Kölnische
Rundschau vom 25. Oktober 1949
Treue Freunde der Eifel trafen sich in Brühl
Hauptvorstandssitzung des Eifelvereins - Immer noch keine formelle Einheit
(KR) Brühl. Zum zweiten Male in der 61jährigen Geschichte des Eifelvereins war Brühl - wie vor 25 Jahren - Tagungsort seines Hauptvorstandes. Nach internen Vorbesprechungen im engeren Vorstand eröffnete der fast 81jährige Vorsitzende, Geh. Regierungsrat Rintelen (Godesberg), mit jugendlicher Vitalität die Vorstandssitzung, zu welcher die über 8.000 Mitglieder aus 60 Ortsgruppen Vertreter entsandt hatten. Namens der Brühler Ortsgruppe begrüßte deren Vorsitzender Pruskowski, im Auftrage der Brühler Stadtverwaltung und Stadtvertretung die prominenten Freunde und Förderer der Eifel. Nachdem der verstorbenen Wandergenossen und des furchtbaren Unglücks, das die Eifelstadt Prüm getroffen hat, würdig gedacht war, wurden zunächst allgemeine Organisationsfragen besprochen. Die
Wiederbelebung der Vereinsarbeit
nach dem Zusammenbruch wurde durch die Vorschriften der Besatzungsmächte, besonders durch die Zerreißung des Heimatgebirges in zwei Zonenteile ungeheuer erschwert. Obwohl die Tätigkeit des Hauptvereins zu zwei Dritteln der Wiedervereinigung der durch die Zonengrenze geschiedenen Nord- und Südgruppen galt, war es bis heute nicht möglich, die formelle Einheit des Eifelvereins wieder herzustellen.
In stärkerem Maße, als es in den letzten Jahren möglich war, wird der Verein künftig wieder durch Publikationen seine Bestrebungen verbreiten. So erscheint erstmals wieder das Eifelheimatbuch mit den besten Beiträgen des Mitteilungsblattes aus den letzten 25 Jahren. Das über 50jährige
Vereinsblatt Die Eifel
brachte es wieder auf größeren Umfang und größeres Format. Auch die Förderung der Eifellliteratur (Viebig, Mathar, Volkmann, v. Wille), der Eifelkalender, Lichtbild-Serien der Heimatlandschaft sind Hauptanliegen des großen Kultur-Vereins.
Für den Ausbau des Wegewesens
seiner Markierung und Beschriftung sowie für die Herausgabe des erforderlichen Kartenmaterials fehlte es in der Vergangenheit nicht nur an den materiellen Voraussetzungen; die Verminung großer Teile des Gebietes, die leider noch immer fließende Westgrenze, die Behinderungen der Besatzungsmächte, die z.B. in der französischen Zone Karten unter 1:200.000 nicht gestatten, stehen den Unternehmungen hemmend im Wege. So ist für die nächsten 2-3 Jahre mit der Neuherausgabe des Eifelführers nicht zu rechnen.
Das Wanderwesen
hat sich allgemein günstig entfaltet; die Sonderformen der Sternwanderungen, Ferienwanderungen, das Jugendwandern und die Freundschaftswanderungen mehrerer Ortsgruppen gemeinsam erfreuen sich immer steigender Beliebtheit. Die Gewinnung preisbegünstigter Einkehrstätten wird dem Wandern noch mehr Antrieb geben.
Die große Bedeutsamkeit des vom Eifelverein gepflegten veredelten, kultivierten Wanderns wurde deutlich, als sich zu ihm maßgebliche Persönlichkeiten, darunter die Landräte der Eifelkreis, bekannten und im Gegensatz dazu die immer mehr überhandnehmenden Amüsier-Unternehmungen gewisser Reise-Betriebe als Schädigungen der gediegenen Heimatart und fragwürdige wirtschaftliche Hilfe charakterisierten.
Die Verminung der Eifel
ist noch auf Jahre hinaus eine
Gefahr; im Raume Aachen wurden in den letzten zwei Jahren 460.000
Minen geräumt; die Such- und Entminungskommandos stellen jedoch
im nächsten Jahre ihre Arbeit ein. Um so aufmerksamer müssen
Wanderer sein und jeden verdächtigen Fund sowohl der nächsten
Forststelle als den Eifelvereins-Warten melden.
Die
Borkenkäfer-Gefahr in der Eifel ist beseitigt; desto kritischer
droht die ungehinderte Vermehrung des Schwarz- und Rotwildes zu
werden, die zu einer ernsten
Gefährdung des
Laubwaldes
wird; zu seinem Schutze müßten teure, unschöne und doch unzuverlässige umfangreiche Gatteranlagen errichtet werden; da das nötige Geld fehlt, ist zu befürchten, daß die gesamte Aufforstung sich auf Nadelbäume beschränken muß. Selbst nach Aufhebung des Waffenverbotes ist nicht abzusehen, wie der gewöhnliche Forstbeamte ein Jagdgewehr für 1.500 DM bezahlen soll.
Zur Aktivierung des Jugendwanderns wir der Eifelverein die
Anerkennung als Jugendpflegeverein
bei den Sozialministerien in Düsseldorf und Koblenz beantragen, wovon man sich mancherlei ideelle und materielle Vorteile versprechen darf.
Zur wirtschaftlichen Hebung der Südwesteifel faßte der Vorstand eine Resolution, die Wiederaufnahme der Eisenbahnstrecke Pronsfeld-Neuerburg nachdrücklich zu fordern.
Zum Abschluß der Tagung wurden alle Ortsgruppen zu Spenden für die leidende Stadt Prüm aufgerufen.