Kölnische
Rundschau vom 29. Juli 1948
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Um
Bottenbroich wird noch gekämpft
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Unter dieser Überschrift
brachten wir kürzlich einen Artikel, beim infolge eines
Versehens ein einleitender Satz fortfiel, der mitteilte, daß
es sich dabei um eine Stellungnahme aus dem Blickfeld der
Bergbauindustrie handelt. Der Klarheit wegen tragen wir dies heute
nach. Der Umsiedlungsausschuß Bottenbroich bittet uns nun, in
diesem Zusammenhang auch einer Darstellung von seiner Seite Raum zu
geben. Wir tun dies in der Hoffnung, daß die offene Aussprache
der beste Weg ist, die beiderseitigen Standpunkte schließlich
auf dem objektiven Boden gemeinsamer Interessen zusammenzuführen.
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Wir müssen uns gegen die
Darstellung des Artikels in Nr. 84 verwahren, weil uns einzelnes wie
eine Verhöhnung anmuten muß. Wenn es in dem Artikel
heißt: Es geht nicht an, daß die Umsiedler (die
wenigsten sind übrigens alteingesessene Bauern, denen eine
Tradition lieber ist als ein auf der Hand liegender Vorteil) neben
der Entschädigung, die immerhin, wie man zugeben muß,
gerechten Ansprüchen Rechnung trägt, noch - Aktienbesitzer
werden wollen, so fordern wir auf, uns diejenigen Umsiedler
mitzuteilen, die im Kampf um die gerechte Beurteilung ihres Falles
noch Aktienbesitzer werden wollen. Wenn von alteingesessenen Bauern
gesprochen wird, so scheint dem Schreiber der Ort Bottenbroich vor
dem Jahre 1948 bestimmt nicht bekannt gewesen zu sein.
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Seine statistischen Angaben wollen
wir nicht bezweifeln. Fest steht aber, daß der größte
Teil der in Frage kommenden Umsiedler noch alteingesessene Bewohner
sind, wenn sie auch nicht in Bottenbroich geboren waren. Darauf
kommt es ja letzten Endes nicht an. Es handelt sich hier um die
Tatsache, daß die Leute ein mühsam erworbenes Eigentum
preisgeben müssen und auch heute größtenteils noch
nicht wissen, wie sich die Neuregelung gestalten wird.
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Auch in dem Satz, daß man
keine friedensmäßigen Wohnungen erwarten kann
(wie sie die Umsiedler zum größten Teil ja gar nicht
hatten), liegt eine falsche Darstellung, die jedem klar ist, der die
Wohnungen und Häuser gesehen hat, die bereits dem Bagger zum
Opfer gefallen sind. Wir glauben bestimmt annehmen zu dürfen,
daß massive Steinhäuser, die alle erst nach 1900 erbaut
wurden, wohl einen friedensmäßigen Charakter hatten.
Bottenbroich führt nach wie vor einen schweren Kampf um Recht
und Gerechtigkeit. Deshalb erscheint uns auch der Vergleich der
Umsiedlung mit Verlusten aus der Kriegszeit völlig deplaciert.
Man kann die Hergabe des Heimatbodens und Eigentums nicht mit den
Verlusten vergleichen, die von der Kriegswalze in unserem Lande
angerichtet wurden. Wir müssen auf einer Berücksichtigung
unserer menschlichen Interessen bestehen. Nur dann wird die Wunde
heilen können, die der Verlust der Heimat allen Bottenbroichern
beigebracht hat.
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