In der Zeit
vom 14. Juni bis 7. Juli 2002 findet in im Rathaus Bedburg-Kaster
eine Ausstellung der Arbeitsgemeinschaft der Archivarinnen und
Archivare im Erftkreis statt. Diese Ausstellung ist im Rahmen der
AG als eine Wanderausstellung vorgesehen, die rundum in allen
Rathäusern der Nachbarkommunen zu sehen sein wird. Die
genauen Termine sind den jeweiligen Aushängen in den
Rathäusern zu entnehmen.
Im unmittelbaren
Zusammenhang mit den Wisoveg-Themen um das Bahngeschehen von
Bedburg standen Diskussionen von Eisenbahnfreunden über den
Verlauf der ehemaligen Strecke bis hinter die Kieskuhl,
die keine befriedigende Antwort brachten. Man stieß direkt
auf eine Mauer des Schweigens oder auch mehr Unwissen der
Bewohner. Somit war der Artikel Die
Organisation Todt von Uwe Depcik im gemeinsam
herausgebrachten Buch der AG der lang ersehnte Beitrag über
den Sinn und Zweck der auf einer Luftaufnahme entdeckten
Anschlußstrecke zur Kriegsproduktionswerkstatt Bedburg der
Organisation Todt, OT.
Die einzelnen Beiträge von
Zwangsarbeit Gezwungenermaßen beleuchten das
spezielle Gefangenenproblem der jeweiligen Stadt, bzw eines
bestimmten Betriebes im Rheinland, und gehen in ihren Einzelheiten
auf die Problematik der Gefangenen selbst und der damaligen Zeit
ein. Historische Sachverhalte werden unter humanitärem,
wirtschaftlichen und politischen Hintergrund sehr gut dargestellt:
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In der Eröffnungsrede von
Uwe Depcik im Rathaus Bedburg-Kaster wurden von ihm einige
Einzelheiten über die damalige Zeit einführend
erläutert. So waren im Raume Bedburg über 2.000 Personen
beschäftigt, wie dies den Meldekarteien des Archivs zu
entnehmen war. Kurzfristig wollte man noch im Jahre 1944 mit über
4.000 Personen durch verstärkte Anstrengungen das Projekt
weitertreiben. Die Zwangsarbeiter wurden durch Kriegsgefangene
verstärkt, die von den Nationalsozialisten als Zivilgefangene
bezeichnet wurden.
Polen, Russen, Italiener, Franzosen,
Holländer, Belgier, Ukrainer und andere Nationen, je zur
Hälfte Frauen und Männer kamen dabei im OT-Gelände
zum Einsatz. Teilweise wurde von den Nazis planmäßige
Verschleppung durchgeführt. Man verhaftete von der Straße
weg einfach die Dorfbevölkerung und verfrachtete sie in
Eisenbahnwaggons. Dort standen schon Beschäftigte des
Arbeitsamtes mit Meldekarten bereit und rekrutierten die Arbeiter
ab 16 Jahren aufwärts. Zwangsarbeiter galten bei den Nazis
als Kriegsbeute.
Zwangsarbeiter gab es seinerzeit überall:
In Betrieben, auf dem Feld, in der Nachbarschaft von Lagern, in
Unterkünften, in geschlossenen Formationen auf dem Marsch
durchs Dorf zur Arbeit. Niemand der Bewohner kann eigentlich
sagen, er wüßte nichts davon. Für die
Zwangsarbeiter gab es ständige Regelmentierungen: 1.
Feste überhöhte Arbeitszeiten 2. Verbot des Besuchs
von Veranstaltungen 3. Verbot der Benutzung eines
Verkehrsmittels 4. Ausgehverbote 5. Kontaktverbote 6.
Tragen von deutlich sichtbaren Aufklebern OST oder
violettes P auf gelbem Grund für Polen 7.
Pflichtenkataloge
Es gab drastische Strafen, auch für
die deutsche Bevölkerung bei Kontakten mit Zwangsarbeitern.
Freizeit, Sexualkontakte, Medizinische Betreuung, Seelsorge,
Eheschließung und Geburten: Alles wurde überwacht,
regelmentiert und bei Verstoß schwer bestraft. Nach dem
Kriege kam es für einige Gefangene, wie Polen und besonders
schlimm Russen zu Problemen in der Heimat, da sie von Stalin als
Verräter deklariert worden waren. Hierzu gab es von den
Alliierten sogenannte DP-(displaced persons)-Camps, in denen sie
aufgefangen wurden. Ein besonderes Problem, welches bis in die
heutige Zeit reicht, sind die Entschädigungen an solche
ehemaligen Zwangsarbeiter, die oftmals nicht den Nachweis für
ihre Gefangenschaft bringen konnten, sowie Gesetze, Verordnungen,
Sprachprobleme und komplizierte Abwicklungsverfahren.
Einige
der obigen Angaben wurden aus dem Ausstellungskatalog entnommen
und zu den mündlichen Darlegungen ergänzt.
Noch
eine kurze Übersicht über die Gesamtsituation zum o.g.
Themenbereich: 1. Mehr als 13 Millionen Zwangsarbeiter im
Kriege 2. 10,3 Millionen Zwangsarbeiter nach Kriegsende 3.
1,04 Millionen Zwangsarbeiter 1946
Besonders für den
Besucher der Ausstellung gleichermaßen ergreifend und
interessant: Die Briefe und Erinnerungen ehemaliger
Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, Fotografien und
Zeitzeugnisse in den Vitrinen und an den Tafeln der Ausstellung.
Am Schluß bleibt einem die Ohnmacht solchen Ereignissen
gegenüber, aber auch die kleinen Informationen und Gespräche,
die man sich von von dieser Ausstellung erhofft hat.
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