Kölnische Rundschau vom 6. August 1949

Blei - aus dem Herzen der Eifel

Erz unter der Erde und aus Bergen gesprengt

Acht Monate lang förderten von Oktober 1947 bis zum Frühjahr 1948 die Pumpen der Gewerkschaft Mechernicher Werke in der Eifel 20 Millionen Kubikmeter Wasser aus dem Untertagebau des größten Bleierzvorkommens Westeuropas. Rund 1100 Gruben- und Hüttenarbeitern gibt dieses Werk Arbeit. Die Arbeitsstätten waren ersoffen, die Betriebsanlagen ausgeplündert und verrottet. Nach dreijährigem Stillstand rauchte das Wahrzeichen dieser Gegend, „der lange Emil“, wieder.

130 Meter unter Tage formen dicke Schutzanzüge, Gummistiefel, Steigerkappe und Karbidlampen das Bild. Mit dem Förderkorb ging es im Zweimeter-Sekundentempo auf die dritte Sohle, 130 Meter tief. Tiefer geht es nicht, weil die vierte Sohle noch unter Wasser steht. In den Hauptstollen, in der Pumpenstation und in den unterirdischen Werkstätten brennt elektrisches Licht, dann sind wir

auf die Lampen angewiesen.

Leere oder mit Sandstein beladene Lorenzüge poltern vorüber. Durch einen Senkschacht gelangen wir 15 Meter aufwärts auf die höher gelegene Sohle und kommen vor Ort. „Glück auf!“ Schweißtriefend sind Hauer, Lehrhauer und Schlepper dabei, das Erz abzubauen, das aus kleineren und größeren in den Berg geschossenen Trichtern auf Bandanlagen und Rutschen gezogen und in die Loren transportiert wird. An vielen Stellen erkennt man deutlich das glitzernde Erz im Gestein. Man ist bestrebt, dem Bergmann durch moderne Einrichtungen die Arbeit zu erleichtern, aber unter Tage scheint nicht nur die Sonne. Und der Mechernicher „Kumpel“ ist bekannt. Der rheinische Untertage-Braunkohlenbergbau schätzt sein Können und seine Erfahrungen.

Nach anderthalbstündigem Rundgang, Auf- und Ab-Klettern fahren wir im Förderturm zum Tagebau hinauf. Bagger kratzen und schaufeln die erzhaltigen Sandsteinmassen in große Loren, die dann zum Aufbereitungswerk transportiert werden. Da - eine Großsprengung. Mit gewaltigem Getöse stürzen Gesteinsmassen von der Bergkuppe. 120 Schuß folgen, Blöcke wirbeln durch die Luft. Für einige Minuten ruhte die Arbeit in dem großen „Kessel“, dann wird weiter gefördert.

In der Hütte

Vom Untertage- und Tagebau wandern die Erzgesteinsmassen in die große Aufbereitung. Nach zahlreichen Arbeitsvorgängen in diesem Werk, nach Hand- und mechanischen Aussortierungen des erzhaltigen und des tauben Gesteins werden Steine und Staub in die große Mühle geleitet. Das dann gewonnene Bleikonzentrat kann schließlich zur nahen Hütte geschafft werden. Die Arbeitsvorgänge in der Aufbereitung sollen durch Umstellung auf eine amerikanische Spiralscheider-Anlage wesentlich vereinfacht und verbilligt werden.

In der Hütte, in der dem Konzentrat Blei und ein geringer Prozentsatz Silber entzogen werden, läuft das flüssige, rot schimmernde Erz aus drei großen Schachtöfen; in einem Riesentiegel schillert es in prachtvollen Farben. Schließlich wird das entsilberte Blei in Formen gegossen und abgekühlt.

hafa

© Copyright 2003 wisoveg.de
Zur Homepage