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Barfuß und bis zum
Knöchel im Schlamm |
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Schuhwerk war Mangelware - Ein Toter im Steinbruch - Rund 100.000 Kubikmeter Erd- und Felsmassen |
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Steinbachtalsperre. Anfang März des Jahres 1934 war es endlich soweit: Nach zähen Verhandlungen und erbitterten Diskussionen konnte mit dem Bau der Steibachtalsperre begonnen werden. Vom Klosterberg aus führte eine Bahnlinie zur Baustelle. Eine Autostraße entlang des neues Sees wurde ebenfalls in Angriff genommen. Die Arbeiten am Fundament für den 16 Meter hohen Sperrdamm waren in vollem Gange. Die Bevölkerung der umliegenden Ortschaften hatte wieder einen Broterwerb. Rund 100 Männer aus Kirchheim und Umgebung waren in den ersten Wochen am Staudammprojekt beschäftigt. Einer von ihnen war der Flamersheimer Bürger Jakob Schmitz, der noch heute lebt und aus der damaligen Zeit einige Anekdötchen erzählen kann. Schmitz war damals Lokführer. Er schaffte das Material für den Damm mit seiner "Henschel & Sohn" vom Verladebahnhof zum Staudamm. |
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Jakob Schmitz (l.) war während des Baues Lokführer. Oft sitzt er mit Josef Nöthen zusammen, der die Geschichte der Talsperre aufarbeitet. |
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Die Menschen, die zu jener Zeit mit den Erdarbeiten am Damm beschäftigt waren, hatten selten festes Schuhwerk an den Füßen. Schließlich war man lange Zeit ohne Beschäftigung, konnte folglich auch kein gutes Schuhwerk kaufen. So standen die Männer oft mit ihren verschlissenen Halbschuhen und Stiefeln oder gar barfuß bis über die Knöchel im Morast. Jakob Schmitz taten diese Männer leid. Eines schönen Tages wurde er zum Sprecher der "Schuhlosen" ernannt. Die Männer batten zwar etwas Geld verdient, doch das Angebot von Stiefeln war nicht gerade üppig. Es droht eine Meuterei. Viele Arbeiter weigerten sich, ohne vernüftige Schuhe weiterhin im Schlamm zu stehen. Da sprach Jakob Schmitz den Baustellenführer an und berichtete ihm von den Nöten der Arbeiter. Erst auf Geheiß des Vorarbeiters wurden dann in Euskirchen Stiefel "besorgt". "Es waren insgesamt 17 Paar, die ich bekommen konnte", erinnert sich der ehemalige Lokführer . |
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Wie an jeder größeren Baustelle gab es auch an der Talsperre Arbeitsunfälle. Die Arbeiten waren schon einige Wochen im Gange, als einer der Männer am Geröllschacht verschüttet wurde. Beim "Unterminieren" war die gesamte Felswand abgerutscht und hatte Willi Dederichs unter sich begraben. Der Mann konnte nur noch tot geborgen werden. Trotz solcher tragischen Zwischenfälle mußte die Arbeit weitergehen, schließlich waren für den Dammbau nur rund zehn Monate veranschlagt worden. Wie aus dieser Zeit berichtet wurde, mußten alleine für den Dammbau rund 100 000 Kubikmeter Erd und Felsmassen bewegt werden. |
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Da die Zeit drängte, mußten sämtliche Maschinen und Hilfsmittel am anderen Morgen wieder einsatzbereit sein. So wurde eigens ein Mann beschäftigt, der die Nacht durch das Feuer der vier Lokomotiven in Gang hielt. Morgens konnte dadurch sofort mit dem Tagewerk begonnen werden, ohne erst die Kessel der Loks lange aufheizen zu müssen. An den Wochenenden, wenn sich die Kirchheimer, Flamersheimer oder Euskirchener vom vom Streß der Woche erholten, waren die Lokführer und Mechaniker meist noch im Einsatz. Reparaturen an den Maschinen mußten durchgeführt, die Lokomotiven wieder geschmiert werden. Mittags, wenn die Sonne am höchsten Punkt des Himmels stand, setzte von Kirchheim eine regelrechte Völkerwanderung zur Talsperrenbaustelle ein. Die Arbeiter mußten schließlich mit einer warmen Mahlzeit versorgt werden. Aber nicht nur die Väter wurden von ihren Familien versorgt. Die Schüler mußten Aufsätze schreiben Auch die Kostgänger aus den Städten, die am Bau beschäftigt waren, mußten mit Essen versorgt werden. Nahten die Essenträger, war dies für die von der Sonne braungebrannten Männer das Zeichen, daß die Hälfte des Tagewerkes vollbracht war. Am Waldrand und auf den Sommerwiesen hingestreckt wurde dann erst einmal Brotzeit gemacht. |
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An jene Zeiten erinnert sich auch der Kirchheimer Bürger Josef Nöthen noch recht gut. Er war damls zehn und mußte seinem Vater jeden Mittag das Essen bringen. Damit aber noch nicht genug. Die Talsperre wurde auch zum Unterrichtsgegenstand in der Schule. "Fast jede Woche mußten wir einen Aufsatz über den Talsperrenbau schreiben", erinnert sich Josef Nöthen, dei schon seit Monaten damit beschäftigt ist, die Geschichte der Talsperre aufzuarbeiten. "Sonntags gingen wir Kinder zur Talsperre und informierten uns über den Stand der Dinge", erzählte der Kirchheimer. |
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Mit den Monaten veränderte das Steinbachtal sein Gesicht. Aus der idyllischen Landschaft war eine Großbaustelle geworden. "Mit der Ruhe und der Idylle in diesem friedlichen Tal ist es also dahin und wenn erst das Becken gefüllt und der blanke Seespielgel daselbst sich weitet und kräuselnde Wellen am Ufer plätschern, dann werden sich zahlreiche Besucher einfinden, unter welchen auch die Angler nicht fehlen werden", steht in einer Ausgabe einer Zeitung aus jenen Tagen geschrieben. Scheinbar fürchtete man schon damals um die Ruhe des Tales. Denn schon während der Bauarbeiten am Damm wurde mit einer Straße begonnen, die von Kirchheim aus in das Grillental unterhalb des Staudammes führte. In der heutigen Zeit würde ein solches Vorhaben mit Sicherheit am Umweltbewußtsein der Bürger scheitern. |
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