Aus Revier und Werk
Zeitschrift für die Betriebe des Rheinischen Braunkohlebergbaus - Heft 37 - Oktober 1957
Braunkohlen und Briketwerke Roddergrube AG

Das Wohnungswesen der Roddergrube AG.

Innerhalb der vordringlichsten Aufgaben der sozialen Betreuung in den Nachkriegsjahren ist das Wohnungsproblem an entscheidende Stelle gerückt. Über die katastrophale Wohnungsnot bei Kriegsende braucht hier nichts gesagt zu werden. Es soll jedoch nicht unerwähnt bleiben, daß von den 758 werkseigenen Wohnungen nur 252, also rund 33 %, unbeschädigt waren. Die Verhältnisse im privaten Wohnungsbesitz unserer Werksangehörigen lagen nicht anders. Unter Berücksichtigung dieser Tatsache und durch das ständige Anwachsen der Belegschaft mußte der Schwerpunkt unserer sozialen Tätigkeit auf dem Wohnungsbau liegen; galt es doch, für die Belegschaft familiengerechte Wohnungen zu schaffen, Wohnungen, in denen sich der arbeitende Mensch wohlfühlt und wo er nach des Tages Last und Arbeit auch die notwendige Entspannung und Erholung findet.


Kaufeigenheime in Brühl, Am Kiesberg, I. Bauabschnitt Petersbergstraße

Bis zur Währungsreform beschränkte sich unsere Bautätigkeit auf Grund der Schwierigkeiten in der Materialbeschaffung auf die dringendste Kriegsschädenbeseitigung. Die Neubautätigkeit setzte erst nach dem Währungsschnitt ein. Sofort wurde mit dem Neu- und Ausbau geschlossener Werkssiedlungen begonnen, und die seit diesem Zeitpunkt erbauten Werkswohnungen wurden nach modernen und zweckmäßigen Grundsätzen gestaltet. Es konnten bis 1951/52, d. h. bis zum stärkeren Einsetzen der Eigenheimbautätigkeit, 447 Werkswohnungen wieder aufgebaut und 118 neu erstellt werden. Hinsichtlich der Unterbringung unserer verheirateten Belegschaftsmitglieder ergibt sich folgendes Bild:




1946

%

1953

%

1956

%

Eigenheime

789

21,32

1126

26,45

2541

46,26

Mietwohnungen

1591

43,02

1319

30,98

1241

22,59

Werkswohnungen

700

18,91

825

19,38

638

11,56

Bergbauverbundene Siedlungswohnungen

617

16,75

987

23,19

1076


19,59











Kaufeigenheime in Brühl, Siebengebirgsstraße (Volkswinsweg)

Aus vorgenannten Zahlen ist zu ersehen, daß der Anteil der Mietwohnungen trotz Ansteigens der Belegschaft (Grube Liblar - Frimmersdorf) von Jahr zu Jahr geringer geworden ist, während demgegenüber der Anteil der Eigenheimbauten ständig steigt.


Vorratseigenheime in Frimmersdorf

In den ersten Jahren nach der Währungsreform wurde unter dem Zwang der Wohnungsnot und durch die Zweckbindung der öffentlichen Mittel zunächst der Mietwohnungsbau (Volkswohnungsbau) gefördert. - Es wurden in






Balkhausen
Brüggen
Kendenich
Gleuel
Köttingen
Neu-Berrenrath

90
28
70
40
14
121

Wohnungseinheiten
Wohnungseinheiten
Wohnungseinheiten
Wohnungseinheiten
Wohnungseinheiten
Wohnungseinheiten






Also insgesamt 363 Mietwohnungen erstellt. Hierfür wurden seitens unserer Gesellschaft insgesamt 2,8 Millionen DM aufgewandt. In den folgenden Jahren trat dann die Schaffung von Eigentum in Form des Eigenheimes immer mehr in den Vordergrund. Der Wunsch nach Hausbesitz entspringt dem gesunden Verlangen, der Familie eine ungetrübte Zukunft zu sichern. Dieser Wunsch entspricht dem Verantwortungsgefühl gegenüber den Seinen. Das eigene Haus bindet die Familienmitglieder mehr zusammen. Es fördert ein gesundes, harmonisches Familienleben. Das Eigenheim ist Eigentumsbildung für die breite Masse. Deshalb hat die Gesellschaft auch alle Maßnahmen, die diese Entwicklung begünstigen, gefördert und sich intensiv dem Bergarbeiterwohnungsbauprogramm zugewandt. Über alle Einzelheiten wurde bereits verschiedentlich in „Revier und Werk“ berichtet. Es sei nur noch bemerkt, daß das Gesetz zur Änderung des Gesetzes zur Förderung des Bergarbeiterwohnungsbaues im Kohlenbergbau vom 4. Mai 1957 inzwischen bis Ende 1959 verlängert wurde.


Neue Siedlung Berrenrath

Die wohnungswirtschaftliche Situation wird heute von der Verlegung und Ausweitung der Produktionsstätten innerhalb unserer Gesellschaft wesentlich beeinflußt. Die alte Kolonie Berrenrath (Bahn-, Müser- und Behrensstraße sowie Betrams-Jagdweg) wird, bedingt durch ihre schlechte Wohnlage, für Wohnzwecke aufgegeben. Bereits 1945 war daran gedacht, diese Häuser nach den schweren Bombenschäden abzureißen. Aber die damalige Wohnungsnot zwang dazu, auch diese Häuser wieder instand zu setzen. Der Schwerpunkt unseres Wohnungsbaues liegt heute im Raume Frimmersdorf und Inden, wo infolge der Neuaufschlüsse in großem Maße die Errichtung von Siedlungen bzw. Wohnungen erforderlich geworden ist. Hier werden ebenfalls wie für die Bauwilligen der alten Kolonie Vorratseigenheime bzw. Kleinsiedlungen erstellt. Dabei handelt es sich um Häuser, die von einer der bergbauverbundenen Wohnungsbaugesellschaften (GSG-WBG) zunächst in eigenem Namen ohne Eigenleistung erstellt und nach Fertigstellung bzw. Schlußabrechnung den Bewerbern zu unbeschränktem Eigentum aufgelassen werden.


