Auto wurde halbiert
Vom Eisenbahnunglück auf der Amelner Strecke

Kölner Stadt-Anzeiger vom 3./4. August 1972
aus der Sammlung Sigurd Müllenmeister, Buir




Geschichte wie die Buirer Katastrophe (Das Zugunglück vom August 1929 - Zeitungsartikel) ist auch ein Unfall, der nur drei Jahre später auf einem abgelegenen Schienenstrang im Kreis Bergheim passierte. Auf der Bundesbahnstrecke Bedburg - Ameln, die längst demontiert ist, zerfetzte ein Triebwagen, der Arbeiter zur Bedburger Industrie brachte, das Auto eines Elsdorfer Architekten. Der Mann und sein Beifahrer waren auf der Stelle tot. Das schwere Schienenfahrzeug hatte den Wagen in zwei Teile zerrissen.


Zwei Tote. Das war die Bilanz des Unglücks auf der Bundesbahnstrecke Bedburg-Ameln. Der Schienenstrang ist längst stillgelegt.

Die folgenschwere Kollision ereignete sich am Niederembter Ortsrand. Ein Bahnübergang auf der Landstraße wurde zur tödlichen Falle. Denn die heute üblichen Sicherheitsmaßnahmen, Warnkreuze, rotes Blinklicht und Schranken, gab es damals noch nicht. Schiene und Straße kamen sich ins Gehege, obwohl Autos damals noch nicht in dem Maße das Straßenbild prägten, wie sie das heute tun.


In zwei Stücke wurde das Auto des Elsdorfer Architekten gerissen. Der Bahnübergang bei Niederembt war für ihn und seinen Begleiter zur tödlichen Falle geworden.

Josef Blum, Polizeibeamter und gebürtiger Niederembter, erinnert sich an das Unglück: „Das war ein Ereignis. Damals hatten nur fünft Leute im Ort ein Auto.“ Beteiligt an dem tödlichen Unfall, der 1932 fast sämtliche Dorfbewohner aus den Häusern lockte, war ein Zug, der zwischen der Schloßstadt und Ameln im Nachbarkreis verkehrte. Arbeiter, die bei der Bedburger Wollindustrie und beim Linoleumwerk beschäftigt waren, pendelten mit dem „Amelner Johännchen“ zwischen Wohnort und Arbeitsplatz.

Wo in den dreißiger Jahren Loks dicke Dampfwolken aus dem Schornstein pusteten, ist heute Ruhe. Die Gleise sind verschwunden. Lediglich das umgebaute ehemalige Bahnhofsgebäude, „wo die Lokführer immer Schnäpse tranken“ (Blum), erinnert an die stillgelegte Strecke.

Zusatz vom 10.3.1924 - 150 Jahre Eisenbahnen im Jülicher Land, Klaus Wölfle, EAKJ, Eisenbahn-Amateur-Klub Jülich e.V.

Im Stadt-Archiv Jülich fand sich ein Exemplar des „Westdeutschen Beobachter“ vom 6.6.1935 (nicht 1932 wie im obigen Text, wohl irrtümlich angegeben):

Zwei Menschenleben vernichtet - Auto fuhr in einen Triebwagen

Gestern um 15.10 Uhr fuhr der Personenkraftwagen IZ 15 562 auf dem Überweg in Kilometer 3,3 der Strecke Bedburg-Ameln vor den von Bedburg nach Ameln fahrenden Triebwagen 352 538. Der Kraftwagen wurde infolge des Zusammenpralls zertrümmert und die beiden Insassen, Bauunternehmer Konstantin Bongartz aus Elsdorf und Franz Hemersbach aus Elsdorf so schwer verletzt, daß der Tod unmittelbar eintrat. Der Unfall ist durch Unachtsamkeit des Autolenkers entstanden.“

Es handelt sich laut Recherchen des EAKJ um den Zug 2538 15.11 Uhr nach Ameln. Die Ortsangabe 3,3 km trifft auf die Kreuzung neben dem Bf Niederembt zu.

Danke für die Hinweise von Herrn Wölfle vom EAKJ. Für weitere Informationen empfiehlt sich die Veröffentlichung des Vereins.




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