Kölnische
Rundschau vom 8. Mai 1948-
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Die dritte
Brücke in neunzig Jahren
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Zur Freigabe der Kölner
Hohenzollernbrücke - Zeitgemäßer Brückenbau
Die erste Kölner Eisenbahnbrücke wurde in den
Jahren 1855 bis 1859 errichtet. Sie wurde 1907/11 abgebaut und durch
die Hohenzollernbrücke ersetzt, die im Jahre 1945 der Sprengung
zum Opfer fiel. Heute wird nun die provisorisch wiederhergestellte
Hohenzollernbrücke, die künftig Dombrücke
heißen soll, dem Verkehr übergeben. Zwei Gleise führt
sie über den Strom und erschließt einen neuen wichtigen
Abschnitt im Wiederaufbau nicht nur des deutschen, sondern auch des
europäischen Verkehrsnetzes. Es ist technisch etwas anderes,
eine neue Brücke zu bauen oder eine zerstörte
wiederherzustellen.
Der schwierige Neuaufbau der gesprengten
Brücke war der Firma Stahlbau-Rheinhausen gestellt. Wegen der
einmaligen Bedeutung dieser Aufgabe haben wir die Firma gebeten, uns
über ihre schwierige technische Arbeit zu berichten:
In
den Jahren 1908 bis 1910 ist die Hohenzollernbrücke entstanden.
Vier Eisenbahngleise wurden über den Rhein geführt und
eine breite Straße. Insgesamt waren 16.000 Tonnen Stahl
eingebaut worden. Zwei mächtige Mittelpfeiler trugen die
Konstruktion.
Die Zerstörung im Jahre 1945
Im
März 1945 wurde der Befehl zur Sprengung der Hohenzollernbrücke
gegeben. Die beiden riesigen Mittelpfeiler wurden vollständig
zertrümmert. Mit ihnen stürzen rund 17.000 Tonnen
Stahlkonstruktion fast 20 Meter in die Tiefe, und da auch die
Südbrücke das Schicksal fast aller Rheinbrücken
erlitt, waren alle sechs Kölner Gleise über den Strom
unterbrochen. Der Hauptbahnhof war lahmgelegt.
Selbst
maßgebende Stellen waren der Auffassung, daß die
Hohenzollernbrücke wohl für immer ausgeschaltet sei.
Es
gelang, die Südbrücke durch eine zerlegbare Stahlbrücke,
genannt SKR-Brücke, bereits zum Mai 1946 eingleisig wieder dem
Verkehr zu übergeben. Das bedeutete allerdings nur die
notdürftigste Verbindung über den Rhein.
Die
erste Arbeit
die sich die Reichsbahndirektion Köln
stellte, war es, von der Hohenzollernbrücke zu retten, was noch
zu retten war. Die Mittelöffnungen waren verloren. Die
Seitenöffnungen erschienen jedoch, obwohl sie von vielen
Sprenglöchern durchsiebt, aus der Achse geschleudert, verbogen
und verbeult waren, noch in irgendeiner Form verwendungsfähig.
Schon im Jahre 1945 erhielt Stahlbau-Rheinhausen den
Auftrag, die Seitenöffnungen zu heben. Dies war notwendig, weil
sonst der dauernde Angriff von Eis und Hochwasser auch die Reste der
Brücke zerstört hätte.
Das System der
Brücke wurde geändert,
um überhaupt
anheben zu können. Verstärkungen mußten eingebaut
werden. Jede Herstellung einer größeren Schadensstelle
war schon ein Problem für sich. Doch der intensive Kontakt
zwischen Behörde, Konstruktionsbüro und Baustelle lohnte
sich. Der erste Versuch gelang, und bereits im Mai 1947 war ein
zweigleisiger Überbau der Kölner Seitenöffnung
gehoben und dem Verkehr als Auszugsgleis für den Hauptbahnhof
nutzbar gemacht. Die Reichsbahndirektion konnte nun daran denken,
das fehlende Mittelteil der Brücke zu ersetzen und so
wenigstens die zweigleisige Verbindung über den Rhein
wiederherzustellen.
Die mittlere Spannweite beträgt
120 m
Für Montagegerüste war weder Material
vorhanden noch durfte die enge Schiffahrtsrinne hierfür
freigegeben werden. Also wurde die Brücke frei über den
Strom vorgebaut. Die zweigleisige Verbindung sollte jedenfalls bis
zum 9. Mai 1948 hergestellt sein. Es wurde gleichzeitig von beiden
Enden gegen die Mitte zu frei vorgebaut; bereits am 13. April war
die Brücke geschlossen und damit der schwierigste Teil der
Montage geschafft.
Der Reichsbahndirektion Köln ist die
Arbeit gelungen. Mit dem Entwurf und der Ausführung der
Stahlkonstruktion hat sie Stahlbau-Rheinhausen verantwortlich
betreut. Zur Unterstützung von Werkstatt und Montage wurden
weitere Firmen aus dem Kölner Bereich hinzugezogen. Die
Tiefbauarbeiten lagen in Händen der Firmen Grün &
Bilfinger sowie Butzer & Co.
Eine fast unmöglich
scheinendes Werk ist getan. Aus Trümmern ist die Brücke
neu wieder erstanden. Der Hauptbahnhof hat endlich seine Verbindung
mit Deutz erhalten. Köln hat wieder drei Eisenbahngleise über
den Rhein. Das alles war nur möglich, dank der Tatkraft und
Zusammenarbeit der verantwortlichen Stellen und aller beteiligten
Firmen.
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