Vom Römerkarren zum Autoaufkleber
Von Anna Brunner - Kölnische Rundschau vom 13. September 1985




Freilichtmuseum dokumentiert Verkehrserschließung der Eifel




Kommern. In einem zarten Hellgrün schillern die Flügel des Porzellan- flugzeuges, auf dessen Seite der bunte Aufkleber "Ansicht von Monschau" prangt. Der Traum vom Fliegen, assoziiert mit dem Eifelstädtchen, muß in den fünfziger Jahren in all denen geweckt worden sein, die über faden Suppen und schnöden Bockwürstchen saßen -verborgen im Rumpf des zerbrechlichen Aeroplanes sind Salz und Pfefferstreuer, sowie ein Senftöpfchen.

Noch steht der Ford Eifel (re.) nur als Modell im Freilichtmuseum




Das Flugzeug ist eines der Kuriositäten des Souvenirladens, der im Rheinischen Freilichtmuseum in Kommern für die Ausstellung "Nordeifel - Erschließung einer Landschaft“ aufgebaut wird. Anlaß für diese Dokumentation ist das 25jährige Bestehen des Naturparks Nordeifel, thematischer Schwerpunkt die Verkehrserschließung der Eifel seit Mitte des 19. Jahrhunderts.

Die Besucher der Ausstellung, die am 24. November auf der Empore der Halle 1 eröffnet wird, erhalten zunächst durch Karten und Fotografien einen Überblick über die geographische Entwicklung der Landschaft. Ein römischer Reisewagen, alte Straßenbaugeräte, ein römischer Meilenstein werden die Bautätigkeit der Römer in der Eifel dokumentieren.




Die Geschichte der Burgen und Klöster wird anhand Lithographien und einer Eifelkarte von Sebastian Münster aus dem 16. Jahrhundert aufgezeigt. Rollband, Graphometer, Theodolit, alte Landkarten und eine französische Uniform deuten auf den nächsten Abschnitt hin: Die Franzosen, die um 1800 die Eifel besetzten, haben ihr Gebiet vermessen.

"Die Romantiker entdecken das Ahrtal" heißt der Exkurs. der sich mit dem ersten Fremdenverkehr in der Eifel Mitte des 19. Jahrhunderts befasst. Gezeigt wird neben Reisebeschreibungen von Gottfried Kinkel ein Ölgemälde von Friedrich Heunert; der in Lochmühle bei Maischoß übernachtet und sich ins Gästebuch eingetragen hat.

Wie Fahrgäste früherer Zeiten können sich diejenigen Besucher fühlen, die auf die Holzbänke des Eisenbahnabteils der 3. Klasse klettern, das in einer Halle aufgestellt wird.

Im Inneren des Waggons werden drei Videofilme gezeigt: Über die letzte Fahrt der Flitsch, den letzten Schrankenwärter an der Kronrechtsmühle und eine Fahrt mit dem Güterzug auf der Strecke zwischen Kall und HeIlenthaI. "Original Dampflockgeräusche ergänzen akustisch die Erinnerungen die alte Eisenbahn“, erklärt Dr. Anja Bentscheidt, die die Ausstellung zur Zeit vorbereitet.

Dr. Anja Bentscheidt stellt den verkleinerten römischen Reisewagen vor, nach dessen Vorlage das Ausstellungsstück gebaut wird.
Fotos: Hilger




Ein Ford Eifel aus den dreißiger Jahren, alte Straßenkarten, Rennmützen, Brillen und eine historische Zapfsäule weisen auf das nächste Thema hin: Den Ausbau des Straßennetzes in der Eifel. An den Nürburgring, der 1927 eröffnet wurde und zahlreiche Sportlustige und Touristen anzog, erinnert ein Motorrad aus den zwanziger Jahren, Originalplakate und Werbeprospekte von den Rennen. Gezeigt werden auch zwei Videos: „Der Nürburgring 1928" und „Der große Preis von Deutschland".

Eine Vitrine ist dem Eifelverein vorbehalten: In ihr werden frühe Wanderführer, Eifelvereinsfahnen, Kochgeschirr Feldflaschen und Wanderstöcke ausgestellt. Wir suchen als Leihgaben noch einen Wanderhut, Wanderschuhe mit Nägeln und einen kalbsledernen Rucksack, 'Affe' genannt", erzählt Dr. Bentscheidt.




Die Entwicklung des Fremdenverkehrs wird am Beispiel des Weintourismus im Ahrtal aufgezeigt. Die Weinkönigin aus Maischoß wird ihre Krone und ihren Pokal zur Verfügung stellen.

Alte und neue Werbeprospekte und Ansichtskarten von 1920 bis heute sind im Fremdenverkehrsbüro zu besichtigen, das noch aufgebaut wird. Den Schluß der Ausstellung bilden Produkte, die für den hiesigen Raum werben oder das Wort „Eifel“ im Namen führen. Dr. Bentscheidt: "Wir suchen noch Autoaufkleber mit dem Hirschgeweih und dem Spruch 'Kein Zweifel ...'.“

Qualmend und schnaubend fuhr früher die Dampflok mitten durch Olef.




Viele Stücke sind Leihgaben, einiges, wie die Wallfahrtsfähnchen aus Heimbach stammt aus Museumsbeständen, anderes wie das Porzellanflugzeug kommt vom Flohmarkt. Bevor die Ausstellung in zwei Monaten für ein halbes Jahr eröffnet wird, müssen die Museumsmitarbeiter noch eine Menge vorbereiten. Bei dem grünschillernden Flugzeug muß noch ein halber Propeller angeklebt werden.




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