Kölnische Rundschau Beilage Nr. 5, Mai 1949

Stadtgründungen an der Erft

Während in anderen Gebieten des Rheinlandes schon im 12. und 13. Jh. von den Landesfürsten Städtegründungen vorgenommen wurden, treten in unserem Kreisgebiet die ersten Städte erst um die Wende vom 13. zum 14. Jh. auf. 1298 erhielt Bedburg Stadtrechte, 1317 wird Bergheim als Stadt erwähnt und 1361 Kaster.

In Bedburg residierten die Herren von Bedburg-Reifferscheid. Dem Beispiel anderer Dynasten folgend, erhoben sie ihre Residenz zur Stadt. In Bergheim und Kaster residierten zwar auch zeitweise jüngere Linien des Jülicher Grafenhauses. Aber diese Stadtgründungen erfolgten in erster Linie aus machtpolitischen Erwägungen. Die Herren von Jülich wollten in ihren Streitigkeiten mit Kurköln die wichtigen Erftübergänge bei Bergheim und Kaster fest in der Hand halten.

Sind auch die Ursachen, die zur Gründung der drei Städte führten, verschiedener Art, so hat doch der Verlauf der Städtegründung an allen drei Orten vieles Gemeinsame. In Bedburg und Bergheim bestanden schon lebenskräftige Siedlungen. Aber diese wurden bei der Stadtgründung nicht miteinbezogen. In Bergheim erfolgte eine vollständige Neugründung unabhängig von der bereits bestehenden Dorfsiedlung. Dorf und Stadt hatten auch in Zukunft eine gesonderte Entwicklung. In Bedburg wie in Kaster hingegen wurde das um die Burg sich erstreckende „suburbium“, die Burgsiedlung, mit Stadtrecht begabt. Hierbei sog in Bedburg die neugegründete Stadt die alte Dorfsiedlung allmählich auf.

In allen drei Fällen aber war die Lage der Kirche, im Gegensatz zu vielen anderen Stadtgründungen, ohne jede Bedeutung. In Bedburg lag die alte Lambertuskirche außerhalb des Städtchens in der alten Dorfsiedlung. Sie war Mutterkirche für die ganze Umgegend gewesen. In der Stadt Bergheim wurde eine Georgskapelle errichtet, die aber bis heute noch keine Pfarrrechte erlangt hat und immer von der Kirche in Bergheimerdorf abhängig blieb. In Kaster wurde ebenfalls erst nach der Stadterhebung eine Georgskapelle errichtet. Um die Mitte des 16. Jh. wurde sie von der Mutterkirche Lipp abgetrennt und zur selbständigen Pfarrkirche erhoben.

In wirtschaftspolitischer Hinsicht haben alle drei Städte größere Bedeutung nicht erlangt. Nur in Bergheim bildete sich infolge der günstigen Lage an einem wichtigeren Erftübergang ein größerer Handel aus. Dagegen ging die Bedeutung des Erftüberganges bei Kaster und damit auch der Durchgangsverkehr immer mehr zurück. So waren Bedburg und Kaster hauptsächlich agrarwirtschaftlich orientiert. Daneben finden wir in allen drei Städten auch eine bodenständige Handwerkerschaft.

J.T.

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