Kölnische Rundschau 20. Juni 1950


Köln Mittelpunkt der Rhein-Ruhr-Kraftgüterposten

Paketzustellung fast so schnell wie die Briefbeförderung
Mit 66 Kraftpostlinien wird der Paketverkehr im rheinisch-westfälischen Wirtschaftsgebiet ab sofort wesentlich verbessert

Mit dem gestrigen Tag nahm die Deutsche Post im Rhein-Ruhrgebiet ein Netz neuer Kraftgüterpostlinien in Betrieb, das den Paketverkehr in diesem Gebiet wesentlich beschleunigt. Das Netz, in das vorhandene Linien einbezogen sind, umfaßt 66 Linien in einem Verkehrsraum, der von den Orten Honnef (Rhein), Aachen-Goch (Niederrhein), Löhne (Westfalen) und Gummersbach (Oberbergischer Kreis) begrenzt wird und zum Verwaltungsbezirk von vier Oberpostdirektionen (Köln, Düsseldorf, Dortmund und Münster) gehört. Allein 18 Großstädte liegen in diesem Raum. Köln, mit einem täglichen Paketumschlag von 150.000 und einer Paketaufliefeung von durchschnittlich mehr als 10.000 pro Tag, ist

der wichtigste Schnittpunkt

des neuen Güterpostnetzes, als dessen weitere Zentren Düsseldorf, Wuppertal, Hagen, Duisburg, Oberhausen, Wanne-Eickel, Dortmund und Bielefeld anzusprechen sind. Die Linien dieses Güterpostnetzes sind nicht nur aufeinander, sondern auch auf die Eisenbahnpostverbindungen, insbesondere auf die seit dem vergangenen Jahr verkehrenden reinen Postzüge Köln-Oberhausen-Hamm-Hannover, abgestimmt.





Eigene Güterkraftwagen der Deutschen Post betreiben den Paket-Nahverkehr im Rhein-Ruhr-Gebiet nun wesentlich schneller als es bisher möglich war. Der von der "Rhein-Ruhr-Verkraftung" erfaßte Raum ist von rund 10 Millionen Menschen besiedelt; innerhalb dieses Raumes werden durch die Kraftgüterpostlinien 200 große und mittlere Postämter bedient. Dafür sind 100 Kraftwagen mit Anhängern mit einem Gesamtladeraum von 450 to eingesetzt. Von den 66 Linien liegen allein 20 im OPD Köln; die Zahl der von Köln ausgehenden Linien beträgt 14. Die Kraftgüterpostlinien sind stark nach den Industrien mit Paketversand ausgerichtet, der Textilindustrie im Raum Aachen, M.-Gladbach, Krefeld und Wuppertal, der Kleineisenindustrie im Raum von Solingen, Remscheid und Hagen, der Wäsche- und Zigarrenindustrie in Bielefeld, Herford und Löhne, den gemischten Industrien in Bonn, Köln und Düsseldorf. Von den 12 Millionen Paketen, die im Bundesgebiet aufgeliefert worden sind, entfallen auf das Rhein-Ruhr-Gebiet allein 3,2 Millionen. Im Kölner Gebiet werden bei der Paketverladung auf eigenen Linien (Köln-Wuppertal, Köln-Hagen, Köln-Bonn und Köln-Siegburg) erstmalig

neuartige Paketbehälter

eingesetzt, mit denen man versuchsweise während des letzten Jahres zwischen den beiden großen Kölner Paketpostämtern ausgezeichnete Erfahrungen gemacht hat. Dieser Behälterbetrieb erspart die Einzelverladung der Pakete und vemindert Beschädigung der Sendungen. Es ist beabsichtigt, das Güterpostnetz im Rahmen der verfügbaren Mittel noch zu ergänzen und den Behälterverkehr zu erweitern.




Der Ladevorgang der Paketbehälter nimmt nur wenige Minuten in Anspruch

Foto: Lambertin

Die Paketbehälter (in einer Breite von 2 m, einer Höhe von 1,90 m und einer Tiefe von 0,90 m) sitzen lose auf einem Fahrgestell. Der Beladevorgang vollzieht sich in wenigen Minuten. Mit einem Hebekran werden die Behälter auf Speziallastzüge gehoben. Ein solcher Behälter-lastzug, der aus einem Triebwagen und zwei Anhängern besteht, kann auf dem Triebwagen sieben, auf jedem Anhänger fünf Behälter, insgesamt also 17 Paketbehälter mit rund 12 to Gewicht aufnahmen. Außer diesen Behälterwagen hat die Deutsche Post für den Kraftgüterverkehr noch neue lastzüge mit beiderseitigen Schiebetüren in Dienst gestellt, die von einer Zugmaschine befördert werden.