Grünanlagen mit Kinderspielplatz in der neuen Siedlung Berrenrath

Diese Vorratseigenheime haben größtenteils zwei abgeschlossene Wohnungen, bestehend aus je 3 ½ Räumen und einem komplett eingerichteten Bad. Zudem ist die Kochküche des Bewerbers (Erdgeschoß) mit einer Einbauküche ausgestattet. Zu jedem Haus gehört außerdem ein Kleintierstall und eine Garage. Allein im Raume Frimmersdorf wurden in 1956 rund 100 Hauseinheiten mit 180 Wohnungen und im Raume Inden 13 Hauseinheiten mit 26 Wohnungen erstellt. Im Programm 1957 sind für den Tagebau Frimmersdorf 126 Hauseinheiten mit 252 Wohnungen und für den Tagebau Inden 11 Hauseinheiten mit 22 Wohnungen vorgesehen, die zum Teil bereits im Bau sind. Darüber hinaus sollen im Jahre 1958 für Frimmersdorf - soweit Baugelände vorhanden ist und soweit die Entwicklung der Baukosten auch weiter eine Finanzierung zuläßt, aus der sich noch eine zumutbare Belastung des künftigen Bewerbers im Verhältnis zu seinem Lohneinkommen ergibt - etwa 350 Wohnungen und für Inden etwa 50 erstellt werden. Daher ist es verständlich, daß die Gesellschaft vorerst nicht mehr in der Lage ist, Bauvorhaben im Südrevier mit Werksmitteln zu fördern.


Die inzwischen verkauften Häuser der Kolonie in Pingsdorf

Welchen starken Umfang der Eigenheit- bzw. Kleinsiedlungsbau bisher insgesamt angenommen hat, soll noch durch einige Zahlen aufgezeigt werden. Es wurden geschaffen:











1949
1951
1953
1955

130
90
237
260

Wohnungseinh.
Wohnungseinh.
Wohnungseinh.
Wohnungseinh.

1950
1952
1954
1956

126
214
328
503

Wohnungseinh.
Wohnungseinh.
Wohnungseinh.
Wohnungseinh.











Mit 9,4 Millionen DM 7c-Darlehen, die seitens unserer Gesellschaft bereitgestellt wurden. Zusammenfassend kann gesagt werden, daß seit Kriegsende insgesamt 12,2 Millionen DM für den Mietwohnungs- und Eigenheimbau zur Verfügung gestellt wurden.


Werkswohnungen der Siedlung Brüggen, inzwischen ebenfalls an Bewerber unserer Gesellschaft verkauft

Neben der Förderung des Neubauprogramms hat unsere Gesellschaft seit einigen Jahren den Eigentumsgedanken durch den Verkauf von werkseigenen Häusern ebenfalls unterstützt. Es handelt sich hierbei um Werkhäuser, die die Roddergrube nicht mehr aus betrieblichen Gründen beibehalten muß. Auch diese Aktion hat bei unserer Belegschaft lebhaften Widerhall gefunden. Bisher wurden nachstehende Häuser an Interessenten, d.h. nicht nur an aktive Belegschafter, sondern auch an Pensionäre und Witwen verkauft:











58
83
38
11
3
40

werkseig. Häuser mit
werkseig. Häuser mit
werkseig. Häuser mit
werkseig. Häuser mit
werkseig. Häuser mit
werkseig. Häuser mit

113
100
45
22
13
73

WE
WE
WE
WE
WE
WE

der Grube Liblar
der Kolonie Pingsdorf
der alten Roddergrube
Brüggen, Hubertus
Brühl, Hermannstr.
im Raum Hürth-Herm.














Kleinkaufsiedlungen in Neu-Berrenrath, Am Damm


Vorratskleinsiedlungen in Luchem, bestimmt für den Tagebau Inden


Vorratssiedlungen in Neuenhausen, Tannenstraße, I. Bauabschnitt


Kaufeigenheime in Neurath, Donaustraße


Vorratseigenheime in Frimmersdorf, Oststraße, I. Bauabschnitt


Vorratseigenheime in Frimmersdorf, Ostraße, II. Bauabschnitt


Vorratskleinsiedlungen in Neuenhausen, II. Bauabschnitt


Auf diesem Gelände in Bedburg, Am Galgenberg, werden z. Z. 53 Kaufkleinsiedlungen für den Tagebau Frimmersdorf erstellt


Kaufeigenheime in Neu-Berrenrath, Am Damm


Kaufeigentum Brühl, Am Kiesberg, I. Bauabschnitt Drachenfelsstraße


Gartenansicht der Reihenhäuser

Abschließend sei noch erwähnt, daß wie bisher jeden 1. und jeden 3. Freitag im Monat auf der Abteilung Vereinigte Ville, jeden 1. und 3. Dienstag für Abteilung Inden und jeden Donnerstag in Frimmersdorf für die Bauherren bzw. Bewerber Sprechstunden stattfinden, in denen über alle Baufragen Rat und Auskunft erteilt wird.

Kurt Templin

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