Kölnische
Rundschau vom 28. Oktober 1949
Silberjubiläum im St.-Vinzenzhaus
Kerpen. Am 30. Oktober feiert der geistliche Rektor Eduard Klauke sein 25jähriges Dienstjubiläum am St. Vinzenzhaus in Kerpen. Rektor Klauke wurde am 29.3.1888 in Boppard, als Sohn des nachmaligen Geh. Oberregierungsrates Klauke geboren. Nach Absolvierung der Gymnasialstudien am Hohenzollern-Gymnasium in Düsseldorf, studierte er an den Universitäten Bonn und Freiburg am 15.8.1916 erhielt er im hohen Dome zu Köln die Priesterweise. Die erste Anstellung erhielt er bei der Stiftskirche in Bonn. Es sollte wohl vorbedeutend für seinen späteren Lebensweg sein, daß ihm dort die gesamte Seelsorge an der Provinzialirrenanstalt übertragen wurde, die er bis zum Jahre 1921 ausübte. Nach kürzerer Tätigkeit an St. Heinrich in Krefeld-Uerdingen, St. Martin in Düsseldorf und der Lungenheilstätte Roßbach/Sieg, erhielt er am 30.10.1924 seine Berufung als geistlicher Rektor an das St. Vinzenzhaus in Kerpen.
Wenig bekannt sein dürfte, daß dieses Haus der großen christlichen Nächstenliebe dem Schwesternorden der armen Dienstmägde Christi gehört. Schon in den ersten Wochen der Amtstätigkeit, trug Rektor Klauke Sorge, daß für die stark angewachsene katholische Bevölkerung im oberen Stadtteile Kerpens sonntäglich zwei Messen gehalten wurden.
Sein ganz besonderer Verdienst ist jedoch der großzügige Ausbau des Hauses in den Jahren 1932 bis 34. Neben dem technisch-modernen, bestimmungsgemäß fürsorgenden Inneneinrichtungen, den großen und praktischen Wirtschaftsräumen, unterhält das Haus einen Kindergarten und andere zweckentsprechend öffentlich zugängige räume. Daß die einzig schöne Hauskapelle für manchen zum liebgewonnenen Gotteshause geworden ist, vornehmlich nach Zerstörung der Pfarrkirche, bedarf keiner besonderen Anführung. Gottesdienst im Vinzenzhause, Kapellenschmuck der Schwestern, sind für jeden Bürger des Kolpingsstädtchens anheimelnde Begriffe. So ist denn heute das St. Vinzenzhaus eines der schönsten Bauwerke der Stadt.
Gegenwärtig sind in dem Hause 170 arme Irrenkinder jeglichen Alters und aus jeglicher Bevölkerungsschicht untergebracht. Rektor Klauke obliegt die religiöse Betreuung. Bedeutet schon die allgemeine seelsorgliche Unterweisung eine nicht leichte Berufsaufgabe, wie weit größer mögen die Opfer sein, die hinter diesen Steinmauern im Laufe von 25 langen Jahren, völlig unbekannt für die Außenwelt, von einem Priesterleben getragen wurden.
Wenn auch Rektor Klauke durch diese Berufserfüllung eine schwere Bürde auferlegt ist, so sind sein Dienst am Altare, sein Wort in der Kanzel immer wieder fromme Anziehungspunkte. Wie manchem Christenherz hat er als beliebter Beichtvater beigestanden. Und zeugt es nicht von einer ganz besonderen Charaktereigenschaft, wenn er diesen Dienst schon seit 1928 aus reiner Freundschaft zu dem hochbetagten Oberpfarrer zusätzlich an der Stiftspfarre übernahm!?
Aber trotz aller Mühen und oft zu großen Sorgen, ist Rektor Klauke bis in seine alten Tage das Kind des sonnigen Rheines geblieben. Stets hat er sein heiteres Gemüt bewahrt. Durch sein nur immer freundliches Wesen und seine stete Hilfsbereitschaft, erfreut er sich allgemeiner Beliebtheit bei jung und alt.
Wenn sich nun in diesen Tagen der Reigen 25 langer, zwar stiller, aber um so arbeitsreicher Berufsjahre schließt, dann schlagen Rektor Klauke die Herzen der ganzen Bevölkerung der Kolpingstadt entgegen. - Herzlichen Glückwunsch zum Jubeltage und ad mutlos annos.
F.V.