lokführer und Heizer begaben sich mit Säge und Axt in den Wald, um dürres Holz zu suchen zum Heizen der Lok. Nach einigen Stunden hatten sie den Tender mit mehreren Bündel Holz beladen, machten Dampf und dann ging es weiter bis Ernstthal. Hier mußte die Lok zur Bekohlung und anschließend zu einem Nachbarbahnhof, um für die Russen leere Güterwagen zur Beladung mit Holz bereitzustellen. Nach 4 Stunden Aufenthalt ging die Fahrt weiter und abends waren wir am Ziel. Nachdem wir das Gepäck in Steinach abgeholt hatten, erkundigten wir uns nach dem nächsten Zonenübergang zum Westen.

Mit 2 geliehenen Handwagen begaben wir uns zum Grenzübergang. Auf der Grenzwache waren ein Volkspolizist und 2 Russen. Diese haben wir mit einigen Packungen Ami-Zigaretten und Schokolade bestochen und durften die Grenze unbehindert überschreiten. Ein 16-jähriger Junge brachte die leeren Handwagen wieder in die Ostzone zurück. Nachdem wir den nächstgelegenen Bahnhof erreicht hatten, fuhren wir durch den Harz über Hannover nach Haus. Nach 3-tägiger Irrfahrt durch das Ruhrgebiet über Essen - Duisburg - M.-Gladbach - Aachen - Düren kamen wir mit dem Gepäck, darunter ein Kohlenherd glücklich in Buir an.




17. 3. Fahrt Regulär genehmigte Fahrt in die russ. Zone
.....zum Abholen unserer Nähmaschine (1948)

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