Die
Organisation Todt
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Bunkerbau in
Bedburg
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Von Uwe Depcik |
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- Die Organisation Todt
(OT), benannt nach ihrem Gründer Dr. Ing. Fritz Todt,
wurde 1938 nach einer Vorstellung Adolf Hitlers als
Bauorganisation gegründet. Sie entwickelte sich in
kürzester Zeit zu einem Staat im Staate (neben SS, NSDAP
und Wehrmacht) mit eigenen Uniformen, eigenen Rängen und
einer eigenen Hierarchie. 1)
Ursprünglich als
Unternehmen für das Straßenbauprogramm gedacht,
begann die OT 1938 auf Befehl Hitlers mit dem Bau des
Westwalls. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Organisation
militärisch gestrafft und Todt ernannte den Dipl. Ing.
Xaver Dorsch zum Sonderbeauftragten für die
kriegsmäßige Führung. Formell unterstand
die OT dem Reichsministerium für Bewaffnung und Munition
(RMfBM), das Todt seit März 1940 leitete. Dorsch wurde
1941 Leiter der OT-Zentrale.
Ab 1940 wurde die
Organisation Todt auch für die Baumaßnahmen in den
besetzten Gebieten eingesetzt und übernahm beim
Rußlandfeldzug weitreichende Pionieraufgaben sowie die
Sicherung der Nachschublinien. Beim Rückzug aus Rußland
beauftragte Hitler sie mit dem Bau des sogenannten Ostwalls.
Neue Einsatzgruppen aus Italien und dem Reichsgebiet wurden
für den Bau von Bunkern 2) und zur Behebung von
Luftangriffsschäden abgestellt.
Nach dem
mysteriösen Tod Todts durch einen Flugzeugabsturz in der
Nähe des Führerhauptquartiers bei
Rastenburg/Ostpreußen übernahm Albert Speer dessen
Aufgaben und Posten und baute die OT zu einer Institution aus,
die eine Schaltzentrale zwischen Wehrmacht und ziviler
Bauwirtschaft darstellte. Damit entstand eine paramilitärische
Gruppierung, was sich sowohl in der Uniformierung, den
Dienstgraden als auch in den neu gebildeten
Frontarbeiterkolonnen manifestierte.
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1) Allgemein
zur OT vgl. Franz W. Seidler, Die Organisation Todt, 1998,
Weitere allgemeine Quellen und Literatur über die OT: Walter
Grode - Straßen des Führers; Nationalsozialistische
Autobahnen (in: Die Zeichen der Zeit- Lutherische Monatshefte
1/99); Artikel des Historischen Centrums Hagen: Die Organisation
Todt: OT-Einsatz in der Region Hagen; Xaver Dorsch: Die
Organisation Todt, Ausarbeitung für die Historical Division
/ US Army in Europe; Singer, Hedwig /Hg.): Die Organisation Todt,
Osnabrück 1998; Handbook of the Organization Todt;
Counter-Intelligence Sub-Division des Obersten Hauptquartiers der
alliierten Expeditionsstreitkräfte London 1945.
2)
Sowohl zivile Luftschutzräume als auch unterirdische
Produktions- und Versorgungsanlagen, wie sie auch für den
Raum Bedburg vorgesehen waren.
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3)
Man sprich für das Jahr 1943/1944 von einer Personalstärke
von über 1,4 Millionen Menschen
4)
Dort sollt unter dem Decknamen Weingut I eine gigantische
Bunkeranlage für den Bau des Strahlflugzeuges ME 262
entstehen. Weitere Bauten gleicher Art waren im Raum Landsberg die
Projekte Ringeltaube, Walnuß II und
Diana II
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Organisation
Die Zentrale der OT lag in Berlin. Ein gewaltiger Apparat
von nahezu 57.000 Angestellten verwaltete ein Heer von über
einer Million Arbeitskräfte jeder Art. 3)
Nach der
Übernahme der OT durch Speer und auf Weisung Hitlers wurde
sie 1943 neu organisiert: die Leitung übernahm das
neugegründete zentrale Amt Bau-OT, dem die sogenannten
Einsatzgruppen unterstellt waren, die zum Teil mit Decknamen
bezeichnet wurden. Die für den Raum Bedburg federführende
Einsatzgruppe erhielt den Decknamen Hansa mit Sitz in Essen.