Auch dieses System hat den Vorzug, daß die beladenen Paketwagen an ihrem Bestimmungsort abgestellt und bereits beladene sofort weiter transportiert werden können.


Wie eine Ladung großer Kleiderspinde nehmen sich die Paketbehälter auf den Spezial-Kraftwagen der Deutschen Post aus

Der Rhein-Ruhr-Kraftgüterverkehr ist als Güternahverkehr gedacht mit dem Ziel, Pakete innerhalb des genannten Gebiets nach einem Tag zur Zustellung zu bringen. Lediglich unter ungünstigen Verhältnissen - Beförderung zum flachen Land - wird sich die Zustellungsfrist auf zwei Tage belaufen. Aber auch die Laufzeiten im Fernverkehr sollen nur noch zwei bis drei Tage betragen, denn die Kraftgüterpostlinien verbinden die großen und mittleren Orte mit den Knotenpunkten der Schiene. Diese Kombination Schiene und Straße auch im Paketverkehr der Post ist die zweckmäßigste und volkswirtschaftlich günstigste Lösung. Der Rhein-Ruhr-Bezirk soll einer zur Zeit

geplanten Paket-Schnellverbindung

nach den wichtigsten Punkten des Südens und Südwestens und einer weiteren, die durch das nördliche Ruhrgebiet nach Hamburg führt, angeschlossen werden. Auf diesen süddeutschen und norddeutschen Strecken sollen nach dem Beispiel der Strecke Köln-Hamm-Hannover reine Postzüge eingerichtet werden. Die Anschlüsse der "Rhein-Ruhr-Verkraftung", wie die Post den neuen Paketdienst-Nahverkehr bezeichnet, an diese großen deutschen Bahnstrecken wird eine Paketbeförderung ermöglichen, die der der Briefbeförderung kaum noch nachsteht. Praktisch hat der Paketverkehr im Bundesgebiet, der seit der Währungsreform um 80 Prozent gestiegen ist, immer noch erst den Umfang von 67 Prozent des Jahres 1938. Allerdings setzt sich die Steigerung ständig fort, um die Postverwaltung rechnet damit, die Umschlagziffern der Friedensjahre wieder zu erreichen. Das neue Liniennetz der Kraftgüterpostlinien im Rhein-Ruhr-Gebiet wird zweifellos einen erhöhten Umsatz herbeiführen. Nach dem Grundsatz: "Tags laden, nachts fahren und morgens zustellen!" ist für den Paketverkehr des Rhein-Ruhr-Gebiets eine Lösung gefunden worden, die den besonderen Belangen dieses wirtschaftsintensiven Gebiets Rechnung tragen wird. Industrie, gewerbliche Wirtschaft, nicht zuletzt aber auch der Privatmann, werden die Vorzüge der erheblich verbesserten Paketzustellung zu schätzen wissen.

Lo



Omnibusse fuhren Probe an ihrem künftigen Bahnhof

Gestern nahm die Bundesbahn, die mit der Deutschen Post und der Wupper-Sieg AG., den neuen Autobus-Bahnhof an der Hohenzollernbrücke benutzen wird, einige Versuchsfahrten an den Bahnsteigen der neuen Verkehrsanlage vor, die in ihren wesentlichen Zügen bereits fertiggestellt ist. Sowohl einzeln als auch mit Anhängern maßen die Busse die Kurveneinfahrten zu den Bahnsteigen praktisch aus. Da der Omnibusbahnhof als zentrale Ankunfts- und Abfahrtstelle aller Omnisbuslinien in Köln bereits Ende dieses Monats in Betrieb genommen werden soll, lassen die jetzt vorgenommenen Versuchsfahrten darauf schließen, daß dieser Termin eingehalten werden kann. Wir erleben es also innerhalb weniger Tage, daß sowohl in der Personenbeförderung wie im Kraftgüterverkehr erhebliche Verbesserungen erzielt werden, die über den Kölner Raum hinaus wirksam werden.




Busse fuhren Probe an "ihrem" künftigen Bahnhof


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