Kölnische Rundschau vom 9. November 1949

Die Erstürmung der Kerpener Burg

Aus der wechselvollen Geschichte der Kolpingstadt

Kerpen. Das Kolpingsstädtchen hat eine sehr bewegte Vergangenheit zu verzeichnen. Johann Franz Heyd, von 1797 bis 1824 Pfarrer in seiner Heimatstadt und ihr Ortsgeschichtsschreiber, berichtet in seinen „Beiträgen zur Geschichte von Kerpen“, daß über die damalige Herrschaft Kerpen und Lommersum eine geographische Karte vorhanden sei. Es handelt sich um eine Karte, die folgende (ins Hochdeutsche übertragene) Inschrift trägt: „Geographische Beschreibung des Landes und der Herrschaft Kerpen und Lommersum im Herzogtum Brabant, von Gerhard Stempel aus Geuda, Kanoniker zu St. Georg, Köln 1587.“


Zu dieser Karte gehört eine lateinische Chronik, die über Kerpen folgendes bemerkt: „Der Hauptort in diesem Gebiete ist Kerpen, der von den Herzögen von Brabant mit gewissen Vorrechten bedacht wurde. - Nahe der Stadt liegt eine feste Burg, die durch Gräben, Vorwerke und einen stattlichen Wehrgang trefflich geschützt ist. Sie wurde von dem erlauchten Herzog Johann I. von Brabant erbaut, der sie und die ganze Herrschaft von Kerpen von der edlen Familie von Gymnich für sich und seine Nachkommen erwarb.“ Burg und Herrschaft Kerpen-Lommersum blieben bei Brabant, das seinerseits anfangs des 15. Jahrhunderts an die Herzöge von Burgund fiel. Mi Maria von Burgund kam es zur Habsburgischen Hausmacht. Ihr und Kaiser Maximilian I. Sohn Philipp heiratet die Erbin Spaniens. Dessen Söhne, die nachmaligen Deutschen Kaiser Karl V. und Ferdinand I., teilten im Jahre 1522 das Gesamterbe der Habsburger, wobei Ferdinand die österreichischen, Karl die rheinischen Lande erhielt. Damit kamen auch Kerpen und Lommersum an Spanien und die Kerpener zu ihrem noch heute im Volksmunde der Nachbarschaft lebenden Namen „Span'sch Volk“. Unser Bild zeigt die Burg in etwas geschmeichelter Landschaft - während oder nach einer Belagerung. Im Verlauf der Erhebung der Niederlande gegen die spanische Herrschaft, war die Feste Kerpen von den Niederländern unter dem Hauptmann Bilius von Utrecht anfangs November 1578 überrumpelt worden. Am Dreikönigstag 1879 wurde die Feste von den Spaniern unter Oberst Mondragon wieder eingenommen.

Von diesem Ereignis berichtet ein Gedicht, das unter dem Bilde aufgezeichnet wurde, aber auch die vorerwähnte lateinische Chronik: „Mondragon - - griff den Ort Kerpen und die nahegelegene Burg an, die auf ihre Festigkeit und Verwegenheit ihres Befehlshabers vertraute. Bilius von Utrecht hatte die Feste, nachdem er die Truppen des spanischen Königs daraus vertrieben und den Kommandanten Bloem aufgeknüpft hatte, in seine Hand gebracht. Stadt und Burg behandelte er mit Willkür und Grausamkeit. Mondragon ließ Geschütze heranschaffen, legte Bresche in der Mauer und erstürmte die Burg am 4. Tage. Die meisten Verteidiger wurden an den vor der Burg stehenden Bäumen aufgehängt, da sie wie Räuber in den umliegenden Dörfern gehaust hatten. Der Kommandant der Feste, Hauptmann Bilius, erhielt an dem Galgen, den er über der Zugangsbrücke errichtet hatte, die verdiente Strafe.“

Ein Erdhügel im östlichen Teil des Städtchens mit verschiedenen Baumreihen (der ehemalige innere Schloßhof) sind die übriggebliebenen Wahrzeichen des einst umstrittenen Schlosses.

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