Für
die einzelnen Baustellen wurden ebenfalls unterschiedliche Deck-
oder Tarnnamen verwendet; die je nach Anlage aus dem Tierreich,
aus dem Pflanzenreich oder aus dem Münzwesen stammten. Das
Projekt Weingut in Süddeutschland (Mühldorfer
Hart) 4), ein Großbunkerneubau für Flugzeugproduktion,
dessen Überreste man heute noch besichtigen kann, sollte in
der Bauart Vorbild für Bedburg sein.
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5)
Bundesarchiv, Militärarchiv, Freiburg, MS D-430 h. Nach
Angaben des OT-Leiters Xaver Dorsch.
6)
Bundesarchiv, Außenstelle Aachen-Kornelimünster; R 50
I-225; Rundschreiben 4/44 der OT Einsatzgruppe West an die
Oberbauleitung vom 15.2.1944. Hierin befindet sich eine
Aufstellung über die theoretischen und tatsächlichen
Löhne.
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Arbeitseinsatz
Bis zum Beginn des Westfeldzuges im Mai 1940 bestand das
Personal der OT hauptsächlich aus freiwilligen oder
dienstverpflichteten deutschen Arbeitern. Aber mit zunehmenden
Aufgaben und dem immer größeren Mangel an deutschen
Arbeitern wurden zunehmend Ausländer eingesetzt. Versuchte
man zuerst noch, diese freiwillig anzuwerben, so kamen im Laufe
des Krieges immer mehr Zwangsarbeiter aus den besetzten Gebieten
sowie Kriegsgefangene, Häftlinge aus Arbeitserziehungs- und
Polizeilagern sowie Konzentrationslagern zwangsweise in den
Arbeitseinsatz. Dabei bestand eine enge Kooperation mit Gestapo
und SS, die teilweise auch die Überwachung der eingesetzten
Zwangsarbeiter übernahmen.
Ein Beispiel soll dies
verdeutlichen: Beim Bau des Atlantikwalls, der der Einsatzgruppe
West unterstand, waren nach englischen Geheimdienstberichten ca.
600.000 Personen eingesetzt. Unter diesen befanden sich nur 24.000
deutsche Arbeiter. 5) Schon im Sommer 1940 überstellte die
Vichy-Regierung französische Kriegsgefangenen und über
10.000 französische Juden an die OT-Leitung. Hinzu kamen
russische und polnische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter:
Darüber hinaus mussten über 6.000 französische
Jugendliche ihren Arbeitsdienst bei OT ableisten. Die zur Arbeit
eingesetzten KZ-Häftlinge und Juden aus dem Reich wurden nach
Beendigung der Arbeiten nach Auschwitz deportiert.
Die OT
schloss für solche Bauvorhaben sogenannte Rahmenverträge
mit ansässigen oder auswärtigen Firmen ab. Darin
übernahm die OT alle für den Unternehmer anfallenden
Kosten, lediglich die Vergütung für ausländische
Arbeiter musste von den Firmen bezahlt werden. 6) Grundlage dafür
war der sogenannte deutsch-französische Leistungsvertrag.
Aufgrund der geringen Kosten ist es verständlich, dass es für
viele Firmen ein profitables Geschäft war, für die OT
Bauaufträge durchzuführen; noch profitabler war dann der
Einsatz von ausländischen Zwangsarbeitern.
Ab 1943
begannen die umfangreichen Bauvorhaben innerhalb des Reiches, die
zu einem den Ausbau von Luftschutzbunkern (erweitertes
LS-Führerprogramm), zum anderen die Verlegung
kriegswichtiger Produktionsstätten und
Versorgungseinrichtungen in Bunker oder unterirdische Höhlen-
und Stollenanlagen (Jägerprogramm;
Geilenbergprogramm) enthielten. Dies war ein Teil der
totalen Kriegswirtschaft, die Speer propagiert hatte und die
nur mi Hilfe des massenhaften Einsatzes von Zwangsarbeitern
durchzuführen war. Zu diesen Programmen zählte auch der
Bau der Bunkeranlage in Bedburg.
