Kölnische
Rundschau vom 31. Juli 1948
Braunkohle an der Dreizonen-Ecke
Neu Förderaussichten in der Nähe des Stegkopfes - Abbaubeginn wird erwartet
(KR) Köln, 30. Juli. Es ist bekannt, daß die Westerwälder - Braunkohlenvorkommen recht ergiebig sind, daß aber verschiedene Hindernisse, wie schlechte Abbau- und Lagerungsverhältnisse, verkehrstechnische Schwierigkeiten usw., eine umfassende Förderung und Erschließung der Vorkommen bisher nicht erlaubten. Das Zentrum der Westerwälder Braunkohle liegt im Raume von Höhn, wo die Grube Alexandria mit ihren nahezu 500 Mann zählenden Belegschaft als Schwerpunkt zu bezeichnen ist. Wegen des geringen Festigkeits- und Heizgehaltes wird die Höhner Braunkohle fast ausschließlich in einem in der Nähe gelegenen Kraftwerk verarbeitet. Zurzeit liegt die monatliche Förderung bei Alexandria an der 8000-t-Grenze.
Eine bedeutsame Entwicklung in der Braunkohlenförderung am Rande des Westerwaldes bahnt sich an der Dreizonenecke unweit des Stegkopfes an, dort, wo früher der Schnittpunkt der drei Provinzen Hessen, Rheinland und Westfalen lag. Die Braunkohle-Vorkommen bei Emmerzhausen sind nicht neu. Dort wurde schon vor 100 Jahren Braunkohle gewonnen , und zwar am Distrikt Großer Hau. Das entdeckte Flöz war ergiebig, wurde bis in die siebziger Jahre bis zu 2 m Mächtigkeit durch einen Stollen abgebaut, wurde aber aufgegeben, weil das Ruhrgebiet durch billige Steinkohle die Braunkohle des Stegkopfs verdrängte. Die Planungen für eine weitere Ausbeutung setzten sich im ersten Jahrzehnt des Jahrhunderts durch, der Stollen wurde bis zu 600 m vorgetrieben, wo in der Kohlenmulde Kohlenadern von über 3 m Mächtigkeit freigelegt wurden. Die Arbeiten wurden eingestellt.
Nach weiteren Abbauversuchen in den zwanziger Jahren hat man nun mit neuzeitlichen Hilfsmitteln die vierte Abbauperiode eingeleitet. Ein Stollen wurde angesetzt, der das Muldentiefste erreicht. Er geht auf 650 m Länge. Bis jetzt sind etwa vier Fünftel der Strecke bewältigt: Hochbrecher zu den Vorkommen sind fertiggestellt. Die Mächtigkeit der neuerdings freigelegten Flöze geht bis zu 3 und 4 m. Man vermutet in der weiteren Aufdeckung der Adern und Lager noch größere Mächtigkeit und man ist davon überzeugt, daß die in Ost-West-Richtung verlaufenden Kohlenlagerungen äußerst ergiebig sind und schätzt eine lange Ausbeute. Bergfachleute sind mit den erforderlichen Planungen beschäftigt.