Kölnische Rundschau vom 14. Oktober 1949

Villa „Sophienhöhe“ wird Kinderheim

Lungenkranke Kinder sollen hier wieder gesund werden

Niederbolheim. Wenn man die Straße Blatzheim - Nörvenich passiert, fällt der Blick unwillkürlich auf ein großes Gebäude, dessen Zinnen und Türme aus einem etwa 250 Meter links von der Straße liegenden großen Park hervorschauen. Es handelt sich um die Villa „Sophienhöhe“, die dort an einer idyllischen Stelle auf einem Höhenrücken errichtet, etwa 300 Meter vor der eigentlichen Ortschaft Niederbolheim liegt. Das Anwesen wurde in den Jahren 1892 bis 1893 von dem Gutsbesitzer Josef Bollig erbaut. Als Herrenhaus gehörte die Villa zu dem Gute „Antoniterhof“ in Niederbolheim. Das Herrenhaus wurde nach den Rufnamen der Ehefrau des Besitzers „Sophie“ geb. Stollwerk benannt. Später gingen Gut Antoniterhof und Herrenhaus Sophienhöhe in den Besitz des Gymnasialstiftungsfonds Köln über. Im Jahre 1939 wechselte das Herrenhaus wieder seinen Besitzer. Ein Kaufmann aus Düsseldorf erwarb das Anwesen und richtete in den Kellerräumen eine Fabrik zur Herstellung von Silberputztüchern ein. Das Besitztum erlitt in dem Kriegsjahren große Schäden, so daß die Räume kaum noch bewohnbar waren. Frühere Bemühungen, das schön gelegene Anwesen der Allgemeinheit nutzbar zu machen, sind immer fehlgeschlagen, bis es vor Jahresfrist der Landesversicherungsanstalt Düsseldorf gelang, die Besitzung käuflich zu erwerben. Die Käuferin will in dem Haus eine Anstalt für lungenkranke Kinder (Jungen im Alter von 5 - 15 Jahren) unterbringen.


„Sophienhöhe“ - Zeichnung: Hermann Jos. Baum

Seit einem Jahre sind Handwerker dabei, das Haus für die Unterbringung der gemeinnützigen Anstalt instandzusetzen. Außer großen Renovierungsarbeiten waren Neuanlagen dringend erforderlich. Das Gebäude hat außer einem Anbau ein vollkommen neues Dach erhalten, außerdem bekommt es neue Heizungs-, Licht- und Installationsanlagen. Bei der Besichtigung des Hauses waren an allen Ecken Handwerker eifrig dabei, die noch notwendigen Arbeiten auszuführen, damit die Leitung ihr Vorhaben, die Anstalt noch Ende dieses Jahres ihrer Bestimmung zu übergeben, ausführen kann. Man gibt sich alle erdenkliche Mühe, den zukünftigen Insassen des Hauses ein gemütliches und mit allen Komfort ausgestattetes Heim zur Verfügung zu stellen. Die innere und äußere Gestaltung des Hauses und der Anlagen werden nicht unwesentlich zur Heizungs-, Licht- und Installationsanlagen. Bei dem Rundgang durch die noch im Werden begriffene Heilanstalt kamen wir zuerst in die Kellerräume. Hier sind untergebracht eine große Küche mit Elektroherd, Kippbratpfanne und zwei Dampfkippkesseln, und eine Sitzecke für das Personal. Daneben liegt eine große Spülküche. In dem anschließenden Raume finden wir die sogenannte kalte Küche, in der der Tagesbedarf aufbewahrt wird. Von hier aus geht ein Aufzug zu der im Erdgeschoß liegenden Anrichte. In den Kellerräumen sind weiter untergebracht ein Umkleideraum für die Kinder mit anschließendem Baderaum. Vier Wannen und eine Duschanlage sind die Bestandteile des Bades, dem sich ein Baderaum und eine Toilette für das Personal angliedert. Die große Heizungsanlage (Dampfheizung) ist in einem 1,70 Meter unter dem Kellerniveau liegenden Raume untergebracht. Die auf der rechten Seite liegenden Räume dienen zur Unterbringung von Vorräten aller Art. Von der Ostseite betritt man durch den Haupteingang das geräumige Erdgeschoß. Im rechten Flügel des Erdgeschosses liegen: Verwaltungsbüro mit anschließendem Labor, das Behandlungs- bezw. Untersuchungszimmer mit Röntgen- und Höhensonnenanlagen. Anschließend befindet sich das Wohn- und Schlafzimmer des leitenden Arztes. Die große Halle in der Mitte ist am Haupteingang mit einer Glaswand gegen das Treppenhaus abgeschlossen. Eine große Fensterwand an der Stirnseite der Halle bietet Ausblick auf Terrasse und Park. In dieser hohen, lichten, luftigen Halle ist der Tagesraum eingerichtet, in dem sich die Kinder aufhalten sollen, falls die Witterung nicht zuläßt, Terrasse und Park zu benutzen. Links neben der großen Halle liegen Schuhputzraum, Speisesaal, Spielzimmer mit anschließender Anrichte und Schwesterneßzimmer. Eine breite Treppe führt zum ersten Obergeschoß.

Im ersten Obergeschoß wird die eigentliche Krankenstation untergebracht. In der in der Mitte liegenden großen Halle, die durch eine Glaswand vom Treppenhause abgeschlossen ist, befindet sich eine große Waschanlage mit 14 Waschbecken, die in Reihenform angebracht sind. Rechts vom Eingange liegt der Schlafsaal. Daran anschließend Bereitschaftszimmer und Teeküche mit zwei Beobachtungsfenstern zu den nebenan liegenden Schlafsälen. Neben dem Beobachtungszimmer liegt noch ein Schlafsaal für Kleinkinder. Auf der linken Seite des ersten Obergeschosses befinden sich sechs Schlafsäle. Auf halben Geschoßhöhe zum zweiten Obergeschoß liegt das Isolierzimmer. Im zweiten Obergeschoß sind die Räume für das Personal. - Eine Transformatorenstation wird noch gebaut. Weiter ist im kommenden Jahre der Bau einer großen Liegehalle vorgesehen. Der bis jetzt hauswirtschaftlich genutzte große Garten wird Rasenplatz und Grünanlage. In den ausgedehnten Parkanlagen (ca. 20 Morgen), die in luftiger Höhe liegen, können sich die Kinder gut erholen. Außerdem sind die in der Nähe liegenden ausgedehnten Waldungen in wenigen Minuten zu erreichen. Vorgesehen ist die Unterbringung von 50 Kindern. Die Umbauten und Renovierungsarbeiten wurden von der Bauabteilung der Landesversicherungsanstalt Düsseldorf ausgeführt.

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