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7)
Bundesarchiv, Militärarchiv, Freiburg, MS D-430 h, S. 80-83
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Einsatz im
Erftkreis
Im Rahmen der oben genannten Programme zur
Verlegung der Produktion in Bunker wurde auch ein großes
Projekt für den Bereich zwischen Bedburg und Glesch angelegt.
Nach einem Bericht des OT-Leiters Xaver Dorsch, 7) den dieser im
Jahr 1947 für die Alliierten erstellt hat, erhielt dieser
Bunkerbau den Decknamen Biber und sollte in der gleichen Bauweise
erstellt werden wie der schon weit fortgeschrittene Bau im
Mühldorfer Hart (s.o.).
Baubeginn war im Juni 1944.
Das Vorrücken der amerikanischen Truppen verhinderte die
Realisierung. Luftaufnahmen (siehe Abbildung, Kreisarchiv des
Erftkreises, Slg. Wimmer) zeigen die Größe dieses
Komplexes.
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8)
Bundesarchiv, Außenstelle Aachen-Kornelimünster, R 50 I
334-129. Notiz eines Anrufs von Harald Dyckerhoff (Heidelberg)
über die neue Baustelle er OT in der Gegend Bedburg westlich
von Köln.
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Die Überreste
bestanden bis in die 1970er Jahre, bevor sie endgültig durch
die Braunkohleförderung abgebaggert wurden. Interessant ist
in diesem Zusammenhang auch ein Artikel aus dem Kölner
Stadtanzeiger vom 22./23.6.1961, in dem von der Ermittlung der
Pläne des OT-Bunkers in Glesch berichtet wurde. Danach
sollten 300.000 Kubikmeter Beton verbaut werden, um 40
kriegswichtige Betriebe unterzubringen.
Die Gesamtleitung
lag bei der OT-Einsatzgruppe Ruhr, Abtl. Nachschub
(Essen-Heidhausen), Baurat Seeser; 8) die Planung erfolgte durch
Oberbaurat Berger; die Ausführung durch die Firmen Heinrich
Butzer / Ratjens (Dortmund/Hamburg), Reckmann; Weys & Freitag,
Dyckerhoff & Widmann und R.O. Meyer (Düsseldorf).
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9) Stadtarchiv
Bedburg, Amt Bedburg, 2722. Aus einer Aufstellung für
Nutzungsausfall von 1947 ergeben sich mehrere Parzellen mit einer
Gesamtfläche von 2 mal 25 ar durch Gleise und einer Fläche
von 6,03,98 ha + 2,50 ha durch Erdaufschüttung als nicht
benutzbar.
10) moto = Monatstonnen; tato = Tagestonnen.
11) Landesrat Adam soll dabei die Firma Tubag favorisiert
haben, da von dort der Transport auf einer günstigen
Nebenbahn erfolgen konnte, denn auf Grund des Treibstoffmangels
wurden die Bunker mit Vorliebe an Gleisen oder Wasserstraßen
errichtet. Zusätzlich sollten Amöneburg und einige
Lothringer Werke für die Zementlieferungen dienen.
12)
Stadtarchiv Bedburg, Amt Bedburg, 2722. Dies geht hervor aus einem
Antrag des Herrn Wieland an das Landtagsamt für
Vermögenskontrolle, in dem dieser fordert, die OT-Umbauten
des Gleises über sein Grundstück wieder rückgängig
zu machen.
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Geplant war ein z.T.
oberirdisch gefertigter Kuppelbau (Gewölbedicke 5 m) mit
einer Länge von 400 m und einer Breite von 85 m. Bei einer
Gesamthöhe von 32 m sollte er 6 Stockwerke beherbergen.
Daraus hätte sich eine Fertigungsfläche von 110.000 m2
ergeben. 9) Dazu sollte die von gewaltigen Betonstützen
getragene 5 m dicke Kuppel auf einer Auflage aus Erde und Kies
gegossen werden und anschließend das darunter liegende
Erdreich abtransportiert werden. Für jeden Kubikmeter Beton
wurden dabei 70 - 90 Kilogramm Eisen verbaut.
