Kölnische
Rundschau Beilage Nr. 12, Dezember 1948
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Der letzte
Erftland-Postillion
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Meine Gedanken überspringen die
kriegsdunklen Jahre und sind bei dem schönen Nachmittag in der
Thorrer Gasse in Bergheim. Ich saß bei Johann Spohr, der heute
noch unvergessen und in die Heimatgeschichte eingegangen ist. Es war
damals 40 Jahre her, daß er zum letzten Male das Posthorn der
Erftlandpost geblasen hatte.
Schön war mein Beruf
in jungen Jahren vor meiner Tätigkeit im Brikettwerk Fortuna,
so erzählte der letzte Postillion. Aber so leicht, wie
sich das manche Leute vorstellen, war's doch nicht. Manchmal haben
mich die Bauern mit meinem Postwagen aus den Schneemassen ausgraben
müssen. Und was die Rübenkampagne für einen
Wagenlenker bringt, brauche ich wohl nicht zu sagen. Die
denkwürdigste Fahrt mußte ich eines Tages mit dem
Schlitten machen. Das war in meinem letzten Postillionsjahr, als die
Schienenstränge und Maschinen meinen Postwagen zu verdrängen
begannen. Drei Millionen Mark für den Eisenbahnbau, in Gold-
und Silberstücken, habe ich transportiert. Trotz aller Vorsicht
geriet ich zu weit an den rechten Straßenabhang, der Schlitten
schlug um und die Geldsäckchen flogen in den Schnee. Ich blies
und blies in mein Horn und stand Wache bei dem Millionenschatz, bis
endlich zwei Briefträger, die nach mir ausgeschickt worden
waren, zu Hilfe kamen. Diesmal bekam ich keine Strafe für die
Verspätung; sonst mußte der Postillion für jede
Minute, die er verspätet am Ziel eintraf, einen Groschen
blechen. - Die Posthalterei in Bergheim stellte damals dem Kölner
Rosenmontagszug 12 Pferde zur Verfügung. An dem Tage trug ich
statt Postillion-Uniform den Fastelovendsanzug.
Fr. P.
Kürten
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