Eine
Größenordnung dieser Baustelle lässt sich auch
durch die Angaben des oben erwähnten Schreibens der Firma
Dyckerhoff erahnen: 45.000 moto 10) bzw 1.200 tato sollten
benötigt werden. Neuwied sollte 2.000 t Kohlen und 7.000 t
Zement, die Firma Tubag 1.000 t Kohle und 5.000 t Portlandzement
liefern. 11) Der Standort für die Baustelle war in diesem
Falle günstig, da eine direkt anbei liegende Sandgrube des
Wilhelm Notbohm zur Verfügung stand und diese sogar mit einer
privaten Eisenbahn an die Reichsbahn in Bedbug angeschlossen war.
12) Umstritten ist der Zweck des Bunkers: während Zeugen
(siehe unten) von der Nutzung als Abschußrampe für die
V 2 sprechen, nannte Dorsch als Zweck die Verlagerung von
Industriezweigen für den Flugzeugbau.
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13) Hitler hatte
schon 1942 verboten, dass deutsche Bauarbeiter mit Steineklopfen,
Bauschuttentfernen, Zementsacktragen und ähnlichen
unterwertigen Arbeiten beschäftigt würden, weil
dies Aufgabe der Ausländer sei (Franz W. Seidler - Die
Organisation Todt, 1998; S 132). Die Deutschen wurden als
Vorarbeiter oder Führer eingesetzt. Laut einem Führerbefehl
Hitlers vom 8.9.1942 sollte das Verhältnis von Deutschen zu
Ausländern 1:5 oder sogar 1:10 betragen (ebenda). |
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Querschnitt des
geplanten Bunkers. |
14) Vgl. Enquétes
sur les prisons et les camps douteux, in: Service des Victimes de
la Guerre, Ministerium der öffentlichen Gesundheit, Brüssel.
Außerdem eine Mitteilung des ISD Arolsen über Material
(Karteien, KL-Registrierungen, Listen von Meldebehörden
(Erfassung der Ausländerlager; Verfügung vom 2. Juni
1949 - 802-301/2) und Krankenkassen (insgesamt nicht näher
definiert). Vgl auch: Stadtarchiv Bedburg, Amt Bedburg, 2722;
(1950). Dort findet man eine weitere Bestätigung in einem
Schreiben der Amtsverwaltung Bedburg an en
Kreissonderhilfsausschuß des Landkreises Burgdorf über
Haftentschädigungsangelegenheiten, in dem mitgeteilt wird,
dass Anfang 1944 die OT ein größeres Bauvorhaben besaß,
bei dem mehrere tausend Zwangsarbeiter beschäftigt wurden.
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Arbeiten dieses
Ausmaßes erforderten eine große Anzahl von Arbeitern.
Wie oben schon erwähnt, wurden hierzu eine große Anzahl
von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern eingesetzt, 13) die in
vermutlich zwei Lagern in der Nähe von Bedburgs untergebracht
waren. Dies bestätigen zum einen Berichte, die nach
Kriegsende auf Anordnung der Alliierten erstellt wurden und die
Lager erfassten. Zum anderen wurden durch belgische Suchoffiziere
umfangreiche Listen über Lager in den einzelnen Regionen
erstellt, aus denen der Ort, die Art und die Bedingungen der
Unterbringung und Bewachung ebenso hervorging, wie die Anzahl der
Insassen. 14) Nach den Listen aus Arolsen ergaben sich folgende
Lagerplätze, die mit einiger Sicherheit bestanden haben:
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15) Stadtarchiv
Bedburg, Amt Bedburg, 798 bis 801. Aus den dort vorhandenen
Meldelisten ergibt sich, dass es sich dabei hauptsächlich um
jüngere ukrainische Mädchen gehandelt hat, die teilweise
zwischen der Bedburger Wollindustrie und der Union Kraftstoff in
Wesseling wechselten.
16) Es erging besonders für die
Russen eine Wachvorschrift, nach der die allergrößte
Disziplin ... mit allen zu Geboten stehenden Mitteln
erzwungen werden sollte. Dies schloss den rücksichtslosen
Gebrauch der Schusswaffe bei Fluchtversuchen, tätlichen
Angriffen oder schweren Widersetzlichkeiten und auch bei
gemeinschaftlichen Aktionen mehrerer Arbeiter mit ein; vgl. Franz
W. Seidler - Die Organisation Todt; 1998; S. 145
17) Die
sogenannten Badoglio-Italiener; dies waren italienische
Kriegsgefangene, die nach Pietro Badoglio (1871-1956), einem
General und Politiker genannt wurden, der die
Waffenstillstandsverhandlungen nach dem Sturz Mussolinis führte.
In Bedburg gab es 1947 sieben Grabstellen von italienischen
Staatsangehörigen, die alle OT-Arbeiter waren (Stadtarchiv
Bedburg; Amt Bedburg; 839). Von 5 personen ist der Name bekannt,;
zwei blieben unbekannt. |
Lager
Zuckerfabrik Bedburg (französische, russische und polnische
Kriegsgefangene während der Rübenkampagne).
Zivilarbeiterlager
in Bedburg Bez. Köln (Ukrainer für Aufräum- und
Instandsetzungsarbeiten; Lagerhalter Adolf Müller;
Friedhofstraße)
Kriegsgefangenenlager
in Frauweiler; später Rath (insgesamt ca. 90 Polen, Russen
und Franzosen).
Ausländerlager
Zivilarbeiter, Bedburg Bez. Köln der Reichsbahn Bedburg
(1943 - 1945 ca. 400 Personen; Ostarbeiter, Polen, Holländer;
bewacht durch Bahnschutz Düren; verteilt auf die
Fabrikgebäude der Rheinischen Linoleumindustrie, der
Bedburger Wollindustrie, der Gaststätte Fikentscher
(Neußerstraße), der Schule Kirdorf und dem
Barackenlager Haus Nr. 67; Leiter war Reichsbahninspektor
Klinkhammer und Rechnungsführer Wilhelm Nußbaum, der
bei einem Fliegerangriff ums Leben kam.
OT-Lager
Bedburg (ca. 2000 Personen; Holländer, Franzosen, Belgier,
Italiener, Ukrainer und Polen; die Bewachung erfolgte durch die
OT).
Kriegsgefangenenlager
Bedburg Broich (insgesamt ca. 50 Franzosen und Polen
Zivilarbeiterlager
Bedburger Wollindustrie (bis zu 100 Personen; vorwiegend
Ukrainerinnen. 15)
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18) Stadtarchiv
Bedburg, Amt Bedburg, 2722. Einige der Zwangsarbeiter sowie
reguläre OT-Arbeiter wurden auch privat oder in kleinen
Lagern in der näheren Umgebung untergebracht. Der
in Fußnote 22 erwähnte Zeuge berichtet darüber,
dass in der Gaststätte Schlüssel in Glesch im Saal
russische Kriegsgefangene untergebracht waren. Besonders zu
erwähnen sind 9 polnische Zwangsarbeiter, die in der
Kirdorfer Schule untergebracht waren und bei einem Zusammenstoß
ihres Transportfahrzeuges mit der Eisenbahn in Blerichen ums Leben
gekommen sind (Zeugenaussage Frau Stadtler, Blerichen, sowie
Todesliste der verstorbenen OT-Angehörigen; Stadtarchiv
Bedburg; Amt Bedburg, 2248 und 838). 19) Kölnische
Rundschau vom 5.9.1996; Nr. 207. Franco Di Carlo lebt heute in
Bedburg; er blieb nach dem Krieg in Deutschland und arbeitete hier
als Friseur. Gleichzeitig war er lange Jahre Dolmetscher für
seine Landsleute und seit 1995 Vorsitzender des Ausländerbeirats.
20) Viele Ausländer, besonders Holländer,
Belgier und Franzosen traten freiwillig der OT bei, um
Arbeitslosigkeit zu entgehen, oder sie kamen zur OT, da ihre
Baufirmen Verträge mit derselben abgeschlossen hatten.
21)
Di Carlo berichtet, dass der für die Verteilung und Ausgabe
Verantwortliche in der Materialbaracke ein Jude war. Über
sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt.
22) Ein zur
damaligen Zeit jugendlicher Zeitzeuge berichtet, dass sie oftmals
aus Glesch über die Erft zum Russenlager das direkt unterhalb
der Baustelle in die Hügel gegraben war, gelaufen sind und
dort rüben, Obst und ähnliche Nahrungsmittel abgelegt
haben. Dafür standen dann anderntags Schaufeln und anderes
Werkzeug an ihrem Zaun. Zudem tauschten Russen oftmals
selbstgebasteltes Spielzeug (aus Draht oder Holz) gegen
Nahrungsmittel.
23 Di Carlo berichtet in diesem
Zusammenhang davon, dass er eine Decke geschenkt bekam, aus der er
eine Jacke zurecht nähte. Da dieses Stück wohl sehr gut
gelungen war, bekam er von einigen deutschen Aufsehern bzw
Mitarbeitern der OT den Auftrag, noch mehrere solche Jacken
herzustellen.
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Den Berichten
zufolge waren einige Lager eingezäunt und wurden von
bewaffneten Posten der OT bewacht. 16) Nach den Listen gab es
OT-Lager in Bedburg (siehe oben), und zwar ein Zeltlager in der
Johannisstraße - Bergheimerstraße sowie in der
Talstraße bei den Linoleumwerken. Die Listen weisen noch ein
Lager mit 2 Baracken aus; es geht aber aus ihnen nicht genau
hervor, ob es ein anderes Lager außer den beiden oben
genannten war und wo der genaue Standort lag.
Vereinzelt
kam es zu Mißhandlungen einzelner Gefangener. Die Insassen
wurden geschlossen unter Bewachung zur Baustelle geführt, wo
sie bis zu 10 Stunden am Tag arbeiten mussten. Es waren mehrere
Nationalitäten vertreten: Holländer, Franzosen, Belgier,
Russen und Ukrainer, Polen und italienische Militärinternierte
(IMIs). 17) Das Lager bestand von Juli bis September 1944 und war
mit ca. 2.000 Gefangenen belegt.
Ein weiteres Lager befand
sich bei Paffendorf. 18) Über dieses liegt eine
Zeitzeugenaussage eines ehemaligen italienischen
Militärinternierten vor: 19) Auch in diesem Lager (2 feste
Häuser und 2 hölzerne Baracken) waren Zwangsarbeiter aus
mehreren Nationen untergebracht. Das Lager war nicht umzäunt,
wurde aber von bewaffneten französischen und holländischen
OT-Angehörigen bewacht. 20) Auch einige jüdische
Gefangene befanden sich im Lager. 21) Trotz des strengen Verbotes
kam es zu Kontakten mit der Zivilbevölkerung. Manchmal
erhielten die Zwangsarbeiter von der deutschen Bevölkerung
Nahrungsmittel, manchmal wurden im Tausch von Werkzeugen
Nahrungsmittel erworben. 22) Die Lagerinsassen wurden geschlossen
zu und von der Arbeit geführt und mussten dort 12-13 Stunden
arbeiten. Sie erhielten keinen Lohn und nur unzureichende
Verpflegung. Die Arbeitsbedingungen waren hart: Es gab keine
geeignete Arbeitskleidung. Die private Kleidung oder die Uniform
musste durch Reparaturen zusammengehalten werden. 23) Oftmals
erfolgte schon bei geringfügigen Verfehlungen die
Prügelstrafe.
Nachdem der Bau aufgrund des Vorrückens
der amerikanischen Truppen eingestellt wurde, schickte man viele
der eingesetzten Zwangsarbeiter im Herbst 1944 in Transporten in
Richtung Ruhrgebiet. Andere kamen in das Kölner Messelager.
Die Reste der Baustelle und das dort vorhandene Material wurden
z.T. für private Zwecke genutzt oder von staatlichen
Institutionen abgeholt. Bis in die siebziger Jahre blieben die
Überreste noch stehen, bevor sie im Auftrag der Rheinbraun
beseitigt und das Gelände im Rahmen des Braunkohleabbaus
abgebaggert wurde